Neue Geschäfte: Die "Komplizen" rufen in die Mittelstraße

Lemgo. In der östlichen Mittelstraße tut sich was: Ein Concept Store eröffnet am 1. September, wenig später melden sich die "Komplizen der Region" zu Wort. Nur einige Häuser weiter dreht sich der Dönerspieß im neuen Kebab-Imbiss, während ein Filialist in das noch leer stehende Geschäft von Gerry Weber zieht.

Hinter den Neueröffnungen verbergen sich auch bekannte Lemgoer Gesichter. Sarah und Oliver Grote sind es, die die "Komplizen der Region" um sich scharren. In dem Geschäft, Mittelstraße 19, in dem sich derzeit noch der Laden "Restlos e.V." befindet, wollen sie ein neues Nahversorgungskonzept realisieren. "Eine Mischung aus Tante Emma-Laden und der Online-Plattform Etsy", wie es Sarah Grote schmunzelnd formuliert, das heißt, Anbieter aus der Region sollen in dem Geschäft ganz unterschiedliche Waren anbieten.

Komplizen wollen regional verkaufen Lebensmittel für den alltäglichen Bedarf, von denen der Anbieter für Wildfleisch aus Rinteln die weiteste Anreise hat, Käse kommt aus Aerzen, der Rest, darunter auch Straußeneier, aus Lippe. Zwei Drittel Lebensmittel, ein Drittel handgefertigte Produkte, wie Oliver Grote ergänzt. Taschen, Hundehalsbänder, Duftöle oder auch Kinderkleidung zählen hier zum Sortiment. Gut 40 Anbieter haben die Grotes bereits für ihr Konzept gewonnen. Damit hoffen sie, die Kosten für alle zu minimieren. "Denn bei uns soll es keine versteckten Aufschläge geben", so Sarah Grote. Die Anbieter zahlen für die gemieteten Regalmeter, der Umsatz gehe dann eins zu eins an die Händler.

Um das Weihnachtsgeschäft noch mitzunehmen, werden die Komplizen zunächst gegenüber im leer stehenden Ladenlokal, Mittelstraße 14, ihre Produkte anbieten. Pünktlich zum Januar dann soll der Umzug in die eigentlichen Räume folgen. Dort verkauft bis Ende des Jahres noch der Bielefelder Verein "Restlos" seine Waren, Lebensmittel , die es nicht in den Handel geschafft haben. Im vergangenen November konnten die Grotes Mustafa Budumlu und sein Team für Lemgo gewinnen, die erfolgreich in Bielefeld zwei Geschäfte führen. Doch in der Hansestadt ließ der Erfolg auf sich warten und nachdem die Innenstadt-Mietförderung Ende des Jahres ausläuft, muss Budumlu den Laden in der Mittelstraße schließen.

An dem Konzept aber wollen die Grotes festhalten und hoffen, mit ihrem Angebot Lemgo und die Innenstadt zu bereichern. "Wir haben immer wieder gehört, dass die Lemgoer sich mehr regionale Produkte und einen Nahversorger auch in der Innenstadt wünschen", setzt das Ehepaar auf die "Komplizen der Region" und wer dabei sein möchte, der kann sich gerne noch melden, denn das Angebot soll stetig wechseln und bereichert werden. Wer mehr wissen will, sollte die Grotes bei Instagram unter komplizen_lemgo kontaktieren.

Lars Stricker steht im "East Village" Bereichern will auch Lars Stricker die Mittelstraße. Bereits am Freitag, 1. September, eröffnet er seinen Concept Store wenige Schritte weiter. Im "East Village" im Osten der Mittelstraße, Hausnummer 17, wo bis vor kurzem "Patches" Mode angeboten hat, will er die Kunden begrüßen. Ab 16 Uhr lädt er zur Eröffnungsfeier. Das Konzept setzt dabei vor allem auf Vintage-Mode: Mode für Herren, Damen, aber auch für Jugendliche - vieles aus Amsterdam und Holland eingekauft, wie es der Lemgoer Unternehmensberater erklärt, der sich selbst lachend als Mode-Freak definiert.

Dabei sei das Angebot nicht in Stein gemeißelt, ein Concept Store eben, dessen Angebot sich laufend weiter entwickele. Hochwertige Vintage-Artikel, darunter auch kostspielige Mode aus der vergangenen Saison zum günstigen Preis, werde er im Angebot haben und die Tochter ihn beim Verkauf für Jugendliche unterstützen. Dabei kommen dem überzeugten Lemgoer auch die vielen Kontakte zugute, die er als Unternehmensberater zur internationalen Textilbranche aufgebaut hat. Im "East Village" will er darüber hinaus auch Manufaktur-Möbel und Accessoires anbieten, "eben das, was mir gefällt und passt". Ein wenig sei das Ganze wie bei Tchibo: "Man weiß nicht, was nächste Woche passiert."

Dafür hat er in dem Ladenlokal in den vergangenen Wochen ordentlich gewerkelt. Die Galerie, zuletzt mit Trockenwänden verkleidet, kommt jetzt wieder zum Vorschein. Dort, im oberen Bereich, will Lars Stricker Mode für junge Menschen und eine Herrenabteilung mit Lounge und kleiner Bar präsentieren. "Auch als Quengelfalle für Männer, die keine Lust zum Shoppen haben", wie er lachend eingesteht. Dabei haben es die Herren der Schöpfung seiner Ansicht nach besonders nötig. "Sitzt man in der Fußgängerzone und beobachtet die Passanten, kommt auf acht schicke Frauen doch höchsten ein gut gekleideter Mann", hat der künftige Modehändler beobachtet, der nach eigenem Bekunden eigentlich nie ohne Krawatte das Haus verlässt.

Neue Konzepte als Lösung für die Innenstadt Doch nicht nur bei den Herren will er Überzeugungsarbeit leisten, sondern auch Lemgo mit dem "East Village" voranbringen. Schließlich, so seine Überzeugung, seien nach dem Rückzug der Filialisten aus der Innenstadt individuelle Konzepte das einzige, was funktionieren könne.

Ein Filialist, der sich nicht zurückgezogen hat, ist Jeans Fritz. Das Unternehmen wird sein Ladengeschäft in der westlichen Mittelstraße schließen, um in den Osten, in das Lokal von ehemals Gerry Weber einzuziehen. Am 7. September ist Neu-Eröffnung. Ganz neu in Lemgo ist hingegen Keb' up. Steak-, Gemüsedöner und vieles mehr gibt es bei den beiden Brüder Isa und Nurullah Ayol in der Mittelstraße 21. Sie kommen aus Nienburg und wollen jetzt auch in Lemgo Fuß fassen. Dafür setzen sie nach eigenen Aussagen auf hochwertige Kebab, Döner & Co. und bieten auch eine Außengastronomie an.

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