Junger Lagenser bloggt über sein Leben als Landwirt

Lage-Hörste. Die Familie Horn ist in Hörste bekannt wie der sprichwörtliche &bdquo;bunte Hund". Daran hat Sebastian Horn einen großen Anteil, er erklärt in den Sozialen Netzwerken, wie er und seine Eltern Landwirtschaft betreiben. Das kommt fast immer sehr gut an, mit der Kritik geht der 23-Jährige souverän um.

Der Betrieb der Horns zählt mit 100 Hektar zu den mittelgroßen. 6.000 Hühner gehören dazu, die Eier werden im Ort geliefert, aber auch in Supermärkten verkauft. Im heißen Sommer waren die Eier zeitweise auch mal kleiner – und das kritisierten einige Kunden in den Märkten. &bdquo;Es wird immer viel über das Tierwohl gesprochen, aber die Produkte werden in einer Norm verlangt. Das passt nicht immer", sagt Sebastian Horn.

"Müssen mehr zeigen, wie wir die Lebensmittel herstellen"

In seinem Blog hat er erklärt, dass zusätzliche Lüfter im Stall stehen, die Hühner aber bei Hitze trotzdem nicht genug Energie haben, um große Eier zu produzieren. Die Reaktion darauf war ermutigend: Die Dorfgemeinschaft zeigte Verständnis. Auch, als er auf einem Feld die Ernte vorzieht, weil er Sorge hat, dass die Wildschweine von der gegenüberliegenden Seite einrücken, postet er das. Die Drohne und die Suche nach Rehkitzen im Gras kommen ebenfalls gut an.

Doch nicht immer lässt die Netzcommunity die Argumente gelten. Zwei Shitstorms hat der 23-Jährige erlebt. &bdquo;Mit Kritik kann ich umgehen, aber wenn ich merke, dass Argumente nicht zählen, dann antworte ich nicht jedem", sagt er. Dass er überhaupt die Öffentlichkeit sucht, sieht er als Teil seines Berufes. Und der hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant verändert. Sebastian Horn hat die Realschule abgeschlossen, dann eine Ausbildung bei von Borries Eckendorf absolviert und seinen Meister auf der Höheren Landbauschule gemacht.

&bdquo;Es ist nicht einfach, man pflanzt mal was und guckt, was daraus wird. Wer heute einen Hof bewirtschaftet, muss Betriebswirt sein", stellt der Hörster fest. Große Teile der Gesellschaft lebten quasi entfremdet von dem, was produziert wird. &bdquo;Wir stellen hochwertige Lebensmittel her, darauf können wir stolz sein. Wir müssen aber mehr zeigen, wie wir das machen", ist er überzeugt. Er habe kein Problem damit, ganz offen zu kommunizieren und freut sich, wenn er Fragen beantworten kann. &bdquo;Es gibt einen Kreis jüngerer Landwirte, der das intensiv macht. Dabei sind wir auch der Kritik gegenüber offen, aber wir wenden uns gegen die Pauschalurteile."

Auf dem Hof in Hörste sind auch schon mal Grundschüler zu Gast, Sebastian Horn sät mit den Kindern Getreide auf kleiner Fläche aus. &bdquo;Wenn man nichts macht, dann sind die Erträge kümmerlich", sagt er. Fahre aber ein Landwirt Gülle aus oder spritze, gebe es gleich Protest. &bdquo;Wir können als Betrieb nicht überleben, wenn wir zu wenig ernten. Und es ist auch nicht so, dass es in unserem Interesse ist, zu viel Chemie zu verwenden." Alles müsse genau für die Flächen ausgerechnet und dokumentiert werden, Bodenanalysen sind die Grundlage.

Kleine Betriebe haben schlechte Überlebenschancen Und das immer wiederkehrende Argument, dass es in der ökologischen Landwirtschaft auch anders gehe, ziehe nicht für jeden Betrieb. &bdquo;Auch da werden Mittel verwendet. Und man muss sich fragen, wie ökologisch ist das eigentlich, wenn man die Lebensmittel von weit her ankarrt." Auch solche Themen bloggt er.

Zuletzt hat er grüne Kreuze aufgestellt, denn in Deutschland läuft es keineswegs gut für die Landwirtschaft. Es fehlen Flächen, kleinere Betriebe haben immer schlechtere Überlebenschancen. Dabei seien gerade die wichtig. &bdquo;Tier-Massenproduktion wollen viele nicht, aber nur so rechnet sich das. Oder aber die Verbraucher denken um, konsumieren bewusster und zahlen auch höhere Preise."

Der junge Landwirt ist für Alternativen offen, so experimentiert er mit Ackerbohnen, die das Soja ersetzen. In Hörste hat er auf einem Acker Phacelia und Sonnenblumen eingesät, es summt und brummt – und nicht nur die Hörster sind begeistert. Er pflanzt Obstbäume, sät Blühstreifen ein, weil er davon überzeugt ist, dass die Natur schließlich auch seine Lebensgrundlage sichert.

Ihn fasziniert die Vielfalt der Arbeit

Was ihn an dem Beruf fasziniert, ist die Vielfalt der Arbeit. Wobei er die 40 Prozent Büroarbeit eher weniger produktiv empfindet. &bdquo;Das gehört heute für die Landwirte dazu, dabei gibt es durchaus Fördermittel auf die wir verzichten – der Aufwand und der Ertrag stehen in keinem Verhältnis", sagt er.

Vor allem der Umgang mit den Tieren, die Arbeit auf dem Land, der Umgang mit den großen Maschinen mache ihm Spaß, im Herbst, nach der Ernte, arbeitet Sebastian Horn auch weiter. Dann fährt er auf der Rübenmaus. Ob er sich nicht mal wünscht, etwas anderes zu erleben? &bdquo;Nein, ich fühle mich dem Hof sehr verbunden. Es ist sehr schön, dass wir im Dorf so eingebunden sind. Am liebsten bin ich zu Hause."

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