Im Lagenser Forum geht es um die Historie und das heutige Leben der Russlanddeutschen

Lage. Das Schicksal der Russlanddeutschen ist ein wichtiger Teil der europäischen Geschichte. Hunderttausende wurden Opfer einer Diktatur, wurden enteignet, deportiert, verfolgt und ermordet. Die Wanderausstellung &bdquo;Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ gewährt umfassende Einblicke in das Leben der Deutschen aus Russland und macht derzeit Station in Lage.

&bdquo;In Russland waren wir die Deutschen. In Deutschland sind wir die Russen.“ Sätze von Zeitzeugen wie diese sollen zur Diskussion und zum Nachdenken anregen. Bei der offiziellen Eröffnung der Wanderausstellung &bdquo;Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ am Mittwoch im Lagenser Forum präsentierte Projektleiter Dr. Eugen Eichelberg eindrucksvolle Lebensläufe von Familien, darunter auch seiner eigenen: &bdquo;Im Jahr 1991 habe ich einen Antrag gestellt, um mit meiner Familie aus der damaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik einreisen zu können. Erst 1999 wurde er genehmigt“, berichtet der Spätaussiedler, dessen Vater zu der Zeit in Lage lebte. Doch die Zuckerstadt hatte keine Kapazitäten mehr, sodass Dr. Eugen Eichelberg in Düsseldorf ein neues Leben startete.

Angelockt von der Zarin

Dieser Mut, ein neues Leben zu beginnen, zieht sich durch die Geschichte der Russlanddeutschen, wie die Ausstellung auf 28 Tafeln eindrucksvoll belegt. Angelockt von Zarin Katharina II., zog es Ansiedlungswillige bereits im 18. Jahrhundert nach Russland. Keine Abenteurer, sondern fleißige Bauern und Handwerker, die in Deutschland angesichts wirtschaftlicher Not und Missständen keine Perspektive sahen. Insbesondere entstanden im 19. Jahrhundert blühende deutsche Kolonien im Russischen Reich, deren Bewohner es dank ihres Fleißes zu beachtlichem Wohlstand brachten.

Doch das Blatt sollte sich wenden. Nach dem Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 erreichte der Opfergang der Russlanddeutschen seinen tragischen Höhepunkt, heißt es auf einer der Tafeln. Repressionen, Diskriminierung, Verfolgungen, Zwangsarbeit, Lagerhaft und Vertreibungen brachten Hunderttausenden den Tod.

Bemerkenswertes kulturelles Erbe

&bdquo;Es sind generationenübergreifende Traumata geblieben, unter denen Deutsche aus Russland bis heute zu leiden haben“, weiß Dr. Eugen Eichelberg von Betroffenen. Man habe damals Gefühle abgestellt und nur noch funktioniert. Ziel der Ausstellung sei es daher, diese Untaten und Unterdrückungen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Gleichzeitig sollen Vorurteile durch Fakten abgebaut werden.

Bürgermeister Matthias Kalkreuter sprach bei der Eröffnung von einem bemerkenswerten kulturellen Erbe und lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger dazu ein, die Wanderausstellung zu besuchen. Stadtarchivar Lars Sonnenberg würde sich zudem über weitere persönliche Exponate und Dokumente aus Privatbesitz freuen, um auch das Ankommen von Deutschen aus Russland in Lage widerzuspiegeln.

Die Ausstellung, ein Projekt der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. und gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat, ist bis zum 26. November zu den Öffnungszeiten desBürgerservices der Stadt Lage im Lagenser Forum am Clara-Ernst-Platz zu besichtigen.

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