Mit verbundenen Augen – so erleben Schüler den Leistruper Wald in Detmold

Detmold. Jessica Francis tastet sich mit verbundenen Augen 35 Meter weit am Seil entlang. Im Wald tröpfelt es von den Bäumen, knacksende Äste sind im Hintergrund zu hören. Die Viertklässler ertasten einen Gegenstand, der an einem Seil hängt, ohne hinzusehen. Das sind die Waldjugendspiele im Leistruper Wald: 1650 Schülerinnen und Schüler aus 73 Klassen erkunden vom 16. bis zum 26. September den lippischen Wald. Am Mittwoch, 18. September, haben Jörg Düning-Gast, Vorsteher des Landesverbandes Lippe, und die Förster Niels Neumann, Thomas Schulte und Christopher Kroos spannende Einblicke gegeben.

An der Station &bdquo;Nachts im Wald“ sind die Schüler der Werretalgrundschule quasi blind. Die Viertklässler sind allein auf ihren Hör- und Tastsinn angewiesen. Dabei sollen sie herausfinden, was an dem Seil hängen könnte. Niels Neumann, Förster aus Oerlinghausen leitet die Übung an und fragt: &bdquo;Welche Sinne hat der Mensch?“.

Rätsel um die Fledermaus Die Grundschüler erklären, er könne sehen, tasten, schmecken, riechen und hören. &bdquo;Genau, und gerade der Sehsinn ist wichtig“, erklärt der Förster. Es gebe auch Tiere, die sehr schlecht sehen – wie beispielsweise die nachtaktive Fledermaus. Neumann möchte wissen, welchen Sinn sie stattdessen benutzt. Die Kinder grübeln, bis die Viertklässlerin Mila Neufeld es erklärt: Die Fledermaus mache Geräusche, die in der Umgebung abprallen. Das würde sie dann hören. Neumann bestätigt: &bdquo;Genau, die Fledermaus schreit so laut, dass wir das gar nicht hören.“ Das Tier orte durch die Schallwellen seine Umgebung und jage auch so.

Das sollen die Kinder nun selbst erfahren. Sie bekommen die Augenbinden und hangeln sich an dem Seil entlang. Jessica Francis ist die Erste am Ziel. &bdquo;Ich fühlte einen Tannenzapfen am Seil“, erklärt sie. Ihrer Mitschülerin Arianna Ismaili war der Gang an dem Seil nicht geheuer: &bdquo;Ich dachte, dass Spinnen auf meiner Hand krabbeln, als die Äste meine Hand berührten.“

Bei den Waldjugendspielen gehe es nicht um sportliche Konkurrenz, wie beispielsweise bei den Bundesjugendspielen, sondern darum, den Wald mit allen Sinnen in seinen verschiedenen Aspekten zu entdecken, erklärt Jörg Düning-Gast. &bdquo;Es geht darum, den Wald lieben zu lernen, um das Miteinander und das Fühlen.“ Das übergeordnete Ziel sei es, Bildungschancen zu geben und auf mögliche Neigungen aufmerksam zu machen Genau wie der Besuch einer Bücherei zum Lesen anregen solle, sei auch der Besuch des Waldes ein wichtiger Impuls, Lebenswege zu eröffnen.

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