Talentschmiede in Lemgo: Tönnies & Co. formen die Zukunft der Lebensmittelindustrie

Lemgo. Der Innovation-Campus Lemgo hat sich zu einem bedeutenden Standort für die Lebensmitteltechnologie entwickelt. &bdquo;Ein Großteil unserer Führungskräfte hat in Lemgo studiert“, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff von der Tönnies-Holding. 20 ehemalige Studenten der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) haben bei Tönnies Führungspositionen übernommen. Zahlreiche andere sind dort als Mitarbeiter tätig. &bdquo;Für die Ausbildung qualifizierter Mitarbeiter spielt die Zusammenarbeit mit der TH OWL eine besonders große Rolle.“

Mit dem neuen Laborgebäude des Fachbereichs &bdquo;Life Science Technologies“ sieht sich die TH OWL bestens gerüstet für die Zukunft der Lebensmitteltechnologie. Wie diese Zukunft aussehen könnte, erläutern vier namhafte Experten in ihren Vorträgen anlässlich der Eröffnung des Technikums für proteinbasierte Lebensmittel. Dazu zählt übrigens nicht nur Fleisch, sondern auch verschiedene Fleischalternativen wie Tofu.

Großer Eiweißbedarf &bdquo;Lebensmitteltechnologie und -produktion werden auch in Zukunft zentrale Themen bleiben“, meint Dr. Gereon Schulze Althoff. &bdquo;Und Eiweiß bleibt ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung.“ Für die Zukunft der Eiweißversorgung seien daher Eliteeinrichtungen wie das Technikum der TH OWL sehr bedeutend.

Auch das Wohl der Tiere sei Tönnies unter anderem wichtig für die Zukunft. &bdquo;Wir haben bereits wichtige Fortschritte gemacht und glauben, dass unser Land auch in Zukunft für Wurst und Fleisch bekannt bleibt“, betont Dr. Gereon Schulze Althoff.

Tönnies sei aber auch offen für Fleischalternativen: &bdquo;Der Bedarf an Eiweißen ist so groß, dass beides nebeneinanderstehen kann.“ Gleichzeitig freuen sie sich aber auch, dass die Zahl der Veganer unter den jungen Leuten wieder abnimmt: &bdquo;Die gute Nachricht ist, dass die 15- bis 24-Jährigen wieder das essen, was ihnen schmeckt“, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff.

Weniger Fleischkonsum Anders sieht das Marcel Weber von der Rewe-Group: &bdquo;Der Fleischmarkt ist für uns immer noch ein extrem wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil“, sagt er. &bdquo;Wir sehen aber, dass der Markt rückläufig ist.“ Immer mehr Menschen reduzierten ihren Fleischkonsum bewusst. Im Jahr 2018 habe das Schlachtgewicht pro Kopf noch bei 60,9 Kilo betragen, während es im vergangenen Jahr nur noch 51,6 Kilo pro Person betragen habe. Besonders interessant sei, dass sich das Schlachtgewicht von Schweinefleisch mit einem Rückgang von 6,6 Kilo pro Kopf am stärksten verringert habe.

Marcel Weber geht davon aus, dass die Nachfrage nach Ersatzprodukten hingegen weiter steigen wird: &bdquo;Früher haben nur laktoseintolerante Menschen Milchalternativen getrunken“, sagt er. &bdquo;Heutzutage sind laktosefreie Milch und Hafermilch Mainstream.“ Noch sei der Anteil der verkauften Produkte überschaubar: 2020 seien 2,1 Millionen Tonnen an Fleischalternativen konsumiert worden. Für das Jahr 2035 geht Rewe jedoch bereits von 24 Millionen Tonnen aus.

Extrem anspruchsvoll Dabei steht die Generation &bdquo;Gen Z“, damit sind Menschen im Alter von 13 bis 27 Jahren gemeint, bei den Konsumenten ganz oben. 38 Prozent dieser Altersgruppe sind Vegetarier oder Veganer. &bdquo;Diese Generation ist eine extrem anspruchsvolle Gruppe“, sagt Marcel Weber.

Die 13- bis 27-Jährigen achteten unter anderem verstärkt auf die Herkunft, die Zutaten und die Nachhaltigkeit der Produkte. &bdquo;Für uns Händler stellt sich die Frage, wie wir diese Nachfrage bestmöglich befriedigen können.“ Zum Einen sei es wichtig, die Ersatzprodukte so weit zu verbessern, dass sie sich im Geschmack nicht vom Original unterscheiden und zusätzlich positiv für die Umwelt sind. Forschungszentren wie die TH OWL seien in der Lage, solche Trends umzusetzen.

Laborfleisch Auch Dr. Wolfgang Kühnl von der InFamily-Foods-Holding stellt sich die Frage, wie die Lebensmittelindustrie im Jahr 2050 zehn Milliarden Menschen ernähren kann, ohne die Grenzen der Erde weiter zu überschreiten. Dafür setzt das Unternehmen unter anderem auf Cultivated Meat, Fleisch, das im Labor aus tierischen Zellen hergestellt wird. Aktuell liege der Preis pro Kilo bei drei bis fünf Euro. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass Cultivated Meat in den nächsten Jahren günstiger als konventionelles wird“, sagt Kühnl.

Darüber hinaus spricht Jens Grundmann von der Novonesis-Group in seinem Vortrag über Energieeffizienz bei der Rohwurstherstellung und einer Kostenreduzierung in der Herstellung. Mit verschiedenen Verfahren lassen sich Daten und Fakten des Fleisches vergleichen. So lasse sich beispielsweise die Salami bei der Verarbeitung deutlich schneller auf ihren kältesten Punkt reduzieren, was sich auf die Produktionskosten auswirke.

Talentschmiede in Lemgo: Tönnies & Co. formen die Zukunft der Lebensmittelindustrie

Nachhaltige Lebensmittelproduktion: TH OWL und Dr. Oetker machen gemeinsame Sache in Lemgo

Dr. Juliette Halli ist neue Chemie-Professorin an der Technischen Hochschule OWL

TH und BUND Lemgo untersuchen noch mehr Äpfel

Wirtschaftswandel in Lippe: Experten diskutieren Zukunftschancen

Gesundheit: Lemgoer Apfelsaft schneidet besonders gut ab

Quinoa, Chia und Raps: Die Zukunft pflanzlicher Proteine steht an der TH OWL im Fokus

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €