Funk statt Schwert: Der Hermann als Antennenträger?

Detmold. Der Hermann streckt sein Schwert empor. Schon der lippische Nachwuchs kennt diese Pose - und macht sie in der Kita auch gerne mal auf einem Stuhl stehend nach. Aber was wäre, wenn Arminus statt seines Schwerts eine Antenne in die Höhe strecken würde? Was sich anhört, wie ein schlechter Aprilscherz, ist im Jahr 1949 tatsächlich erwogen worden. Diese kuriose Episode erwähnt der WDR in einer Festschrift, die er 1986 zur Feier des neuen Senders Teutoburger Wald auf dem Bielstein herausgab.

Kurzer Exkurs für die jüngeren Leser: Den Sender auf dem Bielstein, einem Nachbarberg der Grotenburg, auf der das Hermannsdenkmal steht, gibt es schon seit 1951. In seiner heutigen, weithin sichtbaren Höhe von fast 300 Meter seit 1970. Auf dem Mast sind Sendeantennen für das Antennenfernsehen (damals analog, heute digital), WDR-Radioprogramme und für Polizei- und Feuerwehr-Funk montiert. Am 15. Januar 1985 stürzte der Mast bei eisigen Windböen ein. Schon im September 1986 hatte der WDR einen neuen Sendemast auf dem Bielstein gebaut - deshalb die Festschrift.

WDR benötigt Sendeanlage im Teutoburger Wald In dieser Festschrift geht der WDR auch auf die ursprüngliche Geschichte des Senders in Nachbarschaft des Hermannsdenkmals ein. Die fing kurz nach dem Krieg mit der Standortsuche an. Die junge Bundesrepublik bekam erste Rundfunksender, die auf Ultrakurzwelle (UKW) funkten. Vorher hatte es nur Mittel- und Langwellensender gegeben. Die technische Qualität von UKW-Sendungen war zwar weitaus besser, aber wegen der geringeren Reichweite wurden mehr Sendeanlagen benötigt. Eine davon sollte auf einem Bergrücken im Teutoburger Wald stehen.

&bdquo;Die Post benötigt bis spätestens 1. November 1949 die endgültige Festlegung des Berges, den wir für diesen Sender auswählen“, schreibt der technische Direktor des WDR Prof. Werner Nestel am 1. September 1949 an die HF-Abteilung des WDR. HF steht für Hochfrequenz. Also war diese Abteilung für die Sendeanlagen zuständig. Er habe südlich von Horn schon einmal einen geeigneten Punkt ausgewählt, erinnert Nestel seinen Kollegen, &bdquo;der aber nur einige 100 Meter von einer Funküberwachungsstelle der Post entfernt lag.“ Die Bundespost - die damals auch noch für all das zuständig war, was später die Telekom machte - wünschte sich aber mindestens zehn Kilometer Abstand des Rundfunksenders zu ihren Messantennen. &bdquo;Wahrscheinlich wird es sich empfehlen, einen Nachbarberg des Berges in die engere Wahl zu ziehen, auf dem das Hermannsdenkmal steht“, schreibt Nestel weiter.

Starkstrom-, Telefonanschluss und Zufahrtsstraßen bereits vorhanden Für den Fall, dass man sich über den Ort des neuen Rundfunksenders nicht einig würde, schlägt er folgende Notlösung vor: &bdquo;Die amerikanische UKW-Antennenform der sogenannten Pilone-Antenne wird von der Firma Rohde & Schwarz gebaut. Sie ist ein glatter, unauffälliger Zylinder. Es wäre damit möglich, das Schwert des Hermannsdenkmals abzunehmen und durch eine Pilone-Antenne zu ersetzen. Zu diesem Zweck müssten die genauen Abmessungen, Länge, Durchmesser und Profil des Schwertes festgestellt werden, und des müsste durch Verbindung mit der Firma Rohde & Schwarz geklärt werden, ob eine Pilone-Antenne mit gleichen Abmessungen eine vernünftige Bündelung ergibt.“

Ein Senderstandort auf dem Hermannsdenkmal hätte noch weitere Vorteile, lobt Nestel. Starkstromanschluss, Telefonanschluss und Zufahrtsstraßen seien schon vorhanden. Immerhin fällt ihm dann noch ein: &bdquo;Es wäre in diesem Fall noch zu ermitteln, welche Dienststelle die Genehmigung für eine solche Denkmalsveränderung zu erteilen hätte.“

Wie wir heute wissen, hat sich glücklicherweise doch keine &bdquo;Dienststelle“ mit dieser Idee befassen müssen, weil der WDR seinen Sender auf dem Bielstein bauen durfte. Aber wäre es mit der damaligen Antennentechnik überhaupt möglich gewesen? Die LZ hat bei Firma Rohde & Schwarz nachgefragt: Wie hätte die erwähnte Antenne ausgesehen? Wäre das damals technisch überhaupt möglich gewesen?

Doch deren Support-Abteilung winkt ab: &bdquo;L eider liegen uns aufgrund der langen Zeit seit dieser ,Konzeptidee’ keine Infos mehr über damals in Betracht kommende Antennen vor. Wir können hier also leider keine belastbare Info bereitstellen.“ Aber wäre solch eine Lösung mit heutiger Technik denkbar? &bdquo;P rinzipiell sollte das möglich sein“, antwortet ein Support-Mitarbeiter von Rohde & Schwarz aus München. &bdquo; Allerdings würde es sich hierbei dann um eine Antennen-Speziallösung handeln, deren Radom [Schutzgehäuse] dann das Schwert imitieren müsste. Dies haben wir nicht in unserem Standardportfolio.“

Dem &bdquo;Mythos Arminius“ auf der Spur Noch nicht genug vom Hermann? Entdecken Sie jetzt den LZ-Podcast &bdquo;Mythos Arminius“ und kommen Sie mit auf Spurensuche. Alle Folgen gibt’s unter LZ.de/podcast

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