Computertruhe aus Lemgo gibt Bedürftigen Zugang zur Online-Welt

Lemgo. 2016 gingen sie an den Start – mit dem Ziel, Bedürftigen den Zugang zur zunehmend digitalen Welt zu ermöglichen. Von Beginn an sind Christian Woelk und Heiko Dross dabei und in Zeiten von Corona ist der Service der Computertruhe gefragter denn je. Rund 20 Geräte haben die beiden Computer-Experten in den vergangenen Monaten ausgegeben.

Bis Oktober waren es zusammen mit dem Vereinshauptsitz im Breisgau und der weiteren Zweigstelle in Berlin 250 Stück. Familien, Schüler oder auch Erwachsene erhielten die Geräte, um sie etwa für die Unterricht-Vorbereitung zu nutzen oder auch, um nach Jobs zu suchen und Bewerbungen online auf den Weg zu schicken, wie Christian Woelk erklärt.

Desktop oft besser geeignet Noch haben die beiden IT-ler etliche Geräte auf Lager, nachdem es in den vergangenen Jahren aufgrund der hohen Nachfrage von Flüchtlingen durchaus Wartelisten gegeben hatte. Engpässe gebe es immer wieder bei Laptops und mobilen Geräten. &bdquo;Die Leute wollen Notebooks. Dabei entsprechen oft Desktop-Rechner eher ihren Bedürfnissen", haben Woelk und Dross festgestellt. Werde der Rechner mobil gar nicht genutzt, seien Desktop-Rechner meist deutlich leistungsfähiger.

Manche fragen auch nach DVD-Laufwerk und großem Bildschirm. &bdquo;Dann ist klar, die wollen das Gerät als Fernseher nutzen und da ist ein Desktop-Rechner einfach besser geeignet." Die Geräte stammen aus Spenden von Privatpersonen, aber vor allem auch von Firmen, zu denen die beiden Lemgoer über die Jahre Kontakte aufgebaut haben. Mit einer speziellen Löschsoftware werden die Festplatten zunächst komplett auf Null gefahren, die Firmen bei Bedarf diesbezüglich beraten, bevor sie die Geräte herausgeben.

Bedürftigkeit muss belegt werden Im Anschluss spielen die beiden IT-Experten neue Betriebssysteme auf, aktualisieren und prüfen PC & Co. auf ihre Tauglichkeit. &bdquo;Bei uns geht nichts raus, was nicht getestet wurde", so Heiko Dross. Das Gros der Spenden ist durchaus in einem guten Zustand, nur selten komme es vor, dass die Experten vor Elektroschrott stehen. Ärgerlich, doch im besten Fall können sie die kaputten Rechner noch als Resterampe nutzen.

Der Verein ist gemeinnützig, Kosten, aber auch Gewinne dürfen damit nicht entstehen. Die Ehrenamtler arbeiten daher nur mit Spenden und freier Software, gefragt sind auch immer wieder Mouse, Tastatur, Kabel oder im Zweifelsfall WLAN-Stick. Wer einen Rechner, Laptop oder im Einzelfall auch ein Smartphone von der Computertruhe erhalten möchte, der muss seine soziale Bedürftigkeit mit entsprechenden Vorlagen ausweisen.

Dann gibt es schnell und unkompliziert ein digitales Endgerät. Das genüge alle Mal für die Teilnahme am Online-Unterricht oder für Bewerbungen – doch wenn Jugendliche hoffen, damit auch virtuell spielen zu können, dann klappt das nur bedingt. &bdquo;Dafür reichen meist die Grafik-Programme nicht aus."

Keine Extrawünsche Kunden mit zu speziellen Wünschen müssen die Ehrenamtler enttäuschen. &bdquo;Hier wird ausgegeben, was vor Ort ist." Und auch vor Missbrauch sind sie nicht geschützt: Das ein oder andere Gerät haben sie als Verkaufsobjekte bei Ebay wiederentdeckt. Zum Glück aber komme das selten vor und auch Mehrfachnutzern versuchen sie einen Riegel vorzuschieben.

Christian Woelk und Heiko Dross hoffen jetzt, noch mehr Spender und Nutzer auf die Computertruhe aufmerksam zu machen. Bis Oktober 2020 konnten sie ein Büro in der Breiten Straße nutzen, das sie samstags für alle öffneten. Dort wurde gemeinsam geschraubt und gefachsimpelt, und wer etwas brauchte, kam einfach vorbei. Das ist jetzt schwieriger geworden. Wer ein Gerät benötigt, kontaktiert die Ehrenamtler übers Internet.

Beide hoffen, bald vielleicht wieder einen Raum öffentlich nutzen zu dürfen, um noch mehr Menschen und Helfer anzusprechen. Dann wären gegebenenfalls auch Kurse und einfache Anleitungen vor Ort möglich. Wer Räume oder auch Interesse hat, möge sich gerne melden.

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