Doktortitel zu Unrecht? Detmolder Bürgermeisterkandidatin Marika Thiersch weist das zurück

Detmold. Die Frage beschäftigt seit Tagen die Detmolder und ist auch der Redaktion gestellt worden: Dr. Marika Thiersch, Bürgermeisterkandidatin der CDU, soll ihren Doktortitel zu Unrecht führen - habe sie doch an der &bdquo;Cyprus International University“ Nordzypern promoviert, mithin im Nicht-EU-Ausland. Diesen Titel &bdquo;Doctor of Business Administration“ hier zu tragen, sei verboten, heißt es. Die LZ ist der Sache nachgegangen.

Frau Dr. Thiersch, unseren Recherchen beim Wissenschaftsministerium des Landes zufolge dürfen Sie den Titel zwar tragen, müssen aber in Klammern die verleihende Uni dahinter setzen. Sie führen diesen Klammerzusatz nicht. Warum nicht?

Dr. Marika Thiersch: Meine Universität liegt im Norden Zyperns, einem Gebiet, das zwar offiziell zur Republik Zypern und damit zur EU gehört, jedoch seit vielen Jahren von der Türkei besetzt ist. Aber unabhängig davon gab es in den Bundesländern unterschiedliche Handhabungen bei der Führung ausländischer Grade. Seit 2004 dürfen laut Hessischem Hochschulgesetz ausländische akademische Grade, sofern sie durch ein abgeschlossenes Studium an einer anerkannten Hochschule erworben wurden, ohne Herkunftszusatz geführt werden. Im Jahr der Anerkennung meines Grades 2018 war es daher folgerichtig, den Doktorgrad in Bad Orb ohne Zusatz einzutragen.

Hätten Sie denn bei Ihrem Umzug aus Hessen nach Detmold nicht im Einwohnermeldeamt erklären müssen, dass Sie in Nordzypern promoviert haben, wo das EU-Recht derzeit ausgesetzt ist?

Dr. Marika Thiersch: Es ist Rechts- und Verwaltungslage, dass der Doktorand nach der erstmaligen Eintragung, die bei mir vom Bürgeramt Bad Orb vorgenommen wurde, auf den Fortbestand vertrauen darf. Ich habe seinerzeit alle Unterlagen vorgelegt und höchste Transparenz gewahrt. Beim Einwohnermeldeamt in Detmold habe ich nur meinen Umzug angezeigt. Es wird nicht bei jedem Umzug geprüft, ab Titel zu Recht geführt werden. Dieses Verfahren ist ja mit der erstmaligen Eintragung abgeschlossen. Ich darf mich allerdings schon fragen, warum gleichwohl das Gerücht zufälligerweise keine drei Wochen vor der Wahl durch anonyme Anzeigen in die Welt gesetzt wird.

So ganz abwegig sind die Behauptungen in den Gerüchten jedoch nicht. Uns liegt ein Urteil des VG Düsseldorf vor, wonach ein Steuerberater erfolglos auf das Führen eines Doktortitels geklagt hatte, den er ebendort auf Zypern erworben habe. Er dürfe den Titel &bdquo;Doctor of Business Administration“ nicht als Doktorgrad führen, weil der Auszeichnung der akademische Bezug fehle. Sie weisen genau den Abschluss nach. Wie stehen Sie zu diesem Urteil?

Dr. Marika Thiersch: Das Urteil ist auf meinen Fall nicht übertragbar. Dort ging es um einen Kläger, dem die Aufnahme des Promotionsstudiums an der CIU bereits mangels notwendiger Vorqualifikationen (Hochschulzulassung und anerkannter Masterabschluss) nicht möglich gewesen wäre. In meinem Fall liegen diese Voraussetzungen vollständig vor. Zudem wurde meine Dissertation regulär betreut, verteidigt und nach dem deutschen System mit summa cum laude bewertet. Es geht also nicht um einen &bdquo;gefälschten“ oder &bdquo;gekauften“ Doktorgrad , sondern ausschließlich um unterschiedliche Landesregelungen der Schreibweise und Formalitäten.

Es spricht allerdings nicht eben für die Uni, dass der Steuerberater dennoch dort promoviert hat.

