Lemgoer Waldkindergarten steht in den Startlöchern

Lemgo-Lüerdissen. Mit seinem Waldkindergarten geht Eben-Ezer in den Endspurt. Die Bauwagen neben der alten Lüerdisser Schule stehen bereits. Mittlerweile sind die Mitarbeiter der Forsttechnik Martens aus dem südhessischen Bensheim, spezialisiert unter anderem auf Waldkindergärten, mit dem Finish beschäftigt.

Anfang August, pünktlich zum Beginn des neuen Kindergartenjahres, geht es nach Auskunft der künftigen Leiterin Anita Leger dann auch los am Lüerdisser Weg. Die letzten Restplätze der auf insgesamt 20 Mädchen und Jungen ausgelegten Kita sind derzeit in der Vergabe, berichtet Eben-Ezer-Bereichsleiterin Kinder und Jugendliche, Sabine Menzel.

Im Klartext: Ab sofort müssen interessierte Familien mit einem Platz auf der Warteliste Vorlieb nehmen. &bdquo;Vom Start weg wirklich ein toller Zuspruch", freut sich Anita Leger. Die Anmeldung ist ganz normal über Lemgos Kita-Navigator zu finden. Möglich ist der Besuch für Kinder von zwei bis sechs Jahren – und ausdrücklich auch bei Handicaps.

Der Bollerwagen ist dabei

&bdquo;Unser Waldkindergarten ist eine inklusive Einrichtung", unterstreichen Michaela Kregel und Judith Lindemeier, Abteilungsleiterinnen für Kindertageseinrichtungen und OGS. Nichtsdestotrotz, so haben es sich die drei bis vier Erzieherinnen fest vorgenommen, soll es praktisch von Stunde null an in die Natur gehen. &bdquo;Wer nicht so gut zu Fuß ist, weil er noch kleiner oder eingeschränkt ist, darf sicher auch mal im Bollerwagen Platz nehmen", sagt Leiterin Anita Leger.

Ihrer Initiative ist es in erster Linie zu verdanken, dass es ab dem Sommer 2021 in Lemgo einen Waldkindergarten gibt. Dazu dem Beharren der Stadt, weitere Kita-Plätze einzurichten. Das Jugendamt hatte nämlich festgestellt, dass sich der Trend bei den Geburten umkehrt. Dazu kommt, dass die Quote der schon in jungen Jahren betreuten Kinder steigt.

Der Appell der Stadt an die freien Träger: zu überlegen, wo und wie neue Angebote geschaffen werden können. Weil Anita Leger und mit ihr auch die Stiftung Eben-Ezer seit einigen Jahren mit dem Wunsch nach der Waldkita schwanger gingen, ist diese nun eines der stadtweit ersten Updates.

"Es gibt kein schlechtes Wetter"

Noch dazu ein Spannendes, findet der kaufmännische Vorstand der Stiftung, Udo Zippel. Vor allem in Kombination mit der künftigen Campus-Kita – ebenfalls betrieben von Eben-Ezer. &bdquo;Hier Natur pur", meint Zippel, &bdquo;und dort eine Nachbarschaft voller Zukunftstechnologien. Das sind zwei wirklich interessante Gegenpole: die volle Bandbreite, wie Nachwuchs abgeholt werden kann."

Apropos volle Bandbreite: Die werden die künftigen &bdquo;Waldkinder" auch beim Wetter kennenlernen. Doch nach dem Motto &bdquo;Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung" wird es nach der Bringzeit bis 9 Uhr, in der natürlich auch &bdquo;normales" Spielzeug und ein Sandkasten zur Verfügung stehen, meist in Wald und Flur gehen. Bei amtlichen Unwetterwarnungen steht als Ausweichquartier unter anderem die Kita Stiftstraße zur Verfügung.

Nachdem die Bauwagen, die auch vier Miniatur-Schlafkojen beherbergen, mit Hilfe des Teams vom Meierhof auf das Gelände geschoben war, kommen in den nächsten Tagen die Einrichtungsgegenstände. In Kooperation mit der Ideenwerkstatt Lebenstraum soll das Außengelände rund um die Bauwagen gestalten werden – unter anderem mit einer Sitzgruppe. Natürlich naturnah mit Baumstümpfen. In einer ersten Aktion mit den Eltern der Kindergartenkindern soll zudem eine Benjeshecke als Abgrenzung zum Unterholz angelegt werden. &bdquo;Das ist dann auch die erste Gelegenheit zum Kennenlernen", sagt Kregel.

Gesamtkosten bei 120.000 Euro

Ebenfalls auf der To-do-Liste der Garten- und Landschaftsbauer stehen Parkplätze für die Eltern und noch ein Zaun. Vor den Bauwagen selbst werden Podeste aus Alu aufgestellt, auf denen die Kinder ausreichend Platz zum Umziehen, Garderoben und Fächer finden – und ihre Schuhe abklopfen können. Die Werkstatt eeWerk von Eben-Ezer ist an der Konstruktion. Gesamtkosten der Anlage laut Zippel: 120.000 Euro.

Dafür gibt es übrigens sozusagen die Luxusvariante in Sachen Waldkindergarten – voll ausgestattet mit Strom, Wasser, Licht, Kühlschrank und Abwasserleitungen. In der Hauptsache geht es aber nicht um Annehmlichkeiten, sondern das Wachsen der Kinder in der Natur. &bdquo;Spielen ist die Urform des Lernens", freut sich Leiterin Anita Leger schon auf den Start.

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