Freie Fahrt für Lagenser Senioren

Lage. Helga Rinne und Monika Rieke aus Pottenhausen haben den Schritt gewagt – und freiwillig ihren Führerschein abgegeben. Dafür haben sie ein sogenanntes Freifahrtticket, das ein Vierteljahr gültig ist, bekommen. Es ermöglicht ihnen, drei Monate lang kostenlos in Bussen und Bahnen in Lippe zu fahren. Der AWO-Ortsverein Pottenhausen setzt sich nun dafür ein, die Nutzungsdauer des Tickets zu verlängern.

An den AWO-Ortsverein Pottenhausen sei die Bitte herangetragen worden, eine Verlängerung der Nutzungsdauer zu beantragen, schreibt Marianne Rautenberg für die AWO. &bdquo;Wenn Senioren freiwillig auf ihre Fahrerlaubnis verzichten, bekommen sie ein Freifahrtticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), das allerdings nur drei Monate gilt. Es gibt wohl durchaus Interesse an diesem Ticket, allerdings ist ein Vierteljahr eine recht kurze Zeitspanne, die den Senioren, die das in Anspruch nehmen möchten, für eine Gewöhnung an den öffentlichen Nahverkehr zu kurzzeitig ist."

Ein schwerer Schritt für ältere Menschen Die SPD-Ratsfrau, die auch Kreistagsmitglied ist, fährt mit ihren 66 Jahren zunehmend Bus. &bdquo;Das ist reine Gewohnheit", hat sie festgestellt. Natürlich müsse man sich erst kundig machen, wo man wie hinkomme. Sie möchte jedoch den ÖPNV unterstützen. Helga Rinne ist mit ihren 89 Jahren Jahren bis vor kurzem noch Auto gefahren, hat den Führerschein aber nun abgegeben, weil sie sich auf der Straße nicht mehr sicher genug fühlt. Eine Verlängerung des Tickets auf sechs Monate findet sie gut, denn einen Monat könne man vielleicht aus Gesundheitsgründen nicht – da seien sechs Monate schon besser, sagt sie.

Die Fahrerlaubnis abzugeben, sagt Rautenberg, sei für Senioren oft ein sehr schwerer Schritt, bedeute er doch ein Stück Aufgabe der Selbstbestimmung und der unabhängigen Mobilität, die gerade in fortgeschrittenem Alter sehr wichtig sein könne. So müsse der Betroffene auch die Möglichkeit haben, sich an Abfahrzeiten und Linienfahrpläne zu gewöhnen – das benötige Zeit.

Stärkere Nutzung des ÖPNV durch Senioren Das Freifahrtticket bietet Senioren die Möglichkeit, durch Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs flexibel zu bleiben und trotz Autoverzicht von A nach B zu kommen.&bdquo;Wenn Senioren, die diesen Weg gewählt haben, sich mit den Verbindungen und Fahrmöglichkeiten im ÖPNV angefreundet haben, bietet sich wahrscheinlich auch eine Chance, dass der ÖPNV mehr genutzt wird als bisher", so auch die Hoffnung von Heinz Grützmacher, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Pottenhausen, und Marianne Rautenberg.

In Anbetracht der Tatsache, dass der ÖPNV durch die Corona-Krise herbe Verluste hinnehmen musste, könnten diese Maßnahmen vielleicht auch ein wenig die Einnahmen verbessern. Auch der finanzielle Aspekt für die Nutzer spiele eine gewisse Rolle, denn nicht alle Rentner hätten ein sorgenfreies Einkommen. Deshalb beantragt der SPD-Ortsverein Pottenhausen beim Kreis, dass das Freifahrtticket für Senioren, die auf ihre Fahrerlaubnis verzichten und ihren Führerschein aus Altersgründen oder aus gesundheitlichen Erwägungen abgeben möchten, für ein halbes Jahr ausgestellt wird.

"Es lohnt sich" Wolfgang Janz, Geschäftsführer der Stadtverkehr Detmold (SVD), war bei der Einführung des Freifahrttickets vor einigen Jahren dabei. Neben dem Kreis, der Polizei und der Verkehrsgemeinschaft Lippe sei auch die Landesbrand Versicherung als Sponsor mit im Boot gewesen. Die sei Ende 2018 ausgestiegen. Seitdem müssten die lippischen Verkehrsunternehmen, darunter auch reine Busbetriebe, die rund 22.000 Euro im Jahr komplett allein bezahlen. Um diesen Betrag habe es sich im vergangenen Jahr gehandelt. In Lemgo sponserten die Stadtwerke drei weitere Monate mit der Lemgo Card, mit der dann das kostenlose Busfahren in Lemgo weiter möglich sei. Die SVD in Detmold verwaltet laut Janz das Freifahrtticket-Projekt für ganz Lippe. Er weiß, dass in Detmold rund 50 Prozent der Menschen, die ein solches genutzt haben, anschließend weiter mit dem ÖPNV fahren. &bdquo;Es lohnt sich also", so Janz mit Verweis auf die Marketingaktion.

Nach Angaben des Kreises müssen Änderungen beim Ticket mit den verschiedenen Verkehrspartnern abgesprochen werden. Das könnte nach der Sommerpause passieren.

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