Dr. Marika Thiersch: Die CIU ist eine international anerkannte Hochschule, die bereits zu meiner Zeit 2013 in weltweiten Hochschulrankings solide platziert war (4ICU-Ranking: 1.337 von 10.000) und heute sogar vor traditionsreichen deutschen Universitäten wie Rostock, Greifswald, Kassel und Siegen liegt. Der DBA ist ein international anerkannter, praxisorientierter Doktorgrad der Klasse D1, der insbesondere Führungskräfte wie mich anspricht, die ihre Managementfähigkeiten durch forschungsbasierte Forschung vertiefen möchten. Während meiner fünfjährigen Promotion habe ich zahlreiche Prüfungen abgelegt, meine Dissertation erfolgreich verteidigt und wurde von meinem Doktorvater sowie meiner Doktormutter hervorragend betreut. Ich kann ein solches Studium nur empfehlen.

Haben Sie denn überhaupt jemals geprüft oder prüfen lassen, ob Sie den Titel in der Form führen dürfen?

Dr. Marika Thiersch: Ja. Mein Titel wurde 2018 in Hessen auf Basis der geltenden Rechtslage offiziell geprüft und in meinen Ausweis eingetragen. Damit war und ist die Führung rechtmäßig.

Werden Sie ihn aufgrund der aktuellen Diskussion erneut überprüfen lassen? Dann wären Sie das Thema los.

Dr. Marika Thiersch: Natürlich nehme ich Kritik immer ernst und möchte über jeden Zweifel erhaben sein. Daher stelle ich mich jeder Zeit einem behördlichen Überprüfungsverfahren und werde selbstverständlich das juristische Ergebnis der Prüfung akzeptieren.

Sie sprechen von bewusst unwahren Unterstellungen. Erwägen Sie rechtliche Schritte?

Dr. Marika Thiersch: Gegen anonyme Verleumdungen kann man sich nur schwer wehren. Leider ist die Skandalisierung ein gängiges politisches Mittel geworden, um Gegner zu diskreditieren. Nach den Vorwürfen rund um meine Verwendung des Detmolder Stadtwappens und Äußerungen in den sozialen Medien, Verwaltungsmitarbeiter unserer Stadt wertschätzender zu behandeln, überrascht es wohl kaum, dass nun erneut ein vermeintlicher Skandal konstruiert wird. Dass dies anonym geschieht, spricht Bände. Nur wenn eine solche Strategie der Verleumdung keine politischen Erfolge mehr mit sich bringen wird, werden solche Machenschaften aufhören. So etwas ist nicht nur eine Frage des Stils, sondern ein ernstes Problem für unsere Demokratie. Mein erster Weg ist jedoch nicht die juristische Auseinandersetzung, sondern die sachliche Klarstellung. Mir geht es darum, Transparenz zu schaffen und Fakten darzustellen. Sollte jedoch weiterhin bewusst Falsches über mich verbreitet werden, das meinen Ruf oder meine berufliche Integrität nachhaltig beschädigt, werde ich rechtliche Schritte selbstverständlich prüfen.

Warum war denn dann der &bdquo;Dr.“ vor Ihrem Namen auf der Homepage zwischenzeitlich verschwunden?

Dr. Marika Thiersch: Der Dr. ist keineswegs verschwunden. Auf allen meinen offiziellen Kanälen ist mein Name weiterhin klar erkennbar. Lediglich der persönliche Bereich meiner Website wurde deaktiviert, weil dort private Einblicke in mein Familienleben enthalten waren. Angesichts der aktuellen Vorfälle halte ich es für notwendig, meine Familie zu schützen. Alle wahlrelevanten Informationen sind selbstverständlich nach wie vor öffentlich einsehbar. Berufliche Angaben sind jederzeit über meine offiziellen Profile und andere Kanäle zugänglich.

Zur Person

Dr. Marika Thiersch, 42, ist in Detmold geboren und kandidiert nach beruflichen Stationen in der Versicherungsbranche nun für die CDU für das Amt der Bürgermeisterin. Sie lebt mit ihrem Ehemann und ihren Zwillingen (10 Jahre) in Hiddesen. In ihrer Dissertation hat sie untersucht, wie neue staatliche Regulierungen in der Finanzberatung die Kundenzufriedenheit beeinflussen. Dafür habe sie ein eigenes Messinstrument entwickelt, um Beratungsqualität zu erfassen. Das Ergebnis: Transparenz steigert das Vertrauen der Kunden und verbessert ihre Zufriedenheit.

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