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Video-Beweis hilft nicht weiter: TBV Lemgo Lippe kassiert zweite Heimniederlage der Saison

Lemgo. Der 9. November ist ein geschichtsträchtiges Datum in Deutschland. Doch handballerisch gab es am Sonntag in der Phoenix-Contact-Arena nichts Historisches zu vermelden. Der TBV Lemgo Lippe verlor gegen die TSV Hannover-Burgdorf mit 29:30 (14:14) – was in den vergangenen Jahren schon fast Standard ist. Vier der letzten fünf Duelle gingen an die Recken.

Grundsätzlich war es eine Begegnung auf Augenhöhe. 6:3 (11.) und 8:5 (15.) waren die höchsten Vorsprünge in einer intensiv umkämpften Partie. Schließlich befanden sich die Niedersachsen nach dem Pokal-K.o. in Wuppertal sowie lediglich sechs Liga-Punkten massiv unter Druck. Ein Boulevard-Blatt verunglimpfte Hannovers Abwehr sogar öffentlich als „Swingerclub“. Doch gegen den TBV verriegelten die beherzt zupackenden Justus Fischer und Marian Michalczik ihre Bude eher wie Zuhälter. Kurzum: Der TBV Lemgo Lippe, bei dem Samuel Zehnder mit 7/2 Treffern ein starkes Comeback feierte, tat sich schwer, ließ in der ersten Hälfte sechs gute Chancen liegen und verpasste somit ein besseres Halbzeitresultat als 14:14.

Hendrik Wagner zählte gegen Hannover zu den besten Lemgoer Spielern. - © Jörg Hagemann
Hendrik Wagner zählte gegen Hannover zu den besten Lemgoer Spielern. (© Jörg Hagemann)

Nach dem Wechsel bereiteten Tissier, Edvardsson und Uscins dem TBV mit ihrer Beweglichkeit Probleme. „Wir sind teilweise nicht mehr in die Tiefe gekommen und konnten das Eins-gegen-Eins bei Hannoveraner Überzahl nicht schließen. Vorne haben wir uns aufgerieben und sind nicht richtig ins Tempospiel gekommen“, analysierte Joel Willecke die Partie.

Mit der ersten Führung beim 21:22 (47.) wurde die Brust der Gäste immer breiter. In der Schlussphase war es derart eng, dass in der Nachbearbeitung auf Video garantiert einige Male vor und zurückgespult werden wird. War Tissiers Treffer zum 25:27 tatsächlich hinter der Linie (55.), oder erwischte Constantin Möstl den Ball noch vorher? Eigentlich ein klarer Fall für die neue Torlinientechnologie, doch die fiel wegen technischer Probleme gestern aus.

Fotostrecke: TBV Lemgo Lippe - TSV Hannover-Burgdorf

Beim 28:28 entschieden die Unparteiischen Hellbusch/Jansen zunächst auf Stürmerfoul gegen Edvardsson. Tim Suton hatte das verwaiste Hannoveraner Tor im Blick und feuerte aus der Distanz ab. Doch Renars Uscins erhechtete den Ball. Auch die Frage, ob vor oder im Kreis konnte gestern Abend nicht schlüssig geklärt werden. Tim Suton übernahm sofort die Verantwortung: „Das war mein Ding. Ich darf so früh nicht aufs leere Tor werfen. Statt dessen hätten wir lieber auf einen sicheren Treffer gehen müssen.“

Tim Suton spürte in jeder Lage heftige Gegenwehr der Recken, hier durch Jonathan Edvardsson. - © Jörg Hagemann
Tim Suton spürte in jeder Lage heftige Gegenwehr der Recken, hier durch Jonathan Edvardsson. (© Jörg Hagemann)

Auf der Gegenseite traf Uscins 45 Sekunden vor Schluss zum 28:29. Trainer Kehrmann drückte ein letztes Mal den Buzzer. „Wir hatten uns auf einen Kempa vorbereitet, aber dann kam Versteijnen mit seinem drei Meter langen Arm“, kommentierte Recken-Coach Christian Prokop den Lemgoer Ausgleich 10 Sekunden vor Ultimo. Doch auf der Gegenseite behielt Uscins die Übersicht, spielte den Ball hoch und diagonal auf Linksaußen, von wo August Pedersen mit seinem zehnten Treffer zum 29:30-Endstand für die Recken traf.

Als die enttäuschten TBV-Akteure bereits Autogramme schrieben, schaute sich der innere Zirkel aus Trainer, Co-Trainer und Geschäftsführer auf dem für den Videobeweis vorgesehenen Computer noch einmal den Anwurf nach dem Lemgoer 29:29 an. „Einspruch haben wir nicht eingelegt. In der Kürze der Zeit haben wir nicht viel gesehen. Doch es wäre ohnehin eine Tatsachenentscheidung gewesen“, sagte Jörg Zereike.

Trainer Florian Kehrmann fasste sich kurz, lobte die Lemgoer Leidenschaft und bemängelte ein besseres Halbzeitergebnis. „Danach war es ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Kleinigkeiten entschieden haben. Ein paar Dinge liefen heute gegen uns, weshalb wir das Spiel verloren haben.“

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