Der Lemgoer Fichtenwald stirbt

Lemgo. Die Aussichten sind alarmierend. Lemgo wird in den kommenden drei Jahren vermutlich fast den kompletten Nadelholzwald verlieren. Spaziergänger müssen sich im Forst auf große Bereiche mit toten Bäumen einstellen.

&bdquo;Vermarkten können wir das Holz schon längst nicht mehr", sagt Förster Friedrich Meiercord und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Rund 370 Hektar des 1130 Hektar großen Stadtforstes sind mit Nadelbäumen besetzt. 90 Prozent davon sind Fichten, und eben die haben kaum noch Überlebenschancen. Die Trockenheit der vergangenen Sommer hat ihnen zugesetzt, den Rest erledigt der Borkenkäfer. Besonders drastisch ist die Entwicklung in einem Bereich im Forst zu sehen: Wo bis Juli noch ein einigermaßen intakter reiner Fichtenwald stand, wurde innerhalb von nur sechs Wochen alles zerstört. Was bleibt, sind tote und absterbende Bäume.

Was also tun? Förster Meiercord setzt auf Verjüngung und will dabei vor allem heimische Laubbäume wie Eiche, Buche, Ahorn oder auch Esskastanie zum Einsatz bringen. Die Nadelhölzer werden sich über die Sämlinge weiterhin vermehren, aktiv fördern will das Forstamt das aber nicht. Zu wenig seien die Nadelhölzer für den heimischen Standort und auch veränderte Klimabedingungen geeignet. In den kommenden Jahren sollen jetzt Laubbäume aktiv nachgesetzt werden. Doch auch hier setzt das Forstamt auf natürliche Verjüngung und will zudem Laub mit Samen verteilen, um Nachwuchs zu fördern. Das ist nötig, wie Friedrich Meiercord betont, denn die Baumschulen können die riesige Nachfrage schon längst nicht mehr decken. Sein verhalten optimistisches Fazit: Der Wald werde an dieser Stelle nicht verschwinden, sondern verwandelt, um überlebensfähig zu werden.

Weit besser als beim Fichtenwald sieht es mit dem Laubbestand aus, der immerhin zwei Drittel des Lemgoer Forstes ausmacht. Beim Rundgang mit Politikern aus dem Umweltausschuss und interessierten Bürgern hat Meiercord hier durchaus positive Nachrichten zu verkünden: Der Laubwald befindet sich noch in einem relativ guten Zustand. &bdquo;Wir haben viele junge, vitale Bäume", resümiert der Förster.

Das sei das Ergebnis von jahrzehntelanger Arbeit, denn bereits seit drei Jahrzehnten werde in Lemgo viel Zeit und Geld in die Verjüngung des Bestandes investiert. &bdquo;Die Risiken des Waldsterbens sind schon mehr als 40 Jahre bekannt und Lemgo hat dementsprechend Vorsorge betrieben." Das zahle sich jetzt aus und soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Dafür hat der Kämmerer jüngst erst über 700.000 Euro in den Haushaltsentwurf 2020/21 eingeplant, denn die Zeiten, in den die Vermarktung der Hölzer der Stadt Geld einbrachte, sind längst vorbei. Wichtig ist es jetzt, Bäume nachwachsen zu lassen, die dem Standort entsprechen, erklärt Förster Meiercord. Wer meine, Wälder aus wirtschaftlichen Gründen anzulegen, der aber habe den Ernst der Lage noch immer nicht kapiert.

Große Aufgaben warten demnach auf die Mitarbeiter im Forstamt. Ob sie zu bewältigen sind, bleibe fraglich, doch Friedrich Meiercord sieht die Lemgoer zumindest gut aufgestellt. &bdquo;Die Stadt hat hier eine klare Position für den Waldbestand bezogen." Ziel sei es, die Naturverjüngung aktiv zu fördern und damit die Lebensgemeinschaft &bdquo;Wald" mit allen Pflanzen und Tieren zu erhalten.

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