Lemgoer Realschule kann sich vor Anmeldungen kaum retten

Lemgo. Bei der Realschule Lemgo jagt ein Rekordjahr das nächste – 2020/21 wird das vierte in Folge, was die Anmeldungen angeht. 146 neue Schüler stehen auf dem Zettel von Rektor Norbert Fischer. Das wären fünf pickepackevolle Klassen und würde die Raumknappheit der Realschule weiter verschärfen. Ebenfalls stark: die Drake-Hauptschule, die locker zwei fünfte Klassen zusammenbekommt. Die Gymnasien befinden sich weiter in solider Seitwärtsbewegung, während die Gesamtschule wie jedes Jahr Ablehnungen verschicken muss.

Die Gymnasien Im leichten Auf und Ab bewegen sich Engelbert-Kaempfer- und Marianne-Weber-Gymnasium seit Jahren ziemlich parallel nebeneinander her. Für das Schuljahr 2020/21 ist das nach Lesart von Thomas Portong, dem städtischen Geschäftsbereichsleiter Jugend und Schule, jeweils eine &bdquo;gesunde Dreizügigkeit". Für das MWG könnte es am Ende sogar noch für vier Eingangsklassen reichen, sofern einige Anmeldungen obendrauf kommen (siehe Realschule).

Interessant: Das MWG geht nach Angaben von Direktor Markus Herrmuth mit einem auffällig niedrigen Jungenanteil von unter 30 Prozent ins neue Schuljahr. Dabei schien das MWG das Image als frühere Mädchen-Schule eigentlich abgelegt zu haben – laut Herrmuth hatte es sich beim Landesschnitt von 40 bis 50 Prozent Jungs eingependelt.

Ein Aspekt, der von Eltern dazu immer wieder genannt werde: der Wunsch nach einem kürzeren Schultag. Zum Hintergrund: Das MWG ist im Ganztag, das EKG nicht. Eine gewisse Angleichung gibt es aber insofern, als dass auch das MWG die fixe 9. Stunde teils auf freiwillig umgestellt hat.

Trend an beiden Gymnasien: Schüler von auswärts zeigen großes Interesse an Lemgoer Schulen. Der Anteil der &bdquo;gemeindefremden" Jungs und Mädchen liegt am EKG bei 40, am MWG bei 35 Prozent – sie kommen vor allem aus Kalletal, Dörentrup und Lage.

Gesamtschule &bdquo;Same procedure as every year ..." 231 Anmeldungen und reichlich Absagen, bestätigt Schulleiter Bernd Hendig. Denn: Aufnehmen kann die vom Kreis Lippe betriebene Gesamtschule auch 2020 &bdquo;nur" 174 Kinder in 6 Klassen. &bdquo;Damit kehrt sich eine leicht rückläufige Tendenz in die andere Richtung – leider bekommen damit auch mehr Eltern eine Absage", bedauert Hendig. Manuela Kupsch, Chefin des Kreis-Schulbetriebs, wertet die hohe Zahl als &bdquo;Zuspruch der Eltern zu einem gelungenen pädagogischen Konzept, verbunden mit einer guten Ausstattung".

Realschule Lemgo 146 Anmeldungen bedeuten, dass die Realschule an der Belastungsgrenze kratzt. Nach Worten von Schulleiter Norbert Fischer hat man sich am Heldmanskamp bereits von Mediothek, Kanuprojekt, Differenzierungsräumen und 13-plus-Raum für die Mittagspause verabschiedet und naturwissenschaftliche Hörsäle für Klassen umfunktioniert, um alle Schüler unterzubringen. Fischer bringt es auf den Punkt: &bdquo;Die Schule braucht den Neubau."

Ein Grund: Der Druck aus den Nachbarkommunen, die keine Realschule mehr haben, ist riesig. Mehr als jeder Dritte Schüler kommt vor allem aus Kalletal oder Dörentrup. Dazu die zweite Tendenz: Unter den als Realschülern angemeldeten Lemgoern sind einige, die eigentlich mit direkter Gymnasialempfehlung auch ans MWG oder EKG könnten.

Hier laufen nach Angaben von Fischer Gespräche, um Eltern für die Wahl der Gymnasien zu ermutigen. MWG-Chef Markus Herrmuth vermutet, dass den Gymnasien immer noch die G-8-Phase nachhängt, da einige Eltern die Wahl explizit mit dem Jahr mehr erklärten, das an der Realschule bleibe. Seit der Rückkehr zu G 9 ist das jedoch nicht mehr der Fall.

Wie dem auch sei: Zusätzlicher Raumbedarf an der Realschule ist nicht wegzudiskutieren. Das sieht auch Andreas Rehse von der Lemgoer Gebäudewirtschaft so. Die Planungen für Sanierung und Ausbau der Realschule liefen daher auf Hochtouren, versichert der Fachmann.

Die wahrscheinlichste Lösung: ein Sechs-Klassen-Neubau mit Differenzierungsräumen, Lehrer-Stützpunkten und Gruppenplätzen. Der Neubau könnte möglicherweise parallel zu Zusatz-Containern genutzt werden, um im Anschluss die dringend notwendige Sanierung des denkmalgeschützten Bestands zu ermöglichen.

Für 2021 will Fischer nicht ausschließen, dass Ablehnungen nötig werden. Dabei könnte es – Stand: heute – sogar Lemgoer treffen, da Geschwisterkinder laut Schulgesetz mehr zählen als etwa Wohnortnähe. Die Lemgoer Regel, dass Schüler bevorzugt abgewiesen werden, wenn sie aus einer Kommune kommen, die selbst eine Realschule hat, ist fast zahnlos. Denn der Andrang kommt aus Gemeinden ohne Realschule.

Heinrich-Drake-Hauptschule Von einer &bdquo;sensationellen" Anmeldezahl spricht Geschäftsbereichsleiter Portong. Zumal angesichts der Vergangenheit: Die Hauptschule in Brake wurde geschlossen, die Drake-Schule kämpfte um die zweite Klasse, die oft erst durch &bdquo;von oben" wechselnde Schüler gefüllt wurde. Dieses Mal hat Rektorin Petra Fecke von Beginn an keine Probleme, zwei Klassen einzurichten. &bdquo;Beim Tag der offenen Tür haben wir noch nie so viele positive Rückmeldungen auf unsere Arbeit bekommen", berichtet Fecke.

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