Lügde. Ein Stück Lügder Handwerksgeschichte ging an Heiligabend zu Ende: Die Bäckerei Wagner an der Pyrmonter Straße wird nach 70 Jahren im Familienbetrieb ihre Türen in der Backstube, im Laden und dem kleinen Café schließen. Inhaber Michael Wagner ist der Entschluss nicht leicht gefallen: „Das Backen macht mir auch nach 22 Jahren noch viel Spaß, aber die Auflagen werden immer mehr und bringen einen Betrieb meiner Größenordnung an den Rand des Leistbaren." In der Großgemeinde Lügde sind damit nach Weihnachten mit den Bäckereien Marx in Sabbenhausen und Wieneke-Büker in Elbrinxen nur noch zwei Familienbetriebe aktiv. Der Urgroßvater des heutigen Eigentümers, Heinrich Wagner, kaufte 1911 das Gebäude an der Pyrmonter Straße und eröffnete darin einen Lebensmittelladen. 1950 funktioniert dessen Sohn Heinrich das Gebäude zu einer Bäckerei um. In der Folge wurde viel in die aufkommende Automatisierung investiert. 1974 übergab Großvater Heinrich sen. an dessen Sohn Heinrich jun., in dessen Ära der Betrieb für seine Qualitätswaren mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Familientradition wurde durch seinen Sohn Michael fortgesetzt, als dieser seine Bäckerlehre begann. „Meine Vater und ich haben beide das Bäckerhandwerk bei unseren Vätern erlernt", erzählt der heute 54-Jährige stolz. Er legte die Meisterprüfung ab und absolvierte zusätzlich eine Ausbildung zum Konditor. 1998 trat Michael Wagner als Inhaber die Nachfolge im elterlichen Betrieb an. Mitte der 80er Jahre hatte sein Vater bereits ein kleines Café in das Haus integriert, das fortan zum Treffpunkt von den Gästen wurde. „Es hat sich in den letzten Jahren viel verändert in unserem Handwerk", erzählt Michael Wagner. Natürlich sei es kein Vergnügen, sechs Tage in der Woche immer um 3.45 Uhr aufzustehen. Gegen 18.30 bis 19 Uhr endet dann der Arbeitstag in seiner Bäckerei. Zwei Festangestellte in der Backstube und im Verkauf sowie eine Verkaufsaushilfe unterstützten ihn bisher, auch für den Sonntagsbetrieb. „Da werden viele Brötchen und Kuchen verkauft", berichtet er. „Überhaupt ist der Umsatz in den letzten Jahren stetig gestiegen, aber die Auflagen der Behörden nehmen ständig zu." Leid tue es ihm um seine Stammkunden, die er nun in Zukunft nicht mehr versorgen kann: „Sie kommen aus Lügde, aber auch aus dem Umland und das schon seit Jahren."