Leopoldshöhes Gesamtschulleiter geht in den Ruhestand

Leopoldshöhe. Sein gesamtes Lehrerleben hat Manfred Kurtz in der Felix-Fechenbach-Gesamtschule (FFG) verbracht. Zu Beginn seiner Lehrerlaufbahn 1987 hätte er sich auch für eine Stelle an einem Gymnasium entscheiden können. Hat er aber nicht. Stattdessen Gesamtschule, Ortswechsel, weiterer Auf- und Ausbau einer relativ neuen Schulform in einer kleinen lippischen Gemeinde an einer Schule, die zehn Jahre zuvor noch Hauptschule war. Bereut habe er es nie. Er erzählt, warum er gerne Lehrer war und das insbesondere an der FFG.

Er hat Schüler unterrichtet, Referendare ausgebildet, mit seinen Kolleginnen und Kollegen über Unterrichtsmethoden und den besten Weg der Schüleransprache diskutiert. Er hat Kommunalpolitikern das Schulkonzept erklärt und gezeigt, warum für einige Angebote in der Schule des gemeinsamen Lernens mehr als nur ein Raum pro Lerngruppe nötig ist.

Gespräche mit Eltern über Noten, Perspektiven und Fördermöglichkeiten für ihre Kinder, auch das war Alltag für ihn. Die für ihn wichtigsten Gesprächspartner waren aber immer seine Schüler. Wichtig, weil es eben in allerster Linie um sie gehe im Schulbetrieb. Das sagt er auch noch voller Überzeugung einen Tag bevor er offiziell in den Ruhestand verabschiedet wird.

Das Telefon klingelt, immer wieder klopft jemand an seine Bürotür oder öffnet sie einen Spalt. Weil noch etwas zu klären ist, noch Fragen offen sind, viele wollen noch etwas von dem 65-Jährigen. So kurz vor den Sommerferien, so kurz vor seinem letzten Tag als Lehrer, als Schulleiter.

Nach all den Jahren, in denen er, wie er sagt, selbst immer noch dazu und weiter gelernt hat. Fachlich als Religions- und Mathematiklehrer einerseits, als Vertretungslehrer in fachfremden Fächern noch dazu. Im Umgang mit den Kollegen aus dem Lehrerzimmer oder aus der Hausmeisterloge im Eingangsbereich des Hauptgebäudes. Bei Ortsterminen für die Kommunalpolitiker in der Schule oder auch im Sitzungssaal des Rathauses. Bei Elternsprechtagen, wenn es um Schulnoten oder Probleme der Kinder ging. Mit den Schülerinnen und Schülern selbst.

Auf die komme es schließlich an, um sie gehe es schließlich, sagt er – und hinterlässt so etwas wie das Leitmotiv seines eigenen Pädagogenlebens. &bdquo;Es geht immer um Menschen, der Mensch steht im Mittelpunkt, das ist ganz wichtig.“ Er zögert kurz bei der Frage nach Tipps für all die Beteiligten, die sich nun weiter um die wichtigen Menschen kümmern werden oder die eben diese sind. Wer sei er denn, dass er Ratschläge erteilen oder hinterlassen könne, fragt er – und lässt sich dann doch darauf ein. Empfehlungen könnten es ja sein. Und jeder könne selbst entscheiden, was er damit macht.

Eltern

Vertrauensvolle Zusammenarbeit sei das Wichtigste, sagt Kurtz. Er freue sich immer, &bdquo;wenn Eltern auf der Seite ihrer Kinder stehen“, sagt er. Das bedeute auch, zu erkennen, wenn etwas nicht gut läuft fürs und bei dem Kind, aus welchem Grund auch immer. Es sei wichtig, sich dann vertrauensvoll und mit Vertrauen an die Schule zu wenden, um Hilfe zu bitten, sich mit Problemen &bdquo;nicht zu lange allein zu beschäftigen“. Egal welche Ursachen dafür verantwortlich sind. Bei einem gebrochenen, eingegipsten Bein sorge die Schule ja auch dafür, dass der Schüler Unterstützung bei seinem Weg zum Klassenzimmer bekomme.

Schüler

&bdquo;Sie kommen ja hierhin, um zu lernen“, sagt Manfred Kurtz. Es gehe dabei eben nicht nur mathematische Formeln, deutsche Literaturklassiker oder die Hauptstädte der Länder in der Europäischen Union. Er ermuntere die jungen Leute immer wieder, mitzuarbeiten, sich einzubringen, Fragen zu stellen – vor allem, wenn noch nicht klar sei, was der Lehrer gemeint hat, es nicht verstanden wurde.

Zum Lernen gehöre nun einmal weiterzumachen, auch wenn nicht alles beim ersten Mal klappt. &bdquo;Es ist normal, dass ich nicht alles beim ersten Versuch kann“, sagt Manfred Kurtz. Ausprobieren, weitermachen, das müssten die Schüler aber selbst, das könne ihnen niemand abnehmen. &bdquo;Der Sportlehrer kann die Bewegungsabläufe vormachen, schwimmen lerne ich aber nur, wenn ich ins Wasser gehe.“ Bei den Feiern anlässlich der Zeugnisübergabe der Jahrgänge 10 und 13 hat er immer wieder gerne alle genannt, die an der Organisation beteiligt waren. Jeder Beitrag hat für ihn Gewicht – auch im Unterricht, auch wenn der Schüler oder die Schülerin unsicher sei, vielleicht auch einen Fehler macht. Das gehöre dazu. Aufeinander aufpassen, das Miteinander pflegen, sich umeinander kümmern. Das sei für ihn noch so ein Punkt, der eine gute Schule ausmache. &bdquo;Spielt miteinander, lernt miteinander, sprecht miteinander – und lasst Euch auch auf dem Schulweg nicht allein“, sagt er den Schülern. Soziale Verantwortung. Miteinander. Von Anfang an.

Lehrer

Schüler sollten für sie immer &bdquo;an erster Stelle stehen, der Fokus muss immer auf die Schüler ausgerichtet sein“. So weit, so klar. Mit Selbstvergessenheit habe das aber nichts zu tun und sollte es auch nicht. Ein gut vorbereiteter Unterricht bringe Sicherheit, offen zu bleiben für die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen. Natürlich gebe der Lehrplan die Themen und Ziele vor, manchmal müsse eine Klasse aber auch mal etwas anderes besprechen, etwas klären. Es sei immer wichtig, das Gespräch zu suchen. Mit den Schülern, mit den Eltern. Aber auch mit den Kollegen. Sich Rat holen, wenn eine Stunde unglücklich verlaufen sei, andere zu fragen, wie die eigene Mimik, Gestik oder die Sprache wirke. An der FFG habe das immer gut funktioniert, weil der Teamgedanke hier keine Floskel sei. Sie seien nicht alle eng befreundet, aber jeder finde mindestens zehn Kollegen, mit denen er oder sie sich austauschen wolle und könne.

Genauso wichtig wie Standfestigkeit im Klassenzimmer und Weiterentwicklung sei der Ausgleich vom Schulalltag. Für ihn sei das früher mal das Laufen, gewesen dann das Walken. Was er dann als Pensionär machen wird, das werde sich schon zeigen.

Leopoldshöhes Gesamtschulleiter geht in den Ruhestand

Vom Ingenieur zum Schulleiter in Leopoldshöhe

Das umstrittene Dalton-Konzept des Gymnasiums Lage wird deutlich verändert

Warum überhaupt noch mit dem Stift schreiben lernen?

80-jährige Lehrerin: «Das schafft man bis 100»

Bielefelder Schüler nicht mehr schulfähig? Was unseren Kindern wirklich fehlt

Jeder fünfte Grundschüler fährt täglich Elterntaxi

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus