Ministerium gegen Kahlschlag am Klinik-Standort Lemgo

Kreis Lippe. Diesen Besuch in Düsseldorf hatten sich Landrat und Aufsichtsratschef Dr. Axel Lehmann sowie Klinikgeschäftsführer Dr. Johannes Hütte wahrscheinlich anders vorgestellt. Sie suchten Verständnis für ihre Zukunftspläne, fanden in einem wichtigen Punkt allerdings Ablehnung. Das Laumann-Ministerium sprach sich klar gegen einen Kahlschlag in Lemgo aus und forderte die Verantwortlichen auf, dort mindestens ein Haus der Grundversorgung zu betreiben.

20 Minuten bis zum Krankenhaus Was im Behörden-Deutsch steif und nüchtern klingt, dürfte für die Gegner der Pläne, unter anderem die meisten nordlippischen Bürgermeister, Musik in den Ohren sein. Laut Definition des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) gehört zur Grundversorgung, dass ein Krankenhaus &bdquo;innerhalb von 20 Minuten mit dem Auto von 90 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen erreicht werden kann“. Mehr noch: Laut Laumann-Ministerium garantiere ein derartiges Haus die stationäre Versorgung von häufigen Krankheiten. &bdquo;Dazu zählen Krankheitsbilder auf den Gebieten Innere Medizin und Chirurgie, die keiner hochspezialisierten Diagnostik und Therapie bedürfen. Beispiele sind ein gebrochener Arm oder eine Blinddarmoperation“, erklärt das Ministerium auf seiner Homepage.

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Bei Häusern der Grundversorgung gibt es laut jüngster Krankenhausreform zwei Arten. Krankenhäuser mit Notfallaufnahme (&bdquo;Level 1n“) und Häuser mit integrierten ambulant-stationäre Zentren (&bdquo;Level 1i“). Der klare Wunsch in Düsseldorf: Lemgo solle ein Haus mit Notfallaufnahme sein.

Klar ist nun: Mit den im September von Landrat und Klinikchef vorgestellten Plänen, wesentliche Bereiche in Detmold zu konzentrieren und in Lemgo unter anderem auf eine Fachklinik für Geriatrie, eine Ambulante Radiologie, eine Neurologische Frühreha sowie unter Umständen auf ein Hospiz zu setzen, passen die Aussagen des Ministeriums wenig zusammen. Um es anders auszudrücken: Das Ministerium stellt sich gegen das Lemgo-Vorhaben.

Axel Birkenkämper, Sprecher des Ministers, drückt es der LZ gegenüber so aus: &bdquo;Wir haben dabei deutlich gemacht, dass Pläne für eine eventuelle Umstrukturierung des Standortes Lemgo ohne ein Angebot von chirurgischen Leistungen kritisch gesehen werden.“ Dieses Angebot sei aus Sicht des MAGS für die Grund- und Notfallversorgung in der Region erforderlich. Der Sprecher: &bdquo;Daher ist eine Schließung des Standortes Lemgo oder die Umwandlung in eine (Fach-)Klinik ohne 24/7-Notaufnahme zur Sicherung der stationären Versorgung nicht vermittelbar.“

Düsseldorf will helfen

Landrat Dr. Axel Lehmann bestätigte am Freitag im Gespräch mit der LZ wesentliche Inhalte der Unterredung. Zudem liegt der Redaktion eine E-Mail des Klinikgeschäftsführers von Donnerstagabend vor, in der er Aufsichtsrat und Gesellschaftern eine &bdquo;Kurzinformation Gespräch MAGS 11.10.2024“ gibt. Dr. Hütte schreibt den Gremienmitgliedern, dass der Staatssekretär deutlich gemacht habe, &bdquo;dass der Betrieb mindestens eines Grundversorgungskrankenhauses im Lemgo politisch gewünscht sei.“ Auch zu Finanzierungsfragen äußert sich der Geschäftsführer. Das Ministerium sei bereit, Hilfestellung inhaltlicher beziehungsweise krankenhausrechtlicher und wirtschaftlicher Art zu geben, um dieses Ziel zu sichern. Dieses betreffe unter anderem Fragen der Standortstruktur sowie Investitionsfördermaßnahmen. &bdquo;Verlustabdeckungen und der sogenannte Sicherstellungszuschlag kommen nach allseits geteilter Auffassung aus rechtlichen Gründen nicht in Frage.“

Dass der Besuch in Düsseldorf ein Misserfolg war, will Landrat Dr. Axel Lehmann so nicht stehen lassen. &bdquo;Sicher, auf den ersten Blick scheint dieser Eindruck zu entstehen. Das Thema Grundversorgung in Lemgo war von unseren Beratern gewiss anders gedacht“, räumt der Landrat im Telefonat mit der LZ ein. Dennoch habe es auch erfolgreiche Aspekte gegeben. So habe sich Düsseldorf bereit erklärt, Detmold und Lemgo als einen gemeinsamen Standort anzuerkennen. Was beispielsweise bei der personellen Besetzung eine Rolle spiele. Man müsse nun nicht mehr die doppelte Stellenzahl für bestimmte Personalgruppen wie beispielsweise Anästhesisten vorhalten, sondern für beide Häuser zusammen die einfache.

Lehmann: Konkreter Vorschlag war nötig Zudem habe das Ministerium signalisiert, Geld für Investitionen freizugeben. &bdquo;Und wir haben kein Nein für unsere Pläne gehört, Fachabteilungen von Lemgo nach Detmold zu verlegen, um dort eine Maximalversorgung zu garantieren“, sagte der Landrat.

Hätte man nicht vorher mit Düsseldorf abstimmen müssen, ob man Lemgo weiterhin als Haus der Grundversorgung vorhalten müsse? Dr. Axel Lehmann: &bdquo;Es hat vorher keinen echten Austausch geben können, weil wir keinen konkreten Vorschlag hatten. Wir hatten Anfang September die Vorschläge des Gutachters und haben dann einen Termin in Düsseldorf abgemacht. Was hätte man uns dort gesagt, wenn wir ohne einen konkreten Vorschlag gekommen wären?“, fragt sich der Aufsichtsratsvorsitzende.

Transparenzhinweis: Dieser Text wurde um die Stellungnahme aus dem Ministerium nachträglich erweitert.

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