So soll Lemgos Innovation-Spin aussehen

Lemgo . Die Technische Hochschule OWL, der Kreis Lippe und die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe stehen dicht vorm Ziel. So dicht, dass Professorin Claudia Fries im Indikativ sagt: Der vielfach beschworene Bau des Innovation-Spin als Herzstück des neuen Campus startet im August 2020. Zwei Jahre später soll der &bdquo;Spin" auch schon fertig sein. Während drei andere Bildungsprojekte, die in Ostwestfalen unter das Dach der Regionale-Förderung schlüpfen wollten, gescheitert sind, erwartet die Hochschule laut Fries für kommenden Monat die finale Förderzusage.

Der Plan für die Campus-Zentrale nimmt auch optisch Formen an, wie Skizzen aus dem Paderborner Architekturbüro Matern zeigen. Und die nackten Zahlen haben es in sich: vier gestaffelte Geschosse, 7150 Quadratmeter Nutzfläche, Baukosten in Höhe von 30,5 Millionen Euro.

Verzögerungen sind nicht drin Verzögerungen wollen und können sich die Bauherren nicht erlauben, sagt Claudia Fries, die die Projektleitung in Spin-Phase 1 hat: Im September 2022 muss das Campus-Gebäude fertig sein, um dann bis Jahresende einen Strich unter die Abschlussrechnung zu ziehen: eine Bedingung, um mit Regionale-Stempel vorrangig die benötigen Fördergelder einzusammeln.

War zunächst die ebenfalls in den Startlöchern stehende Smart-Food-Factory dort vorgesehen, soll der Innovation-Spin nun direkt nördlich der sogenannten Froschkiste stehen, also an der Bunsenstraße, vis à vis dem neuen Parkhaus. Die Smart-Food-Factory rückt nach links, rüber zur Hochschulverwaltung an der umbenannten Campusallee.

Jeder der drei beteiligten Partner des &bdquo;Spin" bringt seinen eigenen Ansatz mit: die Handwerkerschaft die &bdquo;Digitale Werkstatt des Handwerks", wo es um Aus-, Fort- und Weiterbildung im Zeichen der Automatisierung und Digitalisierung gehen soll. Auf Seiten des Kreises Lippe mit dem Bildungsnetzwerk &bdquo;Lippe Bildung" sollen die Medienwerkstatt der Berufskollegs einziehen, außerdem das Jobfeld &bdquo;Pflege" mit Schulungsräumen und Werkstätten Auftrieb erfahren. Dritter im Bunde: die Technische Hochschule, die einen &bdquo;Raum fürs Machen" skizziert, ein Forschungsumfeld, das Start-up-Gründungen, die Zusammenarbeit in Projekten und den Wissenschaftsdialog fördert.

Von einer &bdquo;neuen Form der Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft als Newcomer" in einem solchen Umfeld spricht Claudia Fries. Dazu sollen in einem Gebäude, das weitestgehend auf Türen verzichtet, Labore, Lehr- und Besprechungsräume gemeinsam genutzt werden, auf dass man künftig enger zusammenarbeitet. Bezeichnend: der ganze Innovation-Spin soll mit nur drei klassischen Besprechungsräumen für alle Partner auskommen.

Von einem Atrium, das vier Haupteingänge – zu jeder Seite einen – bekommen soll, gehen (ohne Türen!) beispielsweise die Labore für die Mobilitäts-Forschung ab, wo auch das Racing-Team an seinem Boliden tüfteln kann, quasi vor den Augen der Öffentlichkeit. Bei der Kreishandwerkerschaft werden vielleicht in einigen Jahren Roboter zu bestaunen sein, die das Maurerhandwerk beherrschten. Nachts sichern sich senkende Rolltore, was tagsüber dem Open-Space-Gedanken folgt. Zum Campusplatz ist eine Cafeteria vorgesehen.

Campusallee wird zur Sackgasse Lemgo. Mit dem Bau des Innovation-Spin geht aucheine Neugestaltung des Campus einher. Damit dieser mehr wie ein solcher und nicht wie von Straßen umgebene Lehrgebäude wirkt, soll die jüngst umbenannte Campusallee, der frühere Langenbruch, Sackgasse werden. Von Westen, an Fraunhofer, CIIT und Hochschulverwaltung vorbei, käme man hinter das TH-Hauptgebäude und hinter den &bdquo;Spin", müsste dann aber wenden.

Denn, so Nils Kortemeier, Chef der Landschaftsarchitekten Kortemeier/Brokmann, am &bdquo;Spin" verläuft in den Skizzen künftig in Nord-Süd-Ausrichtung einer der beiden Campus-Boulevards – der östliche von beiden ist nur Fußgänger und Radfahrer reserviert, mit kleinen Gärten, bepflanzten Sitzplattformen und Ausstellungsflächen für beispielsweise Exponate aus der Forschung.

Nördlich der Hochschulverwaltung sind bereits Baufelder für den geplanten Campus-Kindergarten reserviert, gehen die Boulevards aber auch in die Campus-Wiese über. Hier wird es ruhiger, treffen sich die Studenten zwischen den Vorlesungen. Über die Wiese und einen kleinen Pfad will Nils Kortemeier die Tennisplätze am Steinstoß quasi von hinten erschließen und damit via Hornschem Weg eine attraktive Fußgängerroute in die City schaffen. In Richtung Tonkuhlenteiche führt ein Steg, das in Privatbesitz befindliche Gelände bleibt selbst unangetastet, der Weg durch das städtische Wäldchen entlang der Grundstücksgrenze sei auf Stelzen eine &bdquo;sehr verträgliche" Lösung, meint Nils Kortemeier.

Grüne ziehen ein "zwiespältiges" Zwischenfazit In einer Pressemitteilung ziehen die Lemgoer Grünen nach eigenen Angaben ein &bdquo;zwiespältiges Zwischenfazit" zum Innovation-Spin. Zwar seien die Potenziale für Forschung und Bildung &bdquo;beträchtlich" und das offene Konzept &bdquo;überzeugend", so der Fraktionschef Dr. Burkhard Pohl. Jedoch müsse ein solch innovatives Gebäude auch mehr auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit setzen. &bdquo;Davon ist bei den Planungen keine Rede, nicht mal Passivhausstandard ist angestrebt", kritisiert der Grünen-Chef. Derweil Pohl die Sperrung der Campusallee (Langenbruch) für Durchgangsverkehr begrüßt, drehe sich die Verkehrsplanung ansonsten weitestgehend ums Auto. Unverständlich sei, dass schon an den Bau eines zweiten Parkhauses gedacht werde, bevor das erste stehe.

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