Landratswahl: Warum das Kreishaus eine „Ermöglichungsbehörde“ sein sollte

Detmold. Sie haben einen Wahlkampf-Marathon hinter sich, haben für sich und ihre politischen Positionen und Vorstellungen für Lippe bei Podiumsdiskussionen, beim LZ-Wahlforum, in Schulen, bei den Gewerkschaften geworben. Nun, kurz vor der Wahl, waren die Landratskandidaten in den Räumen der IHK zu Gast. Inga Kottmann (SPD), Meinolf Haase (CDU), Dr. Inga Loke (Grüne) und Heike Görder (UKTM) erhielten erst einmal Lob: &bdquo;Danke, dass Sie sich der demokratischen Wahl stellen. Das ist wichtig in diesen schwierigen Zeiten,“ würdigte Boris Hagemeier (unter anderem Aufsichtsrat der Lippe Bildung eG) die Kandidaten.

&bdquo;Bauanträge dauern zu lang“ Die Wirtschaftsjunioren, die Kreishandwerkerschaft und der Arbeitgeberverband hatten eingeladen; Wirtschafts- und Ausbildungsthemen standen im Mittelpunkt. Bauanträge dauerten zu lange, seien zu kompliziert und oft unnötig - etwa bei einem Neubau, der einem berei ts bestehenden Bau aufs Haar gleicht, sagte Daniel Nünne (Wirtschaftsjunioren). In der Antwortrunde schufen die Kandidaten den Begriff der &bdquo;Ermöglichungsbehörde“, die die Kreisverwaltung sein solle. Haase versprach, mit ihm als Landrat lägen die Baugenehmigungen binnen sechs Wochen vor, Loke wog ab: &bdquo;Wir sind an Recht und Gesetz gebunden.“ Die Digitalisierung müsse vorankommen, es fehlten Fachkräfte. Auch Kottmann versprach bürgernahe Fachbereiche, sie werde die Strukturen im Kreishaus genau überprüfen und gucken, ob und wo Hürden überwunden werden können. Wie auch Görder sagte sie, Ermessensspielräume müssten genutzt und eine Fehlerkultur zugelassen werden.

&bdquo;Brauchen neue Willkommenskultur“ Hagemeier und andere lobten die von der Kreisverwaltung und -politik avisierte Neuordnung der Berufskollegs , diese dürfe aber gerne weniger als zehn Jahre dauern. Und: Die Jugendlichen müssten schneller vom Wohnort zum Berufskolleg oder zum Ausbildungsbetrieb kommen. Heike Görder plädierte für mehr kleine Zubringerbusse zu Schnellbussen und schlug von Unternehmen bezahlte &bdquo;Boardinghouses“ vor, in den Azubis mal übernachten könnten. Auch Kottmann will kürzere Bustaktungen, relativierte aber: Es gebe zu wenig Busfahrer. Haase will Bürgerbusse fördern, auch Elterntaxis könnten eine Option sein - was Loke irritierte: Wie sollten berufstätige Alleinerziehende das verlässlich gewährleisten?

Der Wirtschaftsstandort müsse durch eine gute Willkommenskultur für Zuwanderer aus dem In- und Ausland, eine touristische Infrastruktur, Angebote für junge Leute in den Hochschulstädten gestärkt werden. &bdquo;Wir müssen die Willkommenskultur neu denken“, forderte Haase, und Loke riet den Lippern, sich auch mal an die eigene Nase zu fassen. &bdquo;Es ist schon eine Herausforderung für einen Neu-Lipper, hier von Nachbarschaften oder Vereinen angenommen zu werden.“

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