Der Bauhof ist ein teures Pflaster

Lemgo. Orange, grau - der neue Bauhof setzt Akzente und das nicht nur in der Optik. Auch finanziell hat er durchaus neue Margen gesteckt. 7,35 Millionen Euro hat der Lemgoer Betriebshof gekostet, ursprünglich sollten es gar 9 Millionen werden. Zu viel: Der Rotstift wurde ausgepackt. Doch jetzt muss nachgebessert werden - für 550.000 Euro.

100.000 Euro werden laut Planung in Schlammfang und Waschplatz investiert. Der vorhandene Ölabscheider wird immer wieder mit Feststoffen wie Laub oder Rasenschnitt verstopft. Daher ist nach Aussage der Verwaltung ein zusätzlicher Schlammfang nötig. Zudem soll ein vorhandener Waschplatz für die Reinigung von Baufahrzeugen und Lkw aufgerüstet werden. Weitere 90.000 Euro werden in Lüftung und Heizung der Waschhalle fließen. Die ist in der kalten Jahreszeit kaum nutzbar, weil sie so stark vernebelt, dass Wasser an den Wänden hinabläuft. Ein Lüftungsgerät in Außenmontage mit Elektro-Heizregister und Wärmerückgewinnung könnte hier Abhilfe schaffen.

Schüttgut braucht ein Dach Nachbesserungen sind auch in der Tischlerei nötig. Dort wurde das im Jahr 2000 erneuerte Entstaubungs- und Entlüftungssystem des alten Bauhofes übernommen. In der Praxis stellte sich aber heraus, dass im Bank- und Lackierraum auch Arbeiten durchgeführt werden, die einen stärkeren Luftwechsel erfordern. Dafür müssen derzeit die Türen geöffnet werden. Ein adaquates Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung würde mit 110.000 Euro zu Buche schlagen. Schließlich soll noch bei den Schüttgütern nachgerüstet werden. Dort wurde aus Kostengründen auf eine Überdachung verzichtet, was sich als wenig praktikabel erwiesen hat. Jetzt soll ein Schleppdach folgen, das auch Schutz für Geräte und Maschinen bietet, von denen einige derzeit noch im Freien stehen. Voraussichtlich 250.000 Euro wird die Überdachung kosten.

In den politischen Gremien haben sich vor allem die Liberalen kritisch zu den Ausgaben geäußert. Bereits bei den Konzepten für den Neubau vor gut sechs Jahren hatte sich die FDP skeptisch gezeigt. Damals hatte die Stadt über Jahre nach einem Grundstück für den Neubau gesucht, da nach Aussagen der Gutachter der alte 45 Jahre alte Bauhof kaum noch sinnvoll zu sanieren und ein Neubau günstiger sei. Pläne, die die Liberalen seinerzeit anzweifelten. "Da wurden Kosten schön gerechnet. Eine Sanierung wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen", ist Fraktionschefin Barbara Schiek-Hübenthal noch heute überzeugt, schließlich müsse jetzt für teures Geld nachgerüstet werden.

Fahrzeuge stehen im Freien Auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Wattenberg an der Herforder Straße wurde die Stadt damals fündig, ursprünglich noch mit dem Vorsatz, das Projekt auch für den Bauhof des Kreises umzusetzen, der seinen Stützpunkt in Lieme hat. Doch der Kreis Lippe sprang ab und die Kosten explodierten auf über 9 Millionen Euro . Zu viel für die Stadt Lemgo, die den Rotstift ansetzte.

Letztlich wurden sechs Gebäude auf dem Grundstück errichtet. Im großen orange-grauen Hauptgebäude an der Herforder Straße sind Verwaltung, Umkleiden und Sozialräume untergebracht. Die einzelnen Gewerke des städtisches Betriebes, vom Elektriker über den Maurer, Dachdecker, Tischler bis zum Schlosser, haben im angrenzenden großen Gebäude ihren Platz gefunden - jeweils mit einem abgeschlossenen Bereich.

Die eigentliche Gebäudefläche aber verkleinerte sich gegenüber dem alten Bauhof von 5800 auf 3880 Quadratmeter. Einige witterungsunempfindliche Fahrzeuge mussten damit im Freien bleiben. Nach gut einjähriger Bauzeit ging der Betriebshof im September 2018 in Betrieb.

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