Lemgo. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Herstellung einer Pizza und Künstlicher Intelligenz (KI)? „Je dichter die Datensätze, umso besser die Produktion. Mithilfe von KI können Prozesse besser beschrieben und gesteuert werden", wird Christian Fretter, Produktentwickler beim Lebensmittelkonzern Dr. Oetker und Alumnus der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) in einer Pressemitteilung zitiert.
Er hat auf der Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Tierwohl und Lebensmitteltechnologie - wie Künstliche Intelligenz helfen kann“ im Innovation Spin auf dem Campus in Lemgo gesprochen. Dazu hatten die Hochschule mit Präsident Professor Dr. Jürgen Krahl und weitere verantwortliche Wissenschaftler gemeinsam mit dem Westfalen e.V. eingeladen.
Unstrittig sei, dass die digital aufbereiteten Informationen eine Bereicherung für die Praxis sind, die weit über die Möglichkeiten von "ChatGPT" hinausgingen. "Künstliche Intelligenz ist kein Zauberwerk", befand NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen in einer Video-Botschaft zum Auftakt der Veranstaltung. Dabei verwies sie unter anderem auf das intelligente Ackern (Precision Farming), bei dem die Traktoren zum Beispiel via Satelliten gesteuert, die unterschiedlichen Bodenqualitäten berücksichtigt und damit die Erträge verbessert würden.
"Wir brauchen digitale Daten, um besser zu werden", meinte Dieter Hagedorn. Der aktive Bauer und Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe betonte wie sehr elektronischen Hilfsmittel die Landwirtschaft unterstützen können. Der Einsatz von Drohnen und die Auswertung von Bodenproben führten zu besseren Leistungen und Qualitäten von Nahrungsmitteln, speziell beim Getreideanbau, meinte er.
Modernisierungsdruck bei den Bauern
Da sich kleine landwirtschaftliche Betriebe aufwendige technische Unterstützung oft nicht leisten könnten, aber der Modernisierungsdruck auf den Höfen weiter steige, müssten neue Formen der Kooperation und der Arbeitsabläufe - etwa über Genossenschaften oder landwirtschaftliche Lohnunternehmen - sowie der Kommunikation beschritten werden. Die vom landwirtschaftlichen Produktionsprozess abgekoppelten Verbraucher müssten besser informiert werden, so Hagedorn weiter. Von der Politik erhofft sich der Bauernvertreter darüber hinaus „mehr Zutrauen und Vertrauen" in den Berufsstand.
Der Trend zu fleischlosen Produkten werde weiter steigen, prognostizierte Fretter. Die Folge: Verstärkt würden pflanzliche statt tierischer Proteine nachgefragt. Das ist ein Forschungsschwerpunkt an der TH OWL, den Professorin Dr. Susanne Struck mitverantwortet. Es müsse "anwendungsnah" geforscht werden, etwa im verstärkten Austausch mit Unternehmen, erklärte die Wissenschaftlerin.
Eiersortiermaschine
Wie das Tierwohl direkt verbessert werden kann, belegte Professorin Dr. Helene Dörksen vom Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der TH OWL, die ein Verfahren zur Geschlechtsbestimmung von Eiern entwickelt hat. "Es gibt keine Fehler", versichert sie, dass - auch dank KI - das Töten von männlichen Küken inzwischen verhindert werden könne.
Die Krux: Durch das Tötungsverbot wurden fast alle heimischen Brütereien zur Aufgabe gezwungen, so dass die meisten Küken aus dem Ausland bezogen würden. Und noch paradoxer: Wurden in der Vergangenheit männliche Küken aus heimischen Brütereien etwa als Futter für Tiere in Zoos oder Tierparks verwendet, würden sie jetzt aus Asien importiert. "Das Thema wird uns weiter beschäftigen", kündigte Moderatorin Dr. Marie-Theres Thiell, Vize-Vorsitzende des Westfalen e.V., an.