Das Archäologische Freilichtmuseum trotzt der Coronakrise

Oerlinghausen. Auf einen Besuch des Archäologischen Freilichtmuseums (AFM) braucht auch während der Coronakrise niemand zu verzichten. Ja, es gibt sogar Führungen – allerdings alles virtuell. &bdquo;Da sind die Mitarbeiter sehr kreativ gewesen und haben sehr gut mitgezogen“, sagt Museumsleiter Karl Banghard.

Das Museum ist – entsprechend der Beschlüsse von Bund und Ländern – vorerst bis Sonntag, 3. Mai, geschlossen, Klassenausflüge sind in diesem Schuljahr ausgesetzt. Für die Mitarbeiter heißt das, der Saisonstart verschiebt sich um mehrere Wochen. Ohnehin geplant waren für diese Saison die Erneuerung der ältesten mittelsteinzeitlichen Hütten und des bronzezeitlichen Totenhauses. Nun ist die Zeit, zusätzlich die Ställe für Ziegen und Schweine zu erneuern. Diese sind mehr als 20 Jahre alt, eine Erneuerung ist dringend notwendig. Auch