Von Brasilien bis Vietnam: Lemgoer M-Group ist dort im Einsatz, wo es extrem heiß wird

Lemgo. Die M-Group ist ein über Jahrzehnte gewachsener Firmenverbund, der sich um die Entwicklung, Planung, den Bau und die spätere Wartung von Industrieöfen und feuerfesten Anlagen kümmert. Ursprungsfirma war Möller Feuerungsbau, die Gerhard Möller 1966 gründete und die den meisten Lemgoern bekannt ist. Das Familienunternehmen ist eng mit der alten Hansestadt verbunden, hat aber auch Niederlassungen in Großbritannien, Polen sowie Portugal und agiert von dort aus weltweit.

Früher am Wasserturm, hat die Unternehmensgruppe seit 1988 ihren Sitz am Bauhof in Lemgo. Hier arbeiten rund 70 Mitarbeiter in der Konstruktion, Logistik, Verwaltung oder in den Lagern bei der Kommissionierung. Hauptgeschäftsfeld ist die Reparatur von industriellen Brennanlagen für verschiedene Branchen wie Holz, Kalk sowie vor allem Zement und Zucker. Die letzten beiden Branchen machen die Hälfte der Kunden aus.

Extreme Temperaturen &bdquo;Die Steine im Innern der Öfen müssen einer hohen thermischen Belastung von bis zu 1600 Grad standhalten“, weiß Bennet Röpke, Produktentwicklungs-Manager bei der M-Group und Enkel des Firmengründers. Er sei mit der Firma groß geworden, sagt er. Auch seine Eltern, Klaus und Anke Röpke, sowie Schwester Leonie Röpke sind im Unternehmen.

Neben der thermischen käme oft auch eine chemische Belastung in den Öfen dazu. &bdquo;Bei den Temperaturen reagiert alles miteinander. Die daraus entstehenden Stoffe greifen das Material an.“ Regelmäßig müssten die Öfen daher geprüft werden, mindestens einmal im Jahr. Dann rücken die Mitarbeiter der Firmengruppe für Reparaturen an, hauen die alten Steine ab, um neue einzusetzen. Mitunter kann das gefährlich sein. Darum konzipierte die M-Group 2019 einen speziellen Roboter, der den Mitarbeitern hilft. Er wird ständig weiterentwickelt. Bennet Röpke nennt ihn sein &bdquo;Baby“, eigentlich heißt er aber &bdquo;Quadriga“ .

Neuer Online-Shop

Die Quadriga hat Arme, die von außerhalb per Joystick und Pedale über einen Computer gesteuert werden können. Kameras ersetzen die Augen der Mitarbeiter in den Öfen. &bdquo;So müssen keine Menschen mehr in den Gefahrenbereich“, sagt Röpke. Denn die Anlagen sind riesig, 30 bis 50 Meter hoch. Wenn da ein Teil abbricht, kann es schnell mal eine Tonne wiegen. &bdquo;Vor zwei Monaten ist in einem Werk beim Abbruch die Decke eingestürzt. Der Roboter hat das überstanden“, berichtet der Geschäftsführer von Refra Vision, das zur M-Group gehört. Nicht auszumalen, wenn sich noch ein Arbeiter darunter befunden hätte. Im Juni habe die M-Group daher für den Roboter den &bdquo;Safety Award“ von der Bauindustrie NRW verliehen bekommen.

Über Bennet Röpkes Tisch gehe alles, was neu und digital ist. So werde schon bald ein Online-Shop für feuerfeste Materialien an den Start gehen. Warum? &bdquo;Weil es bisher einfach keinen gab. Die Industrie, in der wir uns bewegen, ist recht alt, so wie ihre Prozesse. Bislang gab es keine zentrale Anlaufstelle. Der Markt ist total fragmentiert und chaotisch. Vor zwei Jahren haben wir uns dann gedacht, wenn keiner einen Online-Shop macht, probieren wir es halt. Eigentlich wollten wir immer eine Montagefirma und keine Handelsfirma sein, aber es hat sich so dahin entwickelt“, erklärt Röpke.

Personalfindung

Noch artfremder ist die seit diesem Jahr zur Unternehmensgruppe gehörende Möller Green Energy, deren Geschäfstführer Bennet Röpke ist. Dabei geht es um Photovoltaikanlagen für Industriefirmen. &bdquo;Das fällt eigentlich nicht in unser Raster, aber wir haben Montagepersonal und Elektriker und die Arbeit in den Zucker- und Zementfabriken fällt in einen bestimmten Zeitraum im Jahr“, erklärt Röpke. So könnten die übrigen Monate im Jahr für Solaranlagen genutzt werden.

Insgesamt hat die M-Group etwa 260 Mitarbeiter, überwiegend Monteure, die weltweit unterwegs sind. Nicht einfach, dafür Personal zu finden. Zumal die Lemgoer personell in Konkurrenz zu Phoenix und Weidmüller in den Nachbarkommunen stünden. Darum werde auch im Ausland nach Mitarbeitern gesucht. Vor Kurzem sei Leonie Röpke, die sich um Marketing und Kommunikation kümmert, daher in Ghana gewesen.

Auswirkungen des Krieges Es sei gut, dass die Unternehmensgruppe dezentral aufgestellt sei. Immerhin sieht sie sich als Premiumanbieter, der seinen Kunden dazu verspricht, rund um die Uhr erreichbar zu sein, um schnell Hilfe im Notfall schicken zu können. Kein Wunder, bedeute ein Totalausfall beispielsweise bei einem Zementwerk rund 250.000 Euro Verlust am Tag. Dafür benötige es große Lager, die in Lemgo, Irland, England und Polen sind.

Ein Lagerstandort war auch in Russland. Die Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland treffen die M-Group stark. &bdquo;Wir haben in der Feuerfestindustrie für Russland und die Ukraine gebaut. Das Russland-Geschäft hat allein acht bis zehn Prozent unseres Umsatzes ausgemacht. Das hat uns belastet. Aber wir konnten das Personal umverteilen und haben neue Märkte erschlossen“, sagt Bennet Röpke.

Herausforderung Schwellenland

Einer davon könnte Ägypten im Bereich der Anlagentechnik werden. &bdquo;Dort soll die größte Zuckerfabrik der Welt entstehen“, erzählt der Lemgoer. Andere Projekte sind in Brasilien. Die Arbeit in solchen Schwellenländern sei nicht immer einfach: &bdquo;Man braucht ein dickes Fell. Teilweise liegen Baustellen da einfach mal ein halbes Jahr still.“ Kürzlich seien beispielsweise Projekte in Vietnam, Australien, Südafrika, Finnland und Spanien dazugekommen.

&bdquo;Deutschland ist einfach entwickelter, wodurch weniger neue Fabriken gebaut werden als in anderen Ländern. Die Produktion in Deutschland ist aber nach wie vor stark. Dadurch haben wir hier viel mit Wartungsarbeiten zu tun“, meint Röpke. Trotzdem mache das Geschäft in Deutschland weit unter 50 Prozent aus. Der Standort Deutschland und im Speziellen Lemgo habe aber nie zur Disposition gestanden.

Gute Zukunftsaussichten Was das Familienunternehmen derzeit jedoch in Aufregung versetze, sei das Lieferkettensorgfaltsgesetz. &bdquo;Unsere Endprodukte bestehen aus unzähligen Kleinteilen. Das sind schnell mal 10.000 Stück. Wir müssten noch zwei Mitarbeiter nur dafür einstellen, um diesen zusätzlichen bürokratischen Aufwand in der gegebenen Zeit abwickeln zu können. Die Idee ist gut, aber der Umsetzung würde ich eine 5- geben. Das Gesetz ist noch nicht bis zum Ende durchgedacht“, meint Bennet Röpke.

Für die Zukunft sieht er die M-Group aber gut aufgestellt. &bdquo;Wir versuchen immer, was Besseres auf die Beine zu stellen, innovativ und digital zu sein. Mein Vater sprudelt nur so an Ideen und zwingt uns alle dazu, Sachen infrage zu stellen. Man muss eben mutig sein, um langfristig erfolgreich zu sein.“ Außerdem wachse die Branche mit einem aktuellen Jahresumsatz von circa 40 Milliarden Euro etwa vier bis acht Prozent pro Jahr, so Bennet Röpke abschließend.

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