Lemgo. Knapp drei Millionen Euro erwartet die Stadt im kommenden Jahr aus dem Landesprogramm „Gute Schule". Die Akteure bringen sich für etwaige Verteilungskämpfe bereits in Stellung, auch wenn die Verwaltung bisweilen auf die Bremse tritt und bis Ostern eine Standortliste zum Investitionsbedarf vorlegen will. Jetzt geht die Hörstmaraner Dorfgemeinschaft in die Offensive.
Etwa 100 Bürger um Sina Maier haben ein Schreiben an Bürgermeister Dr. Reiner Austermann unterzeichnet, in dem die Hörstmaranerin die Stadt auffordert, vor der Erweiterung existierender Schulen doch eine Wiedereröffnung der Grundschule in Hörstmar zu prüfen.
„Warum soll eine Schule für viel Geld erweitert werden, wenn diese in Hörstmar leer steht und genutzt werden könnte?", fragt Maier in dem Schreiben, das auch an die Presse ging.
Die Lemgoerin beruft sich unter anderem auf die Schulanmeldezahlen, die in diesem Jahr insbesondere den Standort Lieme fast am oberen Level sehen. „Wenn die Hörstmaraner Kinder wieder hier im Dorf in die Schule gehen, wäre in Lieme mehr Luft. Und den Schulbus würde sich die Stadt auch gleich mit sparen", meint die engagierte Bürgerin auf Nachfrage der LZ.
Thorsten Sagner (SPD), Vorsitzender des Ortsausschusses, hält die Schule nach der Aufgabe des Übergangsheims für Flüchtlinge durchaus für „jederzeit reaktivierbar". Der Südtrakt sei zwar noch belegt, allerdings werde auch der Rest der Schule weiterhin beheizt, um die Substanz zu erhalten. Den Zustand beschreibt Sagner als „gut".
Schließlich soll das Gebäude laut Sagner auch im Rahmen der Leader-Projekte eine Rolle spielen. Als wiederbelebten Teilstandort der Grundschule West (Lieme) könne er sich Hörstmar durchaus auch vorstellen. „Es wäre doch vernünftig, bestehende Ressourcen zu nutzen", betont der Sozialdemokrat, schränkt aber ein: sofern die Stadt eine weitere Klasse einrichten muss.
Hier liegt für das Schulamt der Hase im Pfeffer. Sei doch bei den Millionen aus dem Programm „Gute Schule" vielmehr an Differenzierungsräume, OGS und Möglichkeiten gedacht, mittags vernünftig zu essen, gießt Dieter Sonnenburg vom Schulamt Wasser in den Wein. Eine Aufstockung der Klassenzahl? Momentan kein Thema, sagt Sonnenburg. Das gäben die Zahlen nicht her – auch nicht in der zuletzt extrem stark nachgefragten Liemer Schule.
Die stolzen 55 Anmeldungen für das kommende Schuljahr seien auf ungewöhnlich viele Kinder aus Retzen (13) zurückzuführen. Für 2018/19 erwartet Sonnenburg denn auch „nur" noch 43 Anmeldungen in Lieme, danach zwischen 42 und 49. „Das sind stabile zwei Klassen, aber keine dritte", sagt Sonnenburg. Auch die Kinder aus der Flüchtlingssiedlung Lehbrinksweg seien dabei berücksichtigt.