Kreis Lippe. Die Adventszeit ist auch die Zeit der Besinnlichkeit, der Familie, des Zusammenkommens. Doch was, wenn man allein lebt? Steffi Langenau ist Pfarrerin in der ev.-luth. Gemeinde Bad Salzuflen und kennt Angebote, um auch denen, die mit dem Alleinsein hadern, die Zeit leichter zu machen. Doch sie weiß, dass man lernen muss, Stille und Einsamkeit auszuhalten. Gut 17 Millionen Menschen in Deutschland leben allein. Das ist etwa jede fünfte Person (20,6 Prozent), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Erstergebnissen des Mikrozensus 2024 mitteilt. Damit ist die Zahl der Alleinlebenden in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen: 2004 lebten 14 Millionen Menschen hierzulande allein. Besonders häufig lebten ältere Menschen allein: Bei den über-65-Jährigen gut jeder Dritte (34 Prozent), ab 85 Jahren jeder Zweite (56 Prozent). Und gut jeder Vierte, der allein lebt, fühlt sich laut der Umfrage oft einsam (25,8 Prozent). Zusammen kommen „Nicht jeder, der allein lebt, fühlt sich einsam“, betont Steffi Langenau. Doch insbesondere vor Weihnachten bieten die Kirchengemeinden verschiedene Formate an, auch speziell für ältere Menschen. Zum einen die Besuche über den Besuchsdienst. „Das sind Ehrenamtler, die Hausbesuche in erster Linie zu Geburtstagen machen“, doch manchmal würden daraus Kontakte entstehen und weitere, häufigere Besuche folgten. Die Pfarrerin selbst habe eine Liste mit Menschen, die sie vor Jahresende noch gerne besuchen würde. „Menschen, die sich wirklich einsam fühlen, können so natürlich nicht komplett aufgefangen werden.“ Aber es sei ein Zeichen, dass an sie gedacht werde. Ein anderes Angebot seien Adventsfeiern in Seniorenheimen - mit einem Programm, „um trübe Gedanken zu verbannen“ und in der Gemeinschaft zusammen zu kommen. Zudem gebe es eine Reihe von Konzerten in den Kirchen der Region, in Salzuflen zum Beispiel Lichtblick-Konzerte, die Musik mit Erzählungen verbinden. Insbesondere in der dunkeln Zeit solle das helfen, trübe Gedanken hinter sich zu lassen. „Es geht immer um ein bestimmtes Thema. Seit sechs, sieben Jahren erfreuen sich die Konzerte wachsender Beliebtheit.“ Auch Gottesdienste können denjenigen, die vielleicht kürzlich jemanden verloren haben, helfen, noch einmal anders auf die Situation schauen zu können - zusammen mit anderen. Was zudem für viele Menschen, die allein leben, eine Anlaufstelle sei, seien Angebote wie Kirchkaffee oder Mittagstische. Auch dort kommen Menschen zusammen, ins Gespräch. In Lügde-Elbrinxen wiederum werden zu diesem Zweck von der Kirchengemeinde unter anderem Lesungen angeboten, erzählt Annette Tintel vom Kirchenvorstand. Rituale schaffen Doch allein ist nicht gleich einsam, das ist Steffi Langenau wichtig. Viele Menschen könnten gut damit umgehen, mit sich allen sein, auch vor und während der Feiertage. Aber „das muss man üben“, weiß sie. Wichtig sei es, sich Rituale und Strukturen zu schaffen, um die Zeit zu gestalten, sind sich Annette Tintel und Steffi Langenau einig. Das könne zum Beispiel auch ein Spaziergang zu einer bestimmten Zeit sein. Oder auch sich bewusst Zeit für sich selbst nehmen, lesen, malen, zu sich kommen. Sich mit anderen, die ebenfalls allein sind, zusammentun. Auch wenn viele Kultureinrichtungen über die Feiertage geschlossen sind, sind etwa das Landesmuseum in Detmold oder das Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo am zweiten Feiertag wieder geöffnet. Die Filmwelt Lippe in Lage hat beispielsweise am 24. vormittags und am 25. nachmittags Vorführungen, das Landestheater zeigt an den Feiertagen ebenfalls Vorstellungen. Und auch wenn an den Externsteinen in Horn-Bad Meinberg keine Führungen stattfinden, ist das weitläufige Gelände zugänglich. Natürlich gibt es auch eine Reihe von Gottesdiensten, an Heiligabend finden viele am Nachmittag statt, aber auch am Abend, häufig mit viel Musik. So gibt es in Steffi Langenaus Gemeinde in der Auferstehungskirche noch einmal einen mit Musik um 23 Uhr, in der Blomberger Martin-Luther-Kirche findet um 22 Uhr eine Weihnachts-Lichterkirche statt. Am ersten Feiertag geht es zum Teil schon früh los, in Bega beispielsweise um 6 Uhr mit einer Lichterkirche.