Wie in Lippe die Zukunft des uralten Werkstoffes Holz neu erdacht werden soll

Kreis Lippe. Smart Wood? Was soll das sein? Kann Holz überhaupt intelligent sein? Und ist ein Smart-Wood-Center also ein intelligentes Holz-Zentrum? Ja, sagt die Wirtschaftsförderung des Kreises Lippe, die in den Räumen des Landesverbandes in der Domäne in Brake ein ebensolches Smart-Wood-Center eröffnet hat.

Das Ziel: &bdquo;Eine Denk- und Forschungsfabrik für und von unterschiedlichen Branchenakteuren sowie für den Nachwuchs der innovativen Holzverarbeitung“, wie Wirtschaftsförderer Uwe Gotzeina sagt. Gebacken für Lippe mit seinem Holztechnik-Studiengang und vielen holzverarbeitenden Betrieben rundum in OWL mit dem Ziel, dem Jahrtausende alten Werkstoff Holz eine moderne Zukunft zu geben. Intelligent ist aber nicht das Holz, sondern hoffentlich sind es diejenigen, die etwas damit anfangen wollen.

Ein hochmoderner Maschinenpark Ein paar Wochen ist das Smart-Wood-Center nun am Start - Zeit für eine erste Bilanz. Immerhin haben Land NRW (2,2 Millionen Euro) und Landesverband Lippe als Vermieter zusammen 2,8 Millionen Euro in die Hand genommen, um die altehrwürdige Domäne in einen hochmodernen Maschinenpark samt Laboren und offenen Bürobereichen umzubauen. 25 Arbeitsplätze für Gründer sowie kleinere und mittlere Unternehmen sind vorhanden. Allerdings: Gut Ding will Weile haben - siehe Detmold. Der Gilde-Park - ebenfalls ein Gründerzentrum - hat Jahre gebraucht, bis er voll war.

Drei Mieter gibt es schon - sieht man genauer hin, ist einer der Mieter die Kreis-Wirtschaftsförderung selbst. Dazu kommen der &bdquo;CircuLignum e.V. “ und Sebastian Plate mit &bdquo;Plate Innovation“. Uwe Gotzeina ist stolz auf die drei, spricht von einem &bdquo;fulminanten Start“ und weist zum Beispiel auf das Werkstattgespräch am 23. Mai hin. Dann laden &bdquo;Välinge Innovation“ aus Schweden, die Technische Hochschule OWL und der Verein Holzhanse Studierende und Experten aus der Möbelindustrie nach Brake ein; es geht dann etwa um innovative Verbindungstechnologien und eine &bdquo;revolutionäre werkzeuglose Möbelklickverbindung“. Dieses Netzwerken sei ein primärer Zweck des Smart Wood-Centers, sagt Gotzeina, der beileibe nicht nur Mieter zählen will - und einen Monat nach der Eröffnung schon mal gar nicht.

Plate Innovation: Sebastian Plate hat Schreiner gelernt, dann Holztechnik studiert und fünf Jahre an der TH als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet; nun hat er sich selbstständig gemacht. Sozusagen der Prototyp eines Smart-Wood-Center-Mieters. Sein Ding: Funktionsintegrative Möbelbeschläge, &bdquo;die in die Platte wandern können“ - also nicht mehr gesehen werden. Außerdem leitet er die Geschäftsstelle der Interessengemeinschaft Leichtbau (IGEL): Leichtbau ist in Zeiten eines boomenden Wohnmobilmarktes, veränderter Führerscheinklassen und des Materialsparens generell der Markt der Zukunft. Es geht unter anderem darum, dass Schrauben (Spezialdübel erforderlich) oder Schubladenauszüge in leichten Holz/Kunststoffplatten ja irgendwie halten sollten. Sein Know-how will Plate unter anderem der Küchenindustrie anbieten.

Ziel: Klimaneutrales Arbeiten &bdquo; CircuLignum “: Der aus der Hochschule heraus entstandene Verein in einem Dreiklang aus Wirtschaftsingenieurwesen, Digitalisierung und Holztechnik setzt darauf, Material länger im Wirtschaftskreislauf zu halten. &bdquo;Warum sollen Verschnitte von hochwertigen Arbeitsplatten verfeuert werden?“, nennen Schatzmeister Martin Tremmel (ein Holztechniker) und Vorsitzender Luca Dreisörner ( Student des Wirtschaftsingenieurwesens) ein Beispiel für Restemanagement.

Klimaneutrales Arbeiten wird großgeschrieben. &bdquo;Der Verschnitt bei Platten liegt bei bis zu 50 Prozent“, weiß Tremmel . Der Verein holt diese Reste beim Produzenten ab, lagert sie in der Domäne ein und gibt sie via App zum Selbstkostenpreis an jedermann weiter. &bdquo;Das ist alles andere als ein halber Quadratmeter Sperrholz aus der Baumarkt-Restekiste. Das sind hochwertige Platten, manchmal aus Überproduktionen bei Farbwechseln“, erklärt Tremmel . Die Nähe zur TH und der Maschinenpark im Smart-Wood-Center böten &bdquo;optimale Voraussetzungen.“ Nun gelte es, Erfahrungen zu sammeln.

Start-Up-Center : Es bietet eine Rundum-Beratung für alle, die sich im Bereich Holz selbstständig machen wollen. Die Mitarbeiterinnen der Kreiswirtschaftsförderung kommen bei Bedarf nach Lemgo und helfen gern: Welche Räume und Maschinen werden benötigt? Was ist bei einer Geschäftsgründung zu beachten? Themen sind Fördermittelanträge, Versicherungen, Steuerfragen... Sie haben also die technische wie die kaufmännische Seite im Blick. Auch bei der &bdquo; CircuLignum “-Vereinsgründung hat Tabea Maelzer Tipps gegeben. Tremmel weiß ein Lied von den zu erledigenden Aufgaben zu singen. Auch bei der &bdquo; CircuLignum “-Gründung hat die Nähe zueinander also geholfen.

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