Lage. Noch ist der Schützenpfad nicht gesperrt, aber wenn es die Gilde krachen lässt, dann, so sagt Andreas Redeker, "müssen wir einen Schleichweg aktivieren und unsere Lieferanten erklären, wie sie uns anfahren können". Das Stichwort Hidden Champion passe also auch in dieser Hinsicht. Und Champion ist das Unternehmen auch, es hat bereits mehrere Preise bekommen, jetzt auch den Zukunftspreis der Stiftung "Zukunft Handwerk OWL". Die Sonnenschirme sind aufgespannt, vor dem Eingang gibt es eine einladende Terrasse - die Mitarbeiter sollen sich in ihren Pausen wohlfühlen. Aber das allein ist es nicht, was die Jury überzeugt hat. Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Zukunft Handwerk OWL, weiß, dass viel mehr getan werden muss, um Fachkräfte zu finden und auch zu halten. "Bereits heute fehlen in OWL 16.300 Fachkräfte, Tendenz steigend." Er ist am Donnerstag unter anderem mit Kreishandwerksmeister Mickel Biere und Stiftungs-Vorstandsvorsitzender Dr. Jens Prager nach Lage gekommen. Doch wie kann man Mitarbeiter halten? Das Geschwisterpaar Susanne Kalthoff und Andreas Redeker leitet das Unternehmen gemeinsam, den kaufmännischen Bereich verantwortet Ehefrau Sabine Redeker. Das Gehalt spiele eine Rolle, gezahlt würden Prämien, Weihnachts- und Urlaubsgeld. Aber das sei es nicht allein. "Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter stolz darauf sind, hier zu arbeiten, dass sie auch in ihrer Familie und bei Freunden positiv über uns berichten", sagt Andreas Redeker. Die Mitarbeiter werden ermutigt, sich fortzubilden und einzubringen. Der Firmenname, das Branding seien wichtig. "Wir arbeiten mit großen Firmen zusammen, pflegen Geschäftsbeziehungen über Jahrzehnte hinweg und realisieren sehr anspruchsvolle Projekte", stellt der Ingenieur fest. Ein Beispiel ist das große Rechenzentrum der Firma Oetker. Schulische Defizite werden aufgefangen Es seien keine Einzelmaßnahmen, sondern Bestandteile eines Konzeptes, das im Bereich der Ausbildung noch passgenauer für den Betrieb zugeschnitten werden soll. "Die Jugendlichen wachsen heute anders auf, man kann gar nicht generell sagen, dass das schlechter ist", sagt Susanne Kalthoff. Aber man müsse sie eben auch anders abholen. "Wenn sie kommen, kennen sie keine Werkzeuge. Es fehlen Kenntnisse in Mathematik, Physik - wir müssen ihnen nach Kräften helfen, hier anzukommen und es ist einfach toll, wenn man sieht, wie es klick macht und sie dann mit Feuereifer dabei sind", erklärt die Kälteanlagenbauermeisterin. Der Fokus liegt auch nicht allein auf der Jugend. Es gibt wöchentliche "Gipfeltreffen", die unterschiedlich zusammengesetzt sind. "Wir sprechen online über Projekte, so ist jeder auf dem Stand und kann Ideen einbringen", sagt Andreas Redeker. Denn die 36-Stunden-Woche und flexible Arbeitszeiten gehören ebenfalls zum Firmenalltag. Für die Familienfreundlichkeit gab es ebenfalls einen Preis von der Bertelsmann-Stiftung. Beste Werbung durch Messeauftritte Die Strategie geht für den Betrieb auf. Katharina Brosius verantwortet das Marketing und die Personalentwicklung. Dazu gehört, die zukünftigen Fachkräfte zu finden. Es gebe sehr gute Kooperationen mit den Schulen, auch die beiden großen Berufsmessen in Bielefeld und Lippe hätten sich bewährt. "Wir gewinnen dadurch im Schnitt jeweils zwei Auszubildende. Wir sind auch sehr aktiv auf Social Media und bieten Praktikumsplätze an", erklärt Brosius. Die Jugendlichen machen mit, geben Anregungen, wie man die Unternehmensphilosophie noch besser rüberbringen kann. Und sie stehen auch selbst am Messestand und gestalten mit. "Sie wissen, was andere Jugendliche anspricht" Und auch da hat es schon einen Preis gegeben - für den besten Messestand. "Sie sehen, Preise sind für uns nicht so ungewöhnlich. Aber über den Preis der Handwerkskammer haben wir uns besonders gefreut", sagte Andreas Redeker lachend. Die offizielle Preisübergabe durch Schulministerin Dorothee Feller findet am 28. September statt in der "Skylobby Gütersloh".