Kreis Lippe. Im Jahr 2019 wurde das Teilhabechancengesetz eingeführt, welches ein neues Förderinstrument unter dem Namen „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ etablierte. Im Kreis Lippe wurde damals der Soziale Arbeitsmarkt durch das Jobcenter an den Start gebracht. Dieses Gesetz schloss eine bedeutende Lücke in der Arbeitsmarktintegration Langzeiterwerbsloser. Nach fünf Jahren sei es an der Zeit gewesen, eine Bilanz des Sozialen Arbeitsmarktes im Kreis Lippe zu ziehen, schreibt das Jobcenter Lippe in einer Pressemitteilung. Aus diesem Grund hatte das Jobcenter zu einer Jubiläumsveranstaltung in die Detmolder Stadthalle geladen. Es wurde deutlich, dass der Soziale Arbeitsmarkt vielen Menschen eine neue Perspektive gegeben hat.
Für Menschen, die über einen sehr langen Zeitraum kaum Kontakt zum Arbeitsmarkt hatten und auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen waren, seien durch den Sozialen Arbeitsmarkt echte Chancen auf sozialversicherungspflichtige Arbeit eröffnet worden, schreibt das Jobcenter. „Längerfristig, ohne Beschränkungen von Tätigkeiten und Arbeitgeberformen, kombiniert mit einer beschäftigungsbegleitenden Betreuung (Coaching), einem Weiterbildungsbudget und einem hohen Lohnkostenzuschuss für Arbeitgebende.“
Verringerung von sozialer Isolation
Bei der Jubiläumsveranstaltung freute sich Jobcenter-Vorstand Stefan Susat, neben vielen Akteuren aus Wirtschaft und Politik auch ehemalige Kunden des Jobcenters begrüßen zu dürfen, die über das Teilhabechancengesetz nun eine langfristige Job-Perspektive durch den Sozialen Arbeitsmarkt erhalten haben. Nach Grußworten von Susat und Landrat Dr. Axel Lehmann hob Matthias Heidmeier, Staatssekretär im NRW-Arbeitsministerium, die Bedeutung des Sozialen Arbeitsmarktes auch und gerade als wichtigen Faktor zum Erhalt des sozialen Friedens hervor.
Der Zugang zu einem Arbeitsplatz ermögliche es den Betroffenen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies trage zur Verringerung von sozialer Isolation und zur Förderung des sozialen Zusammenhalts bei. Die Integration von Langzeitarbeitslosen habe auch positive wirtschaftliche Effekte. So profitierten Unternehmen von motivierten Mitarbeitern und trügen gleichzeitig zur Bewältigung des Fachkräftemangels bei.
Anschließend nahmen Elke Althof und Manfred Neumann vom Jobcenter Lippe die Besucher mit auf eine „Zeitreise“ durch fünf Jahre Sozialer Arbeitsmarkt. Michaela Krupke, zuständige Fachgebietsleiterin für den Sozialen Arbeitsmarkt, erläuterte laut Pressemitteilung in einem kurzen Vortrag Aspekte der individuellen Bedeutung des Teilhabechancengesetzes für die Kunden und wartete mit Zahlen zur Entwicklung des Sozialen Arbeitsmarktes in Lippe auf. Sehr eindrücklich sei dann die Begegnung mit einigen Teilnehmenden, die in persönlichen Video-Porträts schilderten, welch große Bedeutung die Rückkehr in eine regelmäßige Beschäftigung für ihr Leben hatte, gewesen.
Ausgrenzung am Arbeitsmarkt durchbrechen
„Die Ergebnisse des Sozialen Arbeitsmarkts in Lippe sind wegweisend“, bilanzierte Susat. „Es hat sich gezeigt, dass es durchaus möglich ist und es sich auch lohnt, auch Menschen wieder in Arbeit zu bringen, die seit vielen Jahren erwerbslos waren“. Die Ausrichtung des Teilhabechancengesetzes sei dabei dem Bürgergeld schon etwas vorangegangen. Durch positive Unterstützung von langzeitarbeitslosen Menschen sollte die Ausgrenzung am Arbeitsmarkt durchbrochen werden. Aus dem „Projektgesetz“, das auf fünf Jahre begrenzt war, sei inzwischen ein reguläres Arbeitsmarktinstrument geworden, das nicht mehr befristet sei.
„Somit befinden wir uns mit dieser Veranstaltung nicht am Endpunkt, sondern an einem neuen Beginn des Sozialen Arbeitsmarktes, der sich durch die Vielzahl von Erkenntnissen in Zukunft auch noch optimieren lässt“, blickte Susat in die Zukunft. Man dürfe aber auch nicht verkennen, dass die Welt sich in den vergangenen Jahren sehr verändert habe. Dies verlange von allen Akteuren in der Wirtschaft und der Arbeitsmarktförderung große Flexibilität. Bedingt durch verschiedene Umstände seien die Ressourcen für soziale Projekte aktuell eher kleiner als größer geworden.