Lages Bauhofmitarbeiter räumen, schieben und streuen am Stück

Lage. 4 Uhr – Edwin Hildebrandt hat bereits zwei Arbeitsstunden hinter sich. Es ist kalt, dunkel, sachte schneit es, auf der Hauptstraße glänzt stellenweise Eis. Ein kurzer Stopp, damit ich einsteigen kann. Und eins ist sofort klar: Man hat in einem großen Räumfahrzeug viel Platz – und man braucht mit einem großen Räumfahrzeug viel Platz.

Edwin Hildebrandt hat die Straßenmeisterei von der Pike auf gelernt, er wohnt in Lage und hört es immer wieder: &bdquo;Warum kommt ihr nicht und räumt hier? Ihr trinkt den ganzen Tag wohl nur Kaffee" – er winkt ab. In diesem Winter liegen die Nerven bei vielen Bürgern blank. &bdquo;Es ist extrem, da muss man Verständnis haben, aber Fakt ist, dass wir Prioritäten setzen müssen", sagt er.

23 Tonnen wiegt das beladenen Räumfahrzeug An der Hauptstraße parken Autos, einige stecken im Schnee fest, das Räumfahrzeug wirbelt noch mehr Schnee dazu, zur Fahrbahnmitte ist Platz. &bdquo;Das ist das Gute, wenn man früh morgens fährt, es ist wenig Verkehr", sagt Hildebrandt. Er biegt in eine Seitenstraße ein und sofort relativiert sich alles. Auf beiden Seiten stehen Fahrzeuge, es sind Zentimeter Platz, konzentriert steuert der Lagenser den Koloss, der voll beladen 23 Tonnen auf die Waage bringt. Eigentlich macht die Beifahrerin, die sich auch beim Fahren mit ihm abwechselt, die Ansagen. Ich halte lieber mal den Mund, sonst hat der Kleinwagen an der Seite einen barrierefreien Einstieg.

Das Schild schiebt den Schnee zügig auf einen großen Berg, wenden ist nicht, es geht rückwärts zurück und sofort in die nächste Stichstraße. Kaum Fahrzeuge parken am Rand, Edwin Hildebrandt ist froh darüber. Der Winterdienst arbeitet in zwei Schichten, alle Fahrzeuge sind unterwegs, 30 Leute kümmern sich – bei 230 Kilometern Straße, Frost und Schnee endet die Aufgabe nie, die überwiegend nicht mit Dankbarkeit quittiert wird.

Hilfe für steckengebliebene Lkws

Der Leiter des Bauhofs, Leif Salitter, startet jeden Morgen ebenfalls in aller Herrgottsfrühe, er fährt neuralgische Punkte ab, die Kreuzungen, die Hauptverkehrsstraßen, die Feuerwache, Gewerbegebiete und ihre Zufahrten – der Verkehr soll fließen können. Das Telefon klingelt selten zu dieser Zeit, denn &bdquo;das Team weiß, was es zu tun hat". Chefsache wird es, als in der Stifterstraße ein 7,5-Tonner stecken bleibt. Salitter fährt mit seinem Allradfahrzeug hin, der Fahrer wollte ausliefern und hat sich festgefahren. Rausziehen ist nicht. Der Bauhofleiter holt einen Eimer Salz von der Ladefläche, kniet sich hin und schiebt erst Schnee mit den Händen weg bevor er das Salz platziert. Kurz einwirken lassen, neuer Versuch, klappt nicht, noch einmal – und endlich kommt der 7,5-Tonner auch vom Fleck. Auch das macht der Winterdienst, pro Tag werden sieben, acht Lastwagen irgendwo weg- oder rausgezogen. &bdquo;Der Verkehr soll fließen", sagt Salitter.

Hunderte Bürger rufen beim Bauhof täglich an Wenn es hell wird, dann klingelt sein Telefon aus anderen Gründen. Hunderte Anrufe hat er seit Montag hinter sich. Wenig Lob ist dabei, meist sind es Beschwerden, weil aus Sicht der Anrufer geräumt werden muss. Leif Salitter sieht das Problem mit anderen Augen. &bdquo;Man kann auf einer festgefahrenen Schneedecke fahren, man kann sie aber nicht so einfach räumen", sagt er.

Was sehr verdichtet ist, lasse sich nicht mal eben mit dem Schild einfach abkratzen, und man müsse sich die Schneemengen vor Augen halten. &bdquo;Eine Straße mit 600 Quadratmetern und einer 10 Zentimeter dicken, festen Schicht ergeben 60 Kubikmeter – das sind vier Vierachser-Lkw-Ladungen Schnee, die auch irgendwo abgelagert werden müssen."

"Salz ist nicht die Universal-Lösung" Auch der Einsatz von Salz sei nicht die Universal-Lösung, wie viele Bürger denken. &bdquo;Das wirkt bei Temperaturen von 6 bis 8 Grad Minus, ist es kälter, dann taut es maximal etwas an, ziehen die Temperaturen dann am frühen Morgen an, dann können Sie Schlittschuhlaufen, aber nicht mehr fahren", erklärt Salitter.

Also müsse man sehr genau abwägen, wann und wo man streut oder auch mit Sole arbeitet. Jetzt sei es etwas wärmer, jetzt sei es möglich, auf den Hauptstraßen, die geräumt sind, die vereinzelten Eisplacken am Rand anzugehen. &bdquo;Die lösen wir an, wenn die Autos drüber fahren, dann erledigt sich das."

"Jeder arbeitet bis zum Anschlag"

Dass es perfekt läuft und nichts zu verbessern gibt, würde Leif Salitter nicht unterschreiben. Aber: &bdquo;Hier arbeitet jeder bis zum Anschlag, und wir tun, was wir können. Wir haben außerdem eine sehr gute technische Ausrüstung. Aber bei so einer Wetter-Extremlage, reicht es nie. Das wäre auch in Bayern so, die sind da allerdings gelassener, weil sie das kennen." Und in nachvollziehbaren Problemlagen, etwa wenn ein Patient zur Dialyse muss, mache man möglich, was eben gehe, sagt er und schildert dann aber auch das andere Extrem: Ein Radfahrer, der fordert, dass sein Radweg frei geräumt wird, weil er unbedingt mit dem Rad fahren will. &bdquo;Wir kümmern uns heute um die Bushaltestelle", sagt Salitter. Im Winterdienst hat die Allgemeinheit Priorität – und schließlich kann jeder dazu beitragen. &bdquo;Wir erleben es auch, dass die Anwohner in ihrer Straße klar Schiff machen. Das hilft und entlastet uns."

Fuhrpark für den Bauhof

Die Coronaschutzverordnung wird auch im Winterdienst eingehalten. Der Bauhof erledigt nicht alle Arbeiten im Stadtgebiet, Subunternehmer arbeiten in einigen Ortsteilen, es gibt eine Zusammenarbeit mit dem Kreis Lippe. Auf den Großfahrzeugen werden immer die gleichen Paare eingesetzt, FFP2-Masken stellt die Stadt Lage. Zum Fuhrpark gehören zwei große Lkw, ein Großschlepper, ein kleines spezielles Kommunalfahrzeug, mehrere Kleintraktoren, Radlader und Bagger.

Ein großes Räumfahrzeug kostet voll ausgestattet um die 260.000 Euro. Es ist samt Räumschild 12,5 Meter lang, 2,55 Meter breit, das Räumschild hat drei Meter . Weil es leicht angewinkelt wird, liegt die Arbeitsbreite bei 2,60 Meter. Das Räumen funktioniert laut Bauhofleiter Leif Salitter auch nur, wenn mit einem gewissen Tempo gefahren werden kann. &bdquo;Sonst fliegt der Schnee nicht zur Seite und Sie stecken fest."

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