Schicksal der Mountainbike-Strecke im Lagenser Stadtwald noch offen

Lage . Viel Resonanz hat der Artikel über die Mountainbike-Strecke im Stadtwald ausgelöst. Meist wurde Verständnis für die Jugendlichen geäußert, aber es gab auch kritische Stimmen. Die LZ hörte sich bei allen Beteiligten noch einmal um und beleuchtet das Thema von verschiedenen Seiten.

Dieter Kästingschäfer kennt den Stadtwald aus dem Effeff, er dreht sei vielen Jahren hier Spazierrunden und zeigt vor Ort die Mountainbike-Strecke, die sogar Abzweigungen hat und sich in einem Areal befindet, das Spaziergänger eigentlich nicht betreten. Die erste habe es bereits vor rund acht Jahren an anderer Stelle gegeben, erzählt er. Die jetzige sei jüngeren Datums, erbaut von Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren, schätzt der rüstige Senior.

Kein Konflikt mit anderen Waldnutzern Der Vater einer der Jugendlichen wehrt sich dagegen, dass die Fahrradbegeisterten als halbkriminelle Umweltfrevler daständen, die den Wald beschädigten, zumüllten und das Trinkwasser gefährdeten. Zu deren Ehrenrettung berichtet er, dass es keinen Konflikt mit anderen Waldnutzern gegeben habe und diese sich sogar um einen offiziellen Müllbehälter bemüht haben, der auch aufgestellt und benutzt werde.

Als Baumaterial hätten den Jungs vor allem vom Sturm &bdquo;Friederike" umgeworfene Bäume und Äste gedient. Bäume seien nicht gefällt worden, so der Vater. Dies können auch Till Hennes und Marc Rehmann, zwei der Mountainbiker, bestätigen: &bdquo;Nach dem Sturm 2018 haben wir alle Jungs zusammengerufen und die Strecke aufgeräumt", sagt Hennes. &bdquo;Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der 30 aktive Fahrer sind. Die meisten in unserem Alter", ergänzt Rehmann. Insgesamt seien sogar deutlich über 100 Mountainbiker auf der Strecke im Lagenser Stadtwald gefahren.

Seit rund vier Jahren kennen und befahren die beiden 16-Jährigen die Strecke. &bdquo;Eigentlich immer den ganzen Sommer über und auch im Frühjahr und Herbst." Der Ort liege stadtnah und sei daher gut zu erreichen. &bdquo;Es gab eigentlich noch nie Probleme mit Spaziergängern. Manche kommen extra näher heran und fragen interessiert, was wir da machen", so Hennes. &bdquo;Wir sind immer sehr vorsichtig und unseren Müll nehmen wir jedes Mal mit oder entsorgen ihn – das ist selbstverständlich." Einmal habe der Förster die Jungs von einer Stelle abseits der Strecke höflich weggeschickt. &bdquo;Daran haben wir uns auch gehalten und sind seither auf der Strecke geblieben", so die Fahrradfahrer.

"Ich habe hier nie etwas herumliegen sehen" Und tatsächlich: gut sichtbar hängt ein Mülleimerkorb an einem Baum – ansonsten ist nirgendwo Abfall zu sehen. Dieter Kästingschäfer lobt: &bdquo;Ich habe hier nie etwas herumliegen sehen." Um die Strecke modellieren zu können, benötigten die Jugendliche Erde und buddelten eine rund einhalb Meter tiefe Mulde. Das sei gefährlich, findet der 72-Jährige. Andere Waldbesucher könnten hineinstürzen und sich schwer verletzen. Das hätten die Jungs eingesehen, meint er.

Da die Mountainbiker Schwung brauchen, fahren sie von einem Hügel ab, auf dem sich zwei Hochbehälter, erbaut 1993/34, von den Stadtwerken Lage befinden. Der städtische Bauhof hat nun schweres Geäst auf den steilen Bereich gelegt, so dass eine Abfahrt von hier nicht mehr möglich ist.

Das Gelände sei bislang nicht eingezäunt gewesen, weil es nicht notwendig gewesen sei, erklärt auf Anfrage technischer Prokurist Jörg Mikus von den Stadtwerken. Die Behälter sammeln Trinkwasser von den Wasserwerken Iggenhausen und Lückhausen, das dort für den aktuellen Trinkwasserverbrauch in der Kernstadt und einem Teil des Umlandes gerade nicht benötigt und dann hochgepumpt wird. Von dem Hügel kann es später mit erhöhtem Druck in die Haushalte geleitet werden.

Der Hochbehälter 2 könne 1000 Kubikmeter Wasser aufnehmen, so Mikus. Das Wasser werde ständig entnommen und ab einer bestimmten Höhe nachgepumpt. Auf einem der Bauwerke kann man sogar noch auf eine Aussichtsplattform steigen. Hier habe er schon mal ein Hochzeitspaar gesehen, das sich mit Hilfe einer Drohne fotografieren ließ, schmunzelt Kästingschäfer.

Künftig soll kontrolliert werden Nach Angaben der Unteren Wasserbehörde des Kreises Lippe befinden sich die Trinkwasserversorgungsanlagen in einem Wasserschutzgebiet. In diesem Fall sei die Schutzzone beschädigt worden, so der Kreis. Die Wasserversorgungsanlage sei als Sprungbrett genutzt und der Ablauf der Froschklappe mit Flaschen verstopft worden. Zuvor sei keine Umzäunung notwendig gewesen, da es keine vergleichbaren Vorfälle gab. &bdquo;Die Stelle bietet sich überhaupt nicht für Sprünge an", entgegnet Mountainbiker Marc Rehmann, &bdquo;wir haben nichts verstopft, an dem Ort sind aber auch außer uns Bikern viele Menschen." Man könne natürlich nicht für jeden die Hand ins Feuer legen. Der Kreis hat der Stadt Lage und den Wasserwerken nun regelmäßige Kontrollen auferlegt.

Zarte Baumsprösslinge gebe es in dem Tannenwald nicht, die durch die Biker am Wachsen gehindert würden, wendet Dieter Kästingschäfer ein. Dieser bestehe zum Teil als Totholz. Brunnen gebe es hier nicht, eine Verunreinigung des Wasser könne deshalb nicht passieren. Die Jugendlichen hätten hier einen Ausgleich und eine gute sportliche Betätigung gefunden, freut er sich.

Derweil schallen fröhliche Kinderstimmen durch den Wald: Eine Kindergartengruppe unternimmt einen Ausflug. Drei Spaziergänger laufen auf dem Hauptweg entlang. Wie finden sie die Mountainbike-Strecke? Die Jungs seien friedlich, meint Jens Edel. Es sei aber gut, dass sie in einem isolierten Bereich führen und nicht auf den Weg brettern könnten. Dies verhindert ein Zaunelement. Ramona Böbaum mit Sohn Piete auf dem Arm meint: &bdquo;Ich finde gut, dass es was für Jugendliche gibt." Ihr Neffe schaue auch mal gern zu. Der Aufenthalt im Wald sei sicher besser, als nur vor dem Computer zu sitzen. Christel Diekmann hält das Fahren im Wald für Spaziergänger nicht für ganz ungefährlich. Die Mountainbike-Stecke wurde von der Stadt bislang stillschweigend geduldet. Die Verwaltung befindet sich derzeit in Gesprächen mit allen Beteiligten und sucht nach einer Lösung. Derzeit möchte sie deshalb keine Auskunft geben.

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