Detmolder CDU-Bürgermeisterkandidatin möchte mehr Miteinander

Detmold. Zarte Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die Bäume, im Hiddeser Wald herrscht an diesem Spätsommermorgen absolute Ruhe – also genau das Gegenteil von dem, was CDU-Bürgermeisterkandidatin Dr. Marika Thiersch ansonsten im Wahlkampf erlebt. Für ihr Kandidateninterview mit der LZ hat sie sich den Bereich des Alten Stausees unterhalb der Grotenburg ausgesucht, weil sie als Kind dort immer mit Freunden gespielt hat – und ein komplettes Frühstück mitgebracht.

Frau Thiersch, Sie sagen, es wäre schön, mal wieder jemanden aus Detmold als Bürgermeister zu haben und keinen Zugereisten. Was genau wäre denn der Vorteil dabei?

Dr. Marika Thiersch: Dass man die Kultur und die Bräuche kennt. Lipper sind ja auch ein bisschen eigensinnig. Dass man viele Einblicke aus der eigenen Kindheit und dem eigenen Leben vor Ort hat, die jemand von auswärts nicht hat, und dass man Plätze und Stellen kennt und nicht erst fragen muss, wo sie sich befinden.

Warum wollen Sie Bürgermeisterin werden?

Dr. Marika Thiersch: Ich bin hier aufgewachsen und habe mich hier immer sehr wohlgefühlt, bevor ich mit meinem Mann in mehreren Großstädten gelebt habe. Detmold ist einfach eine wundervolle Kleinstadt, die ich erhalten möchte. Ich möchte sie für meine Kinder und Enkel so gestalten, dass sie sich wohlfühlen können.

Was wollen Sie verändern?

Dr. Marika Thiersch: Ich möchte mehr Miteinander, auch über die Parteigrenzen hinweg. Es ist egal, von wem Ideen kommen, wenn sie gut sind. Es ist wichtig, verschiedene Blickwinkel einzunehmen, in der Politik und auch bei den Bürgern, und zu versuchen, den anderen zu verstehen.

Gilt das auch für die AfD?

Dr. Marika Thiersch: Auch das ist eine Meinung, die man sich anhören muss. Wir müssen schauen, welche Ängste der Bürger dahinterstecken – nicht was an Politik daraus gemacht wird.

Die LZ hat den &bdquo;Lippe Check“ gemacht und die Detmolder ihre Stadt in 14 Themen beurteilen lassen. Verkehr ist auf dem letzten Platz gelandet. Was würden Sie verbessern?

Dr. Marika Thiersch: Wir brauchen einen gesunden Mix aus Verkehrsmitteln; jeder muss wählen können, wie er hinkommt. Und den haben wir. Bevor wir einzelne Maßnahmen wie die Schließung der Krummen Straße anstreben, sollten wir ein Gesamtkonzept erstellen. Und ein Parkleitsystem. Wenn Leute hierher kommen sollen, müssen sie wissen, wo sie parken können. Außerdem brauchen wir Abstellanlagen für Fahrräder und einen Lieferservice, damit man sich ohne Tüten bewegen kann. Diese Dinge könnten viel Optimierung schaffen, um die Innenstadt für alle attraktiv zu machen. Und den Händlern könnte es helfen, konkurrenzfähig zum Online-Handel zu sein, wenn sie sich beispielsweise zu einem Detmold-Netz zusammentun, bei dem man bestellen und abholen kann oder sich die Waren gleich nach Hause liefern lässt. Das sind Ideen; mir ist es wichtig, Dinge gemeinsam zu entwickeln.

Der &bdquo;Lippe Check“ hat auch gezeigt, dass Immobilien in Detmold sehr teuer sind und die Menschen sich bezahlbaren Wohnraum wünschen.

Dr. Marika Thiersch: Wenn wir es schaffen, die Wirtschaft zu stärken, können gesunde Löhne gezahlt und Mieten bezahlt werden. Ich könnte mir zum Beispiel einen Staffelsatz bei den Hebesätzen für die Gewerbesteuer vorstellen, um Unternehmen bei Neuansiedlungen oder der Schaffung von Arbeitsplätzen zu unterstützen. Wir brauchen einen Sogeffekt. Dass die Stadt dadurch erstmal weniger Einnahmen aus der Gewerbesteuer hat, wird später kompensiert, wenn sich die Unternehmen entwickeln. Was den sozialen Wohnungsbau angeht, muss mehr Druck draufgelegt werden. Dazu müssen wir mit Investoren sprechen. Es gibt Menschen, die mehr Ahnung davon haben.

Kandidaten, die nicht aus der Verwaltung oder Kommunalpolitik kommen, wirken nicht immer ganz sattelfest, was laufende Projekte oder Zahlen angeht. Werden Sie von Ihrer Partei nicht gut genug gebrieft?

Dr. Marika Thiersch: Wie kommen Sie darauf? Ich werde hervorragend gebrieft und kann mich auf langjährige Mitglieder wie Jörg Thelaner voll verlassen. Ich bringe zudem einen frischen Blick mit. Es gibt hervorragende Führungskräfte in der Stadtverwaltung, die die Expertise haben. Ich muss nicht die beste Sachbearbeiterin sein; meine Aufgabe wäre, dafür zu sorgen, dass die Verwaltung effizient und bürgernah arbeitet.

Sie greifen bei Ihrer Social-Media-Arbeit Themen auf, die einen Nerv treffen – Müll und Ratten in der Stadt, fehlende Hundekotbeutel, marode Schulklos... Haben Sie auch konkrete Lösungen dafür?

Dr. Marika Thiersch: Mir geht es darum, Detmold wieder besser zu machen. Wenn ein Problem an mich herangetragen wird, muss ich das Anliegen prüfen und eine Lösung finden. Es geht darum, die Bürger ernst zu nehmen, auch wenn es unangenehme Wahrheiten sind.

Sie sind auch schon ein paar Mal angeeckt, etwa beim Personalrat der Stadt. War das klug, wenn Sie Chefin im Rathaus werden wollen?

Dr. Marika Thiersch: Ich habe die Mitarbeiter nicht diskreditiert, sondern schätze ihre Arbeit. Ich habe lediglich Stellung bezogen. Es wäre doch schlecht, wenn eine Bürgermeisterkandidatin das nicht täte.

Wenn Sie gewählt werden, was gehen Sie dann als erstes an?

Dr. Marika Thiersch: Die Mitarbeiterzufriedenheit. Mir wird immer wieder zugetragen, dass die Stimmung in der Verwaltung schlecht ist und sich viele wegbewerben. Das heißt für mich, dass die Dienstleistungsqualität leidet.

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