Schafe in Voßheide werden 'ausgezogen'

Lemgo-Voßheide . Schafwolle ist ein wertvolles Naturprodukt, das eine vielseitige Verwendung findet. Auch das Schaf profitiert von einer sachgemäßen Schur, da es von der schweren Wolle befreit wird. Karolin Bünting aus Retzen kennt sich aus. Vor ein paar Tagen holte sie bei Bernd Nagel-Held in Voßheide den Rasierer raus.

Vier ostfriesische Milchschafe standen eine Stunde später &bdquo;nackt" in der Wiese. &bdquo;Ich mache das seit Monaten quasi hauptberuflich", sagt Bünting. Vor der Coronakrise hatte die Salzuflerin noch Vorkurse an der TH OWL im Fachbereich 6 gegeben. Mittlerweile steht das Schaf und die Schafschur für kleine Herden in Sachen Arbeit im Mittelpunkt. Die junge Frau weiß mit den Vierbeinern umzugehen, sie hat bereits in Neuseeland Schafe geschoren. Einmal im Jahr fragt Bernd Nagel-Held Bedarf an dem Service nach. Seine Schafe haben Namen, hören auf Claudia oder Bella, und wollen im Frühjahr ihr dickes Fell loswerden.

Abends sind alle Schafe nackt Nagel-Held: &bdquo;Rund vier Kilo Wolle ergibt das je Schaf. Die Wolle verwenden wir unter dem Label &bdquo;Lippe Qualität" für unsere Bettdecken. Alles wird bei der Schur sortiert und später gewaschen. Denn die Rohware muss von Stroh, Heu und groben Bestandteilen befreit werden. Der Waschvorgang läuft in 30 Grad warmen Wasser mit Soda, um das Wollfett zu lösen. &bdquo;Etwas Lanolin sollte aber in der Wolle bleiben, um die Selbstreinigungseigenschaften zu erhalten." Karolin Bünting ist dem Voßheider wohl bekannt. Sie schaute jetzt im Mai nicht das erste Mal auf dem Gelände der Eickernmühle vorbei.

Bünting hat sich längst einen Namen in der Szene gemacht und fährt von A bis Z, um Schafe zu scheren. &bdquo;In erster Linie zwischen Rietberg, dem Münsterland und Lippe", sagt sie. Übernachten muss die Frau aus Retzen dabei selten. In der Regel sind abends alle Schafe &bdquo;woll-frei". &bdquo;Wenn es länger dauert, kann ich auch mal bei dem Bauern oder auf einem Campingplatz schlafen." Das Scheren selbst erfordert natürlich Erfahrung und Geschick. Auch wenn die Schafe nicht zappeln, ist vor allem der erste Griff wichtig, um das Tier in die perfekte Lage zu bringen. Dann dauert es im Schnitt zehn Minuten, bis die Wolle auf der Erde liegt. Hat das Schaf zuletzt mehr Zeit im Stall verbracht, ist die Wolle womöglich etwas sauberer.

Rassen Verbreitet waren früher ostfriesische Milchschafe, eine Rasse, die als lämmerreich gilt. Etwas robuster sind Bentheimer Landschafe. Andere Rassen heißen Rhönschafe oder Coburger Fuchsschafe. Sie gehören zu den vom Aussterben bedrohten Haustierrassen. Jede Rasse bringt eigene Wolleigenschaften mit. Zum Futter gehören neben dem Gras auf der Wiese im Winter Heu, Hafer oder Möhren.

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