Auf dem Friedhof in Heiden ist ein Grabstein verschwunden

Lage-Heiden. Der Friedhof in Heiden ist ein schöner Ort des Gedenkens. Alles ist gepflegt, nur auf sehr wenigen Gräbern, auf denen das Grün arg ins Kraut schießt, steckt ein kleines grünes Schild. Die Angehörigen werden gebeten, sich bei der Friedhofsgemeinde zu melden. Der gemeinnützige Verein kümmert sich um den Friedhof. Was jetzt passiert ist, ist für Jürgen Mölling und seine Familie ein Schock: Der Grabstein ist weg.

Jürgen Mölling hat zunächst den Gedanken, dass das Grab eingeebnet worden ist, denn sein Vater war 1978 verstorben, die 40 Jahre Liegezeit waren um. &bdquo;Aber da ist später auch die Urne meiner Tante bestattet worden. Da kann man doch ein Grab nicht einfach auflösen“, sagt er. Seine Mutter hatte im September den Friedhof besucht und Steinbrocken von der Befestigung des Grabsteins gesehen, rundherum fehlten Trittplatten und eben der Stein. Völlig aufgelöst informierte sie ihren Sohn, und der Spenger hatte Anzeige erstattet und auch mit der Friedhofsgemeinde Kontakt aufgenommen. Schließlich war die Liegezeit abgelaufen. Doch die bestreitet, irgendetwas damit zu tun zu haben. Es habe für den Verein überhaupt keinen Grund gegeben, an dem Grab etwas zu machen. Im Gegenteil.

Urne der Tante wurde 2012 im Grab bestattet Das Grab war doppelt belegt, neben Möllings Vater wurde auch seine Tante dort in einer Urne bestattet. Ein Blick in die Satzung gibt Aufschluss über die Liegezeiten: Erdbestattungen 40 Jahre, Urnen 25 Jahre. Möllings Vater, Walter Mölling, war 1978 beigesetzt worden, die Tante 2012. &bdquo;Das Grab ist damit bis 2037 belegt. Es gilt immer das Datum der letzten Bestattung“, erklärt Rainer Stecker, Geschäftsführer der Friedhofsgemeinde, ein Verein, der von Ehrenamtlichen getragen wird. Im Vorstand des Vereins sei man sehr betroffen, noch nie sei ein Grabstein vom Friedhof in Heiden gestohlen worden. Die Umstände seien rätselhaft. &bdquo;Auf dem Grab hatten Ziegelsteine gelegen. Wir hatten uns gewundert, dass die auf einmal am Weg lagen“, sagt Stecker.

Das Grab des ehemaligen Klempnermeisters sei immer gepflegt worden, sagt Jürgen Mölling. Nur als seine Mutter, die auch nicht mehr in Heiden wohnt, ins Krankenhaus gekommen war, habe es eine Zeit gegeben, wo sie sich nicht habe kümmern können.

Jürgen Mölling machte sich auf die Suche und entdeckte hinter der Kapelle Trittsteine, alle ordentlich aufgestapelt. &bdquo;Aber natürlich kann ich nicht sagen, ob das die Steine von unserem Grab sind“, sagt er. Er vermutet, dass der Grabstein gestohlen wurde, um ihn wiederzuverwenden. Man könne die Schriftzüge abschleifen, habe ihm ein Steinmetz versichert und &bdquo;durchaus noch einige hundert Euro dafür bekommen“. Warum ausgerechnet dieses Grab geplündert wurde, ist ihm ein Rätsel. Der Grabstein sei nicht außergewöhnlich gewesen. Das Grab liegt auch nicht in der Nähe der Tore. &bdquo;Er war einfach mit Namen, Geburts- und Sterbedatum und eine Rose war eingeschliffen.“ Allerdings sei es für Diebe auch nicht außerordentlich schwer, auf den Friedhof zu kommen. &bdquo;Die Tore sind eigentlich immer offen.“ Wer drauffahren wolle, der finde auch einen Weg. Rainer Stecker kann das nicht ausschließen, auf dem Friedhof werde gearbeitet, da könne es sein, &bdquo;dass ein Sperrpfosten mal unten bleibt und man somit drauffahren kann. Das ist aber nicht erlaubt.“

Abräumen der Gräber ist Sache der Angehörigen Am 30. September erstattete Jürgen Mölling Anzeige, mittlerweile hat er Antwort von der Staatsanwaltschaft, dass das Verfahren eingestellt wurde. Damit will er sich nicht zufriedengeben, die Tat habe ihn und seine Mutter tief emotional berührt. &bdquo;Meine Mutter hat Angst, dass das Grab eingeebnet wird. Wir hätten es ja auch verlängert.“ Aus Sicht der Friedhofsgemeinde gibt es keinen Grund zu der Befürchtung, ein Grab würde mal eben eingeebnet, denn die Tante sei später beigesetzt worden und deren Liegezeit sei nicht abgelaufen. &bdquo;Das wäre ja ein klarer Rechtsverstoß“, sagt Stecker.

Dass Abräumen der Gräber, sei generell Sache der Angehörigen. Laut Satzung müsste die Aufforderung am Friedhof öffentlich gemacht werden. Die kleinen grünen Stecker auf den Gräbern sind die Aufforderung, sich doch bitte zu melden. &bdquo;Wir verständigen die Angehörigen aber im Regelfall, wenn wir die Adressen haben.“ Die Friedhofsgemeinde greife im Übrigen nur im Notfall ein. &bdquo;Wenn es zum Beispiel keine Angehörigen gibt.“ Alles andere sei für den Verein nicht zu leisten.

Die Friedhofsgemeinde Heiden gibt es seit 1844. Damals habe jeder Haushaltsvorstand Mitglied sein müssen - und hatte damit einen Platz auf dem Friedhof sicher. Längst sei die Mitgliedschaft freiwillig, die Auswahl ist aber örtlich begrenzt: Bürgerinnen und Bürger aus Heiden, Heßloh, Hedderhagen und Niewald sowie deren Angehörige können Mitglied werden. Laut Stecker sind es derzeit um die 340. Jürgen Mölling, der in Heiden aufgewachsen ist, hat einige Familienmitglieder, die auf dem Friedhof bestattet wurden. Damit, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt hat, will er sich nicht zufriedengeben. &bdquo;Wir sind dem Ort sehr verbunden. Mein Onkel hat hier gearbeitet und Gräber ausgehoben, ich kenne den Ort von Klein auf an. Ein Friedhof hat für viele Menschen eine sehr emotionale Bedeutung. Und ich möchte nicht, dass das jetzt einfach so zu den Akten gelegt wird.“

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