Baugebiet am Pöstenweg muss nur wenig abspecken

Lemgo. Die Vorentscheidung fürs umstrittene Baugebiet in zweiter Reihe am Pöstenweg ist gefallen – gegen den Widerstand der Grünen in Person von Fraktionschef Dr. Burkhard Pohl. Der ganze Plan muss nun zwar noch den Marsch durch die bürokratischen Instanzen antreten, jedoch steht die Einigung auf eine Variante.

Eine, die Bedenken von Wald-, Naturschutzbehörden und Grünen ummünzt in einen Mini-Wald, der erhalten bleiben soll. Bedenken der Nachbarn, dass die Zufahrt zum Baugebiet gefährlich und eng sei, teilen sowohl die Stadt als auch die Polizei dagegen nicht.

Grün gilt als Wald

Etwas überraschend kommt, dass der NRW-Landesbetrieb Wald und Forst zu dem Ergebnis gelangt: Die für innerstädtische Verhältnisse relativ großzügige grüne Parzelle erfülle durchaus die Eigenschaften eine Waldes. Die Landesbehörde fordert daher einen Ausgleich für knapp 3000 Quadratmeter Wald – eine Pflicht, der die Stadt an anderer Stelle im Stadtgebiet nachkommen will. Der weitergehenden Forderung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises, das komplette Areal nicht anzutasten, erteilen Stadt und Politiker hingegen eine Absage.

Berit Weber, Chefin der Abteilung Stadtplanung: &bdquo;Die Naturschutzbehörde hat kein Vetorecht." Außerdem: Angesichts der finanziellen Vorleistung der Stadt, die die Grundstücke bereits für eine halbe Million erworben hat, wie Ausschusschef Claus Cieciera (CDU) beziffert, mag sich wohl kaum jemand vorstellen, dass dafür am Ende nichts rauskommt und die Stadt auf einem teuren Wald sitzen bleibt.

Gespaltene Reaktionen Wohl wolle man Fledermauskästen aufhängen und auf möglichst &bdquo;sensible Außen- und Straßenbeleuchtung" achten, verspricht Berit Weber.

Während die direkten Nachbarn die sehr enge Zufahrt vom Pöstenweg kritisieren, ebenso wie den Wegfall einer kühlenden Ruheoase, die zahlreichen Tieren einen Lebensraum biete, gibt es auf der anderen Seite auch Beifall von Bürgern, die die Schaffung neuer Bauplätze in der alten Hansestadt begrüßen.

Abwägung Klimaschutz und Recht auf Wohnen

Genau in diesem Zwiespalt ordnet Berit Weber das Baugebiet ein. Während das Verkehrsproblem von der Polizei nicht gesehen werde, müsse tatsächlich &bdquo;abgewogen werden zwischen dem Klima- sowie Umweltschutz und dem Recht auf Wohnen". Bei Letzterem kneift es bekanntermaßen in Lemgo, sodass für den Pöstenweg, der durch die Stadt selbst vermarktet werden soll, einmal mehr Preise von 250 Euro pro Quadratmeter aufgerufen werden.

Ursprünglich hatte die Stadt, auch aus sozialen Gründen, eher Richtung 220 Euro kalkuliert, doch da als Kompromiss jetzt ein Bauplatz zugunsten eines Waldstücks entfällt, muss der einzelne Häuslebauer mehr berappen. Außerdem sollen statt üblicher Sattel- oder Walm- den Käufern begrünte Flachdächer als Pflicht auferlegt werden.

Eine Baustelle sind noch Bedenken, ob die Müllabfuhr die engen Straßen bewältigen kann – eine erste Abfrage bei den Entsorgern dazu sei aber positiv gewesen, erklärt Berit Weber. Nächster Schritt ist die sogenannte Offenlage der Pläne, bei der Stellungnahmen abgegeben werden können. Bis zu Leitungs-, Baustraßenbau und Vermarktung dauert es also noch.

Investor sieht Bauland hinter Schöttker Ein Investor hat eine zweite, innerstädtische Grünfläche ins Visier genommen, um diese als Bauland zu entwickeln und zu vermarkten. Sie liegt sogar noch dichter am Herzen der Stadt als die zweite Reihe des Pöstenwegs: Geht es doch um das aufgegebene Betriebsgelände der früheren Gärtnerei Feitscher im Hinterland zwischen Neuer und Schuhstraße, quasi westlich der Spirituosenfabrik Schöttker. Wie Berit Weber, Chefin der Stadtplanung bestätigt, liegt im Bauamt an der Heustraße eine Anfrage vor, ob dieser sogenannte Blockinnenbereich mit Bebauung verdichtet werden könnte. Im August sollen sowohl der Öffentlichkeit als auch der Politik erste Details sowie Vorstellungen und Machbarkeitsstudie des Investors dazu vorgestellt werden. Planverfahren notwendig Auf dem kurzen Dienstweg funktioniere das Vorhaben schon einmal nicht, wie Weber klarstellt. Ähnlich dem Pöstenweg, wo die Pläne in der Nachbarschaft Widerstand losgetreten haben, müsste auch das Feitscher-Areal über ein formelles B-Plan-Verfahren kommen – mit den dazugehörigen Beteiligungen, Stellungnahmen & Co. Stichworte wären auch hier einmal mehr: der Lärmschutz, die Erschließung (womöglich über die Schuhstraße), Haustypen und so weiter. Der Unterschied zum Pöstenweg: Der Bewuchs ist hier nicht ganz so üppig und damit wertvoll, so die Einschätzung von Berit Weber. Die Diskrepanz zwischen Wohnen in der Stadt mit kurzen Wegen auf der einen und dem Versiegeln von Grünfläche auf der anderen Seite sei aber auch hier gegeben.

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