Politiker uneins: Lage bewirbt sich dennoch als Modellkommune für Nachhaltigkeit

Lage. Wie sieht die Zukunft der Stadt aus? Welche Investitionen zahlen sich langfristig aus, zum Beispiel für den Klimaschutz? Wie kann man Ortsteile und Zentrum besser vernetzen? Es gibt viele Fragen, auf die die Stadt Lage Antworten und Hilfe braucht. Die Verwaltung hatte deshalb eine Bewerbung für das Projekt &bdquo;Prozesskette Nachhaltigkeit NRW" auf den Weg gebracht, der Rat sollte nachträglich zustimmen. Doch das lief keineswegs ganz glatt ab.

Das Land sucht zehn Modellkommunen, die sich bereit erklären, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten, und dafür auch Strukturen in der Verwaltung schaffen. Ressortübergreifend sollen Ziele in puncto Nachhaltigkeit erarbeitet werden, deren Einhaltung auch evaluiert wird.

Bürgermeister Matthias Kalkreuter nannte Lemgo als Beispiel, das sich bereits in einem sehr ähnlichen Projekt seit Jahren engagiert. In Lemgo stehen zum Beispiel das Bürgerforum Mobilität, das Jugendforum, die Studie zur Gesundheit oder Betreute Dorfwerkstätten im Plan, für das Ehrenamt gibt es einen Ansprechpartner in der Verwaltung.

Weil der Bewerbungsschluss für Lage naht, hatte die Verwaltung die Bewerbung auf die Reise geschickt und im Umweltausschuss darüber informiert. Dort hatte es Einvernehmen gegeben, in der Ratssitzung wurden dann aber Bedenken laut. Uwe Detert (AfD) bat darum, die Entscheidung zu vertagen, weil in den Fraktionen dann noch einmal beraten werden könnte. Die nächste Ratssitzung wäre am 27. September.

Bedenken wegen des hohen Arbeitsaufwandes Andreas Epp (Aufbruch C) verwies auf den Aufwand, der auf die Verwaltung zukomme. "Wir haben, als es um den Wochenmarkt ging, um eine halbe Stelle gerungen. Da sollten wir uns gut überlegen, ob wir so etwas angehen wollen." Angelika Schapeler-Richter (FWG/BBL) wunderte sich, dass die Verwaltung offensichtlich noch Kapazitäten habe, eine Steuerungsgruppe zu bilden.

Thorsten Paulussen verwies auf die knappen Fristen. Ob es möglich wäre, eine Verlängerung zu bekommen, konnte die Verwaltung in der Ratssitzung nicht direkt beantworten. Andere Kommunalpolitiker sahen auch gar keine Notwendigkeit zu vertagen. Frank Drexhage (Grüne) merkte in Richtung AfD an: "Die Vorlagen für die Sitzung waren im Netz verfügbar, da hätte man genug Zeit gehabt, sich vorab ausreichend zu informieren."

Mehrheit sieht keine Notwendigkeit, Beschluss zu vertagen Martina Hannen (FDP) fand, dass eine Ausnahme gerechtfertigt sei: "Normalerweise folgen wir dem, wenn es den Wunsch nach Beratung in den Fraktionen gibt. Aber diesen Fall sehe ich als Ausnahme. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Stadt sich hier weiterentwickeln muss." Für eine zukunftsorientierte Verwaltung sei es unerlässlich, hier die fachliche Expertise zu nutzen, merkte Hans Hofste (SPD) an. Bei der Abstimmung gab es am Ende acht Enthaltungen, die Bewerbung wurde damit im Nachhinein doch noch abgesegnet.

Ob Lage überhaupt ausgewählt wird, steht noch nicht fest. Sollte es aber so sein, ist die fachliche Begleitung kostenlos. Der Projektträger "LAG 21" erarbeitet mit der Stadt Lage dann eine umfassende kommunale Nachhaltigkeitsstrategie, die die Ziele der nachhaltigen Entwicklung, die sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals) auf lokaler Ebene verankert. Die Bürger sollen dabei ebenfalls einbezogen werden. Die Projektlaufzeit erstreckt sich bis zum 31. Dezember 2024. Grundlage ist die "Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung" der Vereinten Nationen.

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