Deshalb ist die Auslieferung des Detmolder Umzugsunternehmers noch in der Schwebe

Detmold. Gefasst, aber nicht greifbar. Nach zehn Monaten ist die Flucht eines wegen nicht unerheblicher Betrugsvorwürfe angeklagten Umzugsunternehmers aus Detmold in Armenien beendet worden. Der 33-Jährige hatte sich vergangenen Sommer seinem anstehenden Verhandlungstermin entzogen und war untergetaucht. Wann - und vor allem - ob die armenischen Behörden den Detmolder überhaupt ausliefern, steht derweil noch nicht fest. Oberstaatsanwalt Ralf Vetter erklärt die Hintergründe.

Demnach war der per internationalem Haftbefehl gesuchte Detmolder von der Polizei aufgegriffen worden, als er per Flugzeug von der Türkei nach Armenien reisen wollte. &bdquo;Die armenischen Behörden haben bei der Grenzkontrolle am Flughafen die Personalien überprüft und festgestellt, dass er per Haftbefehl gesucht wird“, sagt Vetter. Daraufhin sei der Mann dort festgenommen worden.

Da es sich bei Armenien allerdings um kein EU-Land handele, sei das mit der Auslieferung deutlich komplizierter, sagt der Oberstaatsanwalt. Die armenischen Behörden hätten nun erst einmal einige Unterlagen angefordert, die sich auf die Personalien des Detmolders und die Tatvorwürfe beziehen.

Odyssee einer Auslieferung Das lasse sich nicht einfach per E-Mail erledigen, sondern die Dokumente müssten eine wahre Odyssee vom Bundesamt der Justiz über das Auswärtige Amt bis hin zu den armenischen Behörden durchlaufen. &bdquo;Die Armenier werden dann entscheiden, ob sie ihn ausliefern oder freilassen“, erklärt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter die Prozedur.

Müssen die hiesigen Ermittler also fürchten, dass ihnen der Gesuchte wieder durch die Lappen geht? Laut Vetter kommt es zwar vor, dass ausländische Behörden einen in einem anderen Land gesuchten mutmaßlichen Straftäter freilassen, das passiere aber eher selten. &bdquo;Das ist eher dann der Fall, wenn es bei den Beschuldigten um eigene Staatsangehörige geht.“ Nicht immer muss das für die mutmaßlichen Tatverdächtigen von Vorteil sein.

Der Oberstaatsanwalt nennt dafür einen Fall aus Paderborn als Beispiel, der 2009 für großes Entsetzen gesorgt hatte. Damals hatte der Täter ein Mädchen missbraucht, getötet und war in die Türkei geflüchtet. &bdquo;Die dortigen Behörden wollten ihn nicht ausliefern, am Ende hat er dort eine noch härtere Strafe bekommen, als ihn wahrscheinlich in Deutschland erwartet hätte“, erklärt Vetter. Der verurteilte Mörder werde den Rest seines Lebens in der Türkei hinter Gittern verbringen.

Staatsanwaltschaft wartet auf &bdquo;Go“ Umgekehrt lieferten Länder eher nicht aus, wenn der vermeintliche Tatvorwurf in den eigenen Gefilden gar nicht verboten sei. Die Schweiz würde beispielsweise niemanden wegen einfacher Steuerhinterziehung ausliefern, genauso wenig würde Deutschland jemanden nach Spanien wegen Majestätsbeleidigung ausliefern, nennt Vetter plastische Beispiele.

Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft Detmold vor einigen Wochen Unterlagen nach Armenien geschickt. Eine Antwort gebe es darauf bisher nicht. Sollten die armenischen Behörden das &bdquo;Go“ für die Auslieferung geben, würde die Staatsanwaltschaft wahrscheinlich Polizeibeamte aus Lippe oder Bielefeld mit dem Flugzeug nach Armenien schicken, um den Angeklagten abzuholen, erklärt Vetter.

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