Lemgoer Campus-Wäldchen: Der Steg ist tot, es lebe der Trampelpfad

Lemgo . Im Streit um das Campus-Wäldchen zwischen Tonkuhlenteichen und Smart-Factory steigt morgen das Finale. Der Steg? Abgelehnt, kein Thema mehr! Stellt sich die Frage: Sollen die Wege hinunter vom Tennis-Club, zwischen Wald und Teichen, die Rampe empor zu Fraunhofer sowie der Anschluss an der Campus-Boulevard gepflastert, geschottert oder gar nichts werden. Es deutet sich ein Mittelding an.

Eine Entscheidung soll am Dienstag im Stadtentwicklungsausschuss auf jeden Fall kommen, er hat das letzte Wort – der Stadtrat tagt nicht mehr zum Wäldchen. &bdquo;Auch die Diskussion sollte beendet werden, um unser Leuchtturmprojekt ,Innovation Campus nicht weiter zu beschädigen", unterstreicht denn auch SPD-Fraktionschef Alexander Baer. Die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr (Mehrzweckhalle Voßheide).

Varianten ohne Steg Wie gesagt: Der Steg mitten durch das Wäldchen wurde bereits vom Tisch gefegt – gegen den Rat der Verwaltung, auch gegen das Werben von CDU/Aufbruch C und FDP für die Idee aus der Innovation-Campus-Masterplan. Was wird nun aus den übrigen Ideen?

Für die Stadtverwaltung, genauer: das Amt für Stadtplanung, ist klar: Einen Anschluss entlang der Tennisanlage des TC Blau-Weiß an den nördlich des Wäldchens aufgeschütteten Wall muss es ohnehin geben – schon allein, damit der Grünflächenbetrieb die Pflege am Regenrückhaltebecken mit dem entsprechenden Gerät betreiben kann.

Auch zwischen Teichen und Wald scheint der Weg für die Stadtplanung gesetzt, der aber laut Bürgermeister Markus Baier nun auch gesplittet werden könne anstatt ihn zu pflastern. Wobei: &bdquo;Als frühere Tonkuhle versickert hier ohnehin kein Wasser", sagt Baier. Das Argument der Versiegelung lasse er daher nicht gelten.

Den Bau einer Rampe hinauf zu Fraunhofer hält die Verwaltung ebenfalls für notwendig – und zwar gepflastert, das ergebe sich aus dem extremen Gefälle. So unterscheiden sich Variante 1 und 2, wie von der Stadtplanung ausgearbeitet, lediglich in der Frage: Wird der Weg, der zwischen Teich und Wald unterhalb des Fraunhofer-Neubaus hinauskommt, zusätzlich hinter der Smart-Factory entlang an den neuen Campus-Boulevard angebunden?

Weniger ist mehr Zwei Fraktionen positionieren sich schon vor Dienstag mit Anträgen, die neben dem Verzicht auf den Steg noch weiteren Schutz für das Wäldchen vorsehen. So die &bdquo;Bürger für Lemgo". Sie bezeichnen es allein &bdquo;ökonomisch und ökologisch als mehr als zweifelhaft", 300.000 Euro für die Wege an Tennisclub und Wäldchen auszugeben. Ohne Schneise (Steg) mitten durch den Wald seien auch die übrigen Wege überflüssig. Hochwertigen Außenanlagen zum Aufenthalt – von Campus-Wiese über Boulevards und die sogenannte Neue Mitte – stehe der Verzicht auf eine Erschließung des Wäldchens nicht im Wege.

Bei den Grünen klingt es ähnlich. Der Pfad zwischen Teichen und Wald solle so belassen werden, wie er ist – also weder gesplittet noch gepflastert werden. Auch die Rampe hinauf zu Fraunhofer sei verzichtbar. Ansonsten neigen die Grünen der Variante 1 zu.

Für die Wege Mit Felix Rullmann und Max Hinrichsen hatten sich bereits zwei Nachwuchspolitiker von CDU und SPD gemeinsam positioniert. Nach der Darstellung von CDU-Fraktionschef Carsten Steinmeier und SPD-Konterpart Alexander Baer könnte das bereits die entscheidende Mehrheit am Dienstag andeuten: Schwarz-Rot dürfte, unterstützt von der FDP, die sich bereits pro Steg ausgesprochen hatte, den Ausbau, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, mittragen. Für Steinmeier ein &bdquo;absolutes Minimum". Der CDU-Fraktionschef: &bdquo;Nachdem auf dem Campus für Millionen Gebäude entstanden sind und entstehen, stehen wir in der Pflicht, unsere Zusagen in Sachen Infrastruktur einzuhalten".

Zur Erinnerung: Bereits im Masterplan war der Ausbau von Boulevards aber auch Wegen rund um den Campus enthalten. &bdquo;Erst Werbung zu machen, und anschließend nicht entsprechend zu handeln, wäre ungehörig", meint Carsten Steinmeier. Laut Alexander Baer steht auch die SPD, die den Steg noch mitverhindert hatte, zur &bdquo;Befestigung, wo sie nötig ist".

Nach Einschätzung von Bürgermeister Markus Baier liefe das dann auf Pflaster an den steilen Stellen (etwa unterhalb von Fraunhofer) hinaus, ansonsten würde bei einer Maximalbreite von eineinhalb Metern gesplittet. Das sei dann auch definitiv kein &bdquo;Umweltfrevel", so Baier weiter, zumal die Karpfenteiche mitnichten ein Biotop seien. Dementgegen stehe die &bdquo;Chance, den Campus besser an die Stadt anzubinden – unter anderem auch über die Anlage des Tennisclubs. Dort hoffe man auch auf eine Belebung des Geländes und der Gastronomie. Zumal in der Nord-Ost-Ecke des Wäldchens die direkte Anbindung an den Hornschen Weg momentan nicht möglich ist, da ein Privateigentümer das Wegerecht verweigert.

Campus nimmt Stellung Auch zahlreiche Akteure vom Campus schalten sich vor der Entscheidung am Dienstag mit einem Positionspapier ein. Darin heißt es: &bdquo;Ein attraktiver Campus ist keine bloße Aneinanderreihung von Gebäuden, vielmehr bietet ein zukunftsfähiger Campus auf dem gesamten Gelände eine hohe Qualität für seine täglichen Nutzer und Besucher." Hier sieht der Verein &bdquo;Innovation Campus Lemgo" (ICL) noch Defizite, denen eigentlich mit Maßnahmen aus dem Masterplan begegnet werden sollte. Dass diese nun (wie der Steg) diskutiert und verworfen würden, &bdquo;überrascht und verunsichert", schreibt der ICL. Es gehe nicht nur um die Anbindung an die Stadt, sondern auch um das Wäldchen als Erholungs- und Ruhezone. &bdquo;Es steht außer Frage, dass das im Einklang mit ökologischen Rahmenbedingungen behutsam erfolgen muss."

Unterzeichnet ist das Positionspapier unter anderem von Hochschule, AStA, Fraunhofer, den Berufskollegs, Lippe Bildung und Kreis-Schulbetrieb, Kreishandwerkerschaft, Astrid-Lindgren-Schule, Eben-Ezer (Träger der neuen Campus-Kita), CIIT, TBV Lemgo, Phoenix-Contact-Arena, den Wirtschaftsunternehmen, die auf dem Campus aktiv sind, und dem Tennisclub Blau-Weiß.

Letzterer hatte sich zunächst in Person des Pressewarts kritisch gegenüber einer Anbindung des Vereinsgeländes geäußert. Im Vorstand kommt man, der Unterschrift von Chef Volker Sasse zufolge, offensichtlich zu einem anderen Ergebnis.

BUND sieht &bdquo;Naturoase" Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Lemgo fordert weiterhin den Verzicht auf den Wegebau durch das Tonkuhlenwäldchen und entlang der Teiche. Er spricht von einer &bdquo;Naturoase" und kann eine bessere Anbindung an die Stadt nicht erkennen, da der Weg beim Tennisclub vorbei und mitten durch zwei Biotope länger als vorhandene Alternativen sei.

Der BUND kritisiert, dass im Vorfeld kein Naturschutzgutachten erstellt worden sei und es keine Vorabbeteiligung der Natur- und Umweltschutzverbände gegeben habe. Im Tonkuhlenwäldchen seien auch seltene schützenswerte Tierarten der Roten Liste zu finden.

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