Die "Bunte Schule" in Lage bekommt eine neue Leiterin

Lage. Ob in der 3. Klasse, die Catherina Jörg vor drei Jahren eingeschult hat, auch jemand ist, der Lehrer werden möchte? Für die 44-Jährige stand das nie in Frage. Noch ist sie "kommissarische Schulleiterin", am 11. September mit der offiziellen Urkundenübergabe ändert sich das. Catherina Jörg leitet die "Bunte Schule" mit zwei Standorten in Müssen und Hörste, die noch weiter zusammenwachsen sollen.

Die Entscheidung, mehr Verantwortung als Schulleiterin zu übernehmen, hat sich die Oerlinghauserin nicht leicht gemacht. Konrektorin war sie bereits für zwölf Jahre an der Kusselbergschule in Pivitsheide. Als sich im Sommer 2021 die Gelegenheit ergab, die kommissarische Leitung des Grundschulverbundes zu übernehmen, bewarb sich Catherina Jörg und legte die entsprechenden Prüfungen ab. Dass die Stadt Lage sie sehr unterstützt, habe einiges leichter gemacht. "Die Zusammenarbeit ist sehr gut." Auch das sei ein wichtiges Puzzlestück für ihre Entscheidungsfindung.

Das Bauchgefühl entscheidet nur mit Was sie anpackt, will sie richtig machen. Sie habe sehr sorgfältig abgewogen, schließlich hat sie auch Familie - und der Anteil der freien Zeit schrumpft beachtlich. Hobbys? Ja, da war mal etwas - Sport zum Beispiel, zu dem die Oerlinghauserin kaum mehr kommt. Der Anspruch, den Jörg an sich selber stellt, ist hoch. "Ich höre schon auf mein Bauchgefühl, aber entscheidend ist, ob ich das auch leisten kann, was es mir sagt." Als kommissarische Schullleiterin hat sie die Feuertaufe gemeistert, denn Jörg hat in der Pandemie die Leitung übernommen - mit allen Herausforderungen, die das mit sich brachte. "Das hat mir gezeigt, dass ich hier ein gutes Team habe, und das braucht man, wenn man Schule weiter entwickeln will."

Genau dieses Ziel sei es gewesen, das für sie letztlich den Ausschlag gegeben habe, sich als Schulleiterin zu bewerben. "Ich wollte immer Lehrerin werden, das Studium habe ich in der kürzest möglichen Zeit abgeschlossen. Denn das Unterrichten, der Umgang mit den Kindern, ihnen Grundlagen weiterzugeben und sie auf dem Weg zu gesunden Persönlichkeiten zu begleiten - das war mein eigentlicher Antrieb."

Vertretungsunterricht? "Den übernehme ich gerne", sagt sie lachend, sie will ihre Schülerinnen und Schüler kennen, wissen, ob sie sich wohlfühlen, ob das Klima im Schulbetrieb gut ist. Die Schule sei ein lebendiger Ort, guter Unterricht gehöre dazu, aber auch Freude und eine offene Kommunikation. Als Schulleiterin biete sich die Chance, Schule im Team weiter zu entwickeln. "Ich lege großen Wert darauf, dass meine Tür immer offen ist."

Konferenzen dienen der Teambildung Zur Teambildung gehören auch zwei große Konferenzen pro Jahr, die Jörg eingeführt hat. Drei Lehrer, ein Lehramtsanwärter und elf Lehrerinnen gehören dazu, aber auch alle anderen, die in der Schule eine Aufgabe haben - und alles kommt auf den Tisch. "Wir haben so Transparenz, wissen, was der andere tut, wo man vielleicht unterstützen oder etwas verbessern kann. Wir arbeiten schließlich alle an einer Sache - es geht um das große Ganze, da ist es wichtig, dass man sich kennt." Auch ein Vierjahresprogramm gibt es. Die Trommelzauber-Projektwoche, das Schulfest, Sportfest mit Sponsorenlauf und Projektwochen, die zu den Standorten passen, sind fest verankert. "So nimmt jedes Kind in seiner Grundschulzeit an allem teil."

Dass es mit Hörste und Müssen eine räumliche Trennung gibt, sei kein Hindernis. "Die Herausforderung leben wir ja schon länger - und es klappt sehr gut, sagt Jörg. Es gebe Kollegen, die pendeln, weil sie zum Beispiel einen speziellen Förderunterricht anbieten. Es gibt gemeinsame Projekttage - und noch mehr als bisher, soll sich die Einheit formen.

Als Schulleiterin sieht sich Jörg als Impulsgeberin und auch als Mittlerin, denn letztlich entscheiden in einigen Fällen Schulamt und Eltern mit. Da sieht die Oerlinghauserin einen Vorteil. Mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern hat sie ihren Lebensmittelpunkt in der Bergstadt, sie weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, schulpflichtige Kinder zu haben und den Beruf mit der Familie zu vereinbaren. "Ich kenne beide Seiten und kann in Gesprächen mit Eltern deren Argumente besser nachvollziehen. Wir reden auf Augenhöhe miteinander."

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