Lügdes Krimispiel-Erfinder blickt auf 20 Jahre zurück: „Die Welt steckt voller Ideen“

Lügde. Holger Busch liebt es, sich Geschichten auszudenken. Seit 20 Jahren schreibt der heute 52-jährige Sozialpädagoge inzwischen Krimi-Spiele und bietet diese über seinen Online-Shop &bdquo;Ausbrecher und Komplizen“ an. Damit war der Lipper wohl einer der Ersten bundesweit, die sich an das damals noch unbekannte Genre gewagt haben. Seinen Job in der Jugendarbeit dafür aufgeben, habe nie zur Debatte gestanden. &bdquo;Dafür liebe ich zu sehr, was ich mache.“ Sich in Krimi-Spiele reinzudenken und neue Charaktere und Welten zu schaffen, das liebt Busch aber genauso.

Mehr als 30 Kriminalfälle hat sich Holger Busch in den vergangenen Jahrzehnten ausgedacht. Zwischendurch betrieb er sogar einen eigenen Escape Room in Lügde, der allerdings an einem Wasserschaden scheiterte. Inspiration für seine Fälle holt sich Busch in der realen Welt, die stecke voller Ideen, sagt er.

Er selbst schätzt Szenarien, die in der Gegenwart spielten. Das Mittelalter sei ihm einfach zu weit weg, sagt Busch, seine Figuren lebten eher von ihrem Wiedererkennungswert. Spielerinnen und Spieler könnten sich in den Figuren wiederfinden und die Situation reflektieren. &bdquo;Ich fange immer erst mit den Charakteren an, dann hat man das halbe Spiel fertig“, verrät der Sozialpädagoge an seinem Esstisch in Lügde.

Bis ein Spiel steht, dauert es allerdings eine Weile. &bdquo;Wenn ich die unterschiedlichen Rollen kreiere, ist noch gar nicht klar, wer der Mörder ist.“ Erst nach und nach verwebten sich die Beziehungen der Charaktere zueinander und verschiedene Hinweise kreuzten sich. Wer hat überhaupt ein geeignetes Motiv? Das alles gilt es am Ende, für die Spielerinnen und Spieler herauszufinden.

Die fiktiven Kriminalfälle müssten bei aller Kreativität aber auch Regeln einhalten, sagt der Schöpfer. &bdquo;Motive sind streitbar, da kann es unterschiedliche Meinungen geben, was realistisch ist. Den größten Bock schießt man aber, wenn man versehentlich Zeiten und Daten durcheinanderbringt.“ Sollte etwas nicht aufeinanderpassen, könnte die ganze Geschichte zusammenbrechen. &bdquo;Wir spielen daher immer Probe und trotzdem kann es mal passieren, dass ein Spieler später noch einen Logikfehler entdeckt.“

Gute Krimispiele sind fast unlösbar Ein gutes Krimispiel müsse richtig schwer und fast unlösbar sein, sich aber letztendlich eben doch lösen lassen, das sei die Kunst. Aufmerksam zu bleiben, sei das Wichtigste. &bdquo;Oft ist man so damit beschäftigt, den Verdacht von sich abzulenken, dass man an den ein oder zwei entscheidenden Stellen nicht aufpasst.“

Wenn Holger Busch an seine Anfänge Mitte der 1990er Jahre zurückdenkt, muss er schmunzeln. Die erste Auflage von seinem allerersten Spiel &bdquo;Familie Seebrück“ hätten sich die Spielerinnen und Spieler noch bei Ebay herunterladen und selbst zusammenbasteln müssen. &bdquo;Es gab nur den Spielplan zum Download, die Hinweise musste sich jeder basteln.“ Erst als ein Kunde Spaß daran gefunden habe, seine Idee in ein einheitliches Layout zu gießen, nahmen die Krimispiele echte Formen an.

&bdquo;Meine Frau und ich saßen teils stundenlang vorm Tintenstrahldrucker und haben Spiele ausgedruckt“, sagt Holger Busch und lacht. Später habe eine kleine Druckerei in Lage seine Aufträge übernommen. Da er immer nur eine kleinere Auflage gebraucht hätte, wäre das in großen Druckereien unbezahlbar gewesen.

Anfang der 2000er soll sein Business eine richtige Hochphase gehabt haben, sagt Busch. Damals hätte er sieben bis acht Honorar-Kräfte beschäftigt gehabt, mit denen er insbesondere Firmenfeiern als Spielleiter betreut habe. &bdquo;Das waren auch die geilsten Erlebnisse. Mit Lehrern zu spielen, ist auf jeden Fall etwas anderes.“ Aber, egal ob Arbeiter am Fließband oder Manager: Die Spiele funktionierten immer, egal in welchem Kosmos er sie präsentiert habe.

Corona-Pandemie führte zu Bruch Einen Bruch hat Holger Busch erst wieder in der Corona-Pandemie erlebt. Da sich die Menschen nicht treffen konnten, blieben seine Krimispiele unberührt. Das extra in dieser Zeit für den digitalen Spielspaß entwickelte Spiel mit gedrehten Videosequenzen sei heute ein Ladenhüter. &bdquo;Wir sind mit dem Spieleverkauf immer noch nicht beim Vor-Corona-Niveau angelangt“, sagt Busch. &bdquo;Ich habe das Gefühl, die Leute treffen sich weniger.“ Doch inzwischen betreibe er den Shop wieder mit Hingabe nebenbei. Es gehe aufwärts.

Neben der eh schon herausfordernden Pandemie hat Holger Busch seit dem Jahr 2022 vor allem Zeit und Energie in seine neue Aufgabe beim &bdquo;IQ Lügde“, die &bdquo;Integrierte Quartiersarbeit Lügde“, gesteckt. 25 Jahre war Busch davor als Sozialpädagoge an der Jugendbildungsstätte Kupferberg in Detmold tätig, bevor diese geschlossen wurde.

Dort nahm seine Krimispiel-Karriere seinen Anfang: Busch hatte hier zum ersten Mal ein kostenlos aus dem Internet heruntergeladenes Krimi-Rollenspiel in der jugendpädagogischen Arbeit eingesetzt - und das kam an. Davon angespornt, entwickelte er mit zwei Kollegen seinen ersten Fall. &bdquo;Das Schöne ist: Wenn man einmal Bock darauf hat, macht man es immer wieder.“

Deshalb betrachte er die unterschiedlichen Anbieter, die inzwischen Krimi-Spiele oder Escape-Games im Repertoire hätten, auch nicht als Konkurrenz. Es sei eher bereichernd, sagt Holger Busch. Denn je mehr Abenteuer es gebe, umso besser laufe die Branche. Für den 52-Jährigen sind die Krimispiele eh nicht seine Hauptarbeit. &bdquo;Ich habe es nie gemacht, um Geld zu verdienen. Es ist ein Hobby, ein Spaß, mit dem man nebenbei etwas verdient.“

Der Fantasien sind dabei - fast - keine Grenzen gesetzt. Nur Vergewaltigungen sowie Kindesmissbrauch würde Holger Busch in seinen Geschichten nie thematisieren. &bdquo;Die Gefahr, dass jemand den Mörder spielt, der wirklich getötet hat, ist ziemlich gering“, sagt Busch. Andersherum gebe es viele Menschen, die von sexueller Gewalt betroffen oder sogar selbst Täter sind - daher zieht der Erfinder hier die Grenze. Die Ideen gingen ihm auch so nicht aus, die Welt sei voll davon.

Infokasten für Print: Zwei Events im Anmarsch Kurz vor Silvester ist laut Holger Busch die verkaufsstärkste Zeit für Krimi-Spiele. &bdquo;Die Leute suchen für Silvester eine dreistündige Beschäftigung, da sind Krimi-Spiele natürlich optimal.“ Aktuell arbeitet Busch an einem neuen Fall zum Valentinstag, der passend am Freitag, 14. Februar 2025, inklusive Drei-Gang-Menü seine Premiere im Hotel Stadt Lügde feiert. Die Geschichte? Vier Paare treffen sich im Restaurant, die Köchin ist tot und nach und nach kommt alles Verborgene ans Licht. Der Titel &bdquo;Hassliebe“ deutet auf große Emotionen hin.

Wer mit dem Krimispiele-Erfinder noch den 20. Geburtstag ausgiebig feiern möchte, kann das am Freitag, 17. Januar, mit dem allerersten und neu arrangiertem Fall &bdquo;Familie Seebrück“ im Westfälischen Hof Lügde tun - ebenfalls inklusive Drei-Gänge-Menü. Tickets und Preise gibt es auf der Homepage krimispiel-shop.de.

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