Warum Seniorenbeauftragter Wahlers in Lemgo manchmal hinschmeißen will

Lemgo. Werner Wahlers ist ein Optimist, einer, der überzeugt ist, dass es immer besser werden kann. Doch manchmal, da verlässt selbst ihn die Zuversicht, dann macht sich Frustration breit, darüber, dass er in Lemgo doch immer wieder auf der Stelle tritt.

Als Beauftragter für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen setzt sich der 75-Jährige ehrenamtlich für andere ein. Seit zwei Jahren und das mit schier unermüdlichem Einsatz: Bei unzähligen Konferenzen, Sitzungen und Treffen war er schon dabei, reist dafür durchs ganze Land, informiert sich, nimmt auf, um das Wissen im Sinne von Menschen mit Beeinträchtigungen weiterzugeben. Die wenden sich per Telefon oder auch im direkten Gespräch an ihn und immer wieder sucht Werner Wahlers auch selbst das Gespräch und fragt bei Menschen in Seniorenheimen oder auch bei Selbsthilfegruppen nach.

Anträge sind ihm nicht erlaubt Einiges hat er in ihrem Sinne schon umsetzen können und doch verlässt den unermüdlichen Werner Wahlers manchmal der Mut. Dann, wenn er bei Verwaltung und Stadt nachfragt, anregt und sich doch nichts tut. &bdquo;Da höre ich dann doch so oft, dass man nur an die Vernunft der Bürger appellieren könne.“ Etwa, wenn es um das Radfahren oder auch Parken auf Bürgersteigen gehe und sich Menschen bedrängt fühlen oder auch mit dem Rollator oder Rollstuhl nicht mehr durchkommen, zählt er nur einige der Beispiele auf.

Das sei durchaus frustrierend und vielleicht, sinniert der gebürtige Norddeutsche, liege es auch daran, dass er in den Lemgoer Ausschüssen (die er fleißig besucht) nur Anfragen stellen dürfe. Anträge aber, auf die Politik und Verwaltung reagieren müssten, die könne er nur im Bund mit den Fraktionen lancieren - so etwa, als er jüngst zusammen mit den Bürgern für Lemgo einen Antrag stellte, der das verstärkte Radfahren auf dem Friedhof Rintelner Straße zum Thema hatte.

Und doch gibt es auch immer wieder die bereichernden Erlebnisse, die Aufgaben, die Wahlers zu seiner Zufriedenheit zu Ende bringen kann. Etwa, als er der stark beeinträchtigten Frau helfen konnte, der ein Bußgeld drohte, weil sie mit dem Rad durch die Mittelstraße gefahren war. &bdquo;Anders aber war das für sie gar nicht möglich“, erklärt der Behindertenbeauftragte und freut sich, dass er für die Frau eine Sondergenehmigung durchsetzen konnte.

Neue Infos für die Ampelschaltungen Die Bitten, mit denen die Menschen sich an ihn wenden, sind vielfältig. &bdquo;Da geht es darum, dass ältere Menschen plötzlich nicht mehr allein klar kommen, um Barrierefreiheit oder auch um Ampelschaltungen“, führt er nur einige Beispiele an. Letztere sind ihm schon seit Längerem ein Dorn im Auge. Gerade die Ampel an der Lemgoer Straße hinter dem Seniorenheim am Schloss bringe viele ältere Menschen in die Bredouille. &bdquo;Sie haben Angst, es in der Grünphase nicht zu schaffen und geraten geradezu in Panik.“ Und während er vor Ort in Lemgo mit seinem Anliegen nicht so recht weiterkam, gab es bei der Landesseniorenvertretung für ihn neue Informationen. &bdquo;Die Kommunen dürfen die Taktung durchaus verlängern“, so die neue Erkenntnis, mit der er sich erneut an die Verwaltung wenden will.

Kneipe für Seniorenheime Immer wieder bringt er auch Ideen aus anderen Kommunen mit. So jüngst die Seniorenkneipe aus Norddeutschland. Die komme vor allem bei Demenzpatienten gut an und so brachte der 75-Jährige das Projekt auch in Lemgo an den Start. Aus einer geschlossenen Kneipe könne er das Mobiliar beziehen und zwei Senioreneinrichtungen in Lemgo zeigten sich überaus interessiert, diese besondere Art der Erinnerungskultur in ihren Häusern als feste Einrichtung zu etablieren. Auch das Beispiel von Telemedizin und medizinischen Fachkräften, die Ärzte vor allem auch im ländlichen Raum entlasten, brachte er mit und will es den Lemgoern schmackhaft machen.

So viele Ideen, Informationen und neues Wissen bekomme er über sein Ehrenamt vermittelt, resümiert Werner Wahlers, &bdquo;ich bin dankbar, dass ich es machen darf“. Und doch sind da die Zweifel. In den kommenden Wochen steht die Neuwahl an. Ob er das Amt noch einmal übernehmen will? Werner Wahlers zögert und sagt dann: &bdquo;Ich weiß es noch nicht“ - und hat doch schon wieder eine neue Idee parat. Vielleicht könne man das Amt auf zwei Köpfe verteilen, ein Behinderten- und ein Seniorenbeauftragter. Die, so hat sich der umtriebige Ehrenamtler schon überlegt, könnten sich dann gegenseitig entlasten, mit ihrem Wissen bereichern und auch vertreten. Und das sei auch in anderen Kommunen schon erprobt.

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