Elbrinxer Storchennester sind zu schwer

Lügde-Elbrinxen. In luftiger Höhe schwebt Manfred Weber in einem Personenkorb über dem ehemaligen Feuerwehrgerätehaus in Elbrinxen. Dem Vorstandsmitglied des Storchenvereins steht Zimmermann Chris Pahne, der den Kran steuert, zur Seite. In 15 Metern Höhe können die Männer die beiden Storchennester auf dem Satteldach des Schlauchturmes genau unter die Lupe nehmen. "Das wird schwieriger als gedacht", so das Fazit als sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Gemeint ist der geplante Abriss der beiden Nester. Eine Motorsäge muss her.

Die Störche haben zwei Leerrohre, eines davon diente der früheren Sirene als Halterung, in ihr Nest eingebaut. "Die müssen wir erst freischneiden", erklärt der Mitarbeiter des heimischen Holzbauunternehmens. Mit seinem hinzugerufenen Kollegen, der das passende Werkzeug im Gepäck hat, geht es erneut hinauf. Die Arbeiten können beginnen.

Ein Nest wiegt etwa zehn Zentner "Das Nest wurde zuletzt vor etwa sechs bis sieben Jahren leergeräumt", erzählt Günter Kopei, Vorsitzender des Storchenvereins. In der Zwischenzeit hat Meister Adebar ganze Arbeit geleistet. Auf der für das Nest vorgesehenen Holzkonstruktion haben sich die Vögel ein gemütliches "Heim" von etwa anderthalb Metern Durchmesser gebaut. Kopei schätzt, dass diese Brutstätte etwa zehn Zentner wiegt. Zudem haben die Störche direkt darunter ein zweites Nest, gehalten durch das Schneefanggitter, errichtet. "Die Gefahr, dass das Dach durch die schwere Last einstürzt, ist zu groß", erklärt der Vorsitzende.

Die Ehrenamtlichen des Vereins, der seit 1985 zum Schutz der Weißstörche besteht, betreuen insgesamt 14 Nester in Elbrinxen. Jedes Jahr werden diese gereinigt und von Unrat befreit. Bei den Nestern in fünf Metern Höhe sei dies kein Problem. Bei dem Horst auf der ehemaligen Feuerwache gestaltet sich das aufgrund der Höhe aufwendiger, daher ist auch Hilfe von Experten erforderlich, wie Weber erklärt.

"Das Nest ist hart wie Beton", ruft der Zimmermann vom Dach den beiden Vereinsmitgliedern und Ortsbürgermeister Wolfgang Siefert, der sich das Spektakel ebenfalls anschaut, zu. Um den harten Mix aus Ästen und Kot zu lösen kommen Hammer und Hacke zum Einsatz. Nach und nach lassen die Arbeiter immer mehr Äste zu Boden fallen. Auch eine Mütze und Plastikteile, die die Zugvögel verbaut hatten, kommen zum Vorschein.

Störche fliegen wegen der Nahrungsknappheit in den Süden "In diesem Jahr hatten wir 15 brütende Paare und 25 Jungstörche", erzählt Kopei. Doch nicht immer würden alle Jungstörche überleben. Vor allem Waschbären und Nilgänse seien daran schuld. "Sie schmeißen sie einfach aus dem Nest." Jedes Jahr gebe es auch immer vier bis fünf Fälle von verletzten Tieren, die dann in der Voliere von den Ehrenamtlichen wieder aufgepäppelt werden. Dort seien die hilflosen Vögel dann auch vor Fressfeinden sicher. "In freier Natur würden sie sterben", so der Vorsitzende. In diesem Jahr hätten sie die Störche aufgrund der Trockenheit auch ausnahmsweise zugefüttert. "Weißstörche sind übrigens Fleischfresser", erklärt Weber. Mäuse, Würmer, Fische und anderes Getier steht auf dem Speiseplan von Familie "Storch".

Derzeit sind die Nester in Elbrinxen leer. Längst sind die Zugvögel in Richtung Süden unterwegs. "Die Jungstörche sind in diesem Jahr sehr früh, schon Ende Juli, aufgebrochen", sagt Kopei. Die Altstörche starten ihre lange Reise immer einige Wochen später als ihr Nachwuchs. Eine Route führt über Gibraltar und die andere über den Bosporus nach Afrika. "Doch nicht alle fliegen den weiten Weg, einige machen bereits in Südspanien Halt", weiß Kopei. Die Störche würden ihre Reise jedoch nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Nahrungsknappheit im Winter antreten.

Die Unterkonstruktion bleibt erhalten "Zwei unserer Störche sind aber hier geblieben", erzählen die Vorstandsmitglieder. Mit ihren 36 Jahren wüssten sie genau, dass die Elbrinxener sie nicht verhungern ließen, schmunzelt der Vorsitzende. In diesem hohen Alter, Störche werden etwa 40 Jahre alt, könnten sie den langen Weg nicht mehr auf sich nehmen. Nach gut drei Stunden fällt dann auch der letzte Ast vom Schlauchturm. Die Unterkonstruktion bleibt, sodass die Störche bei ihrer Rückkehr im Februar ein neues Nest bauen können.

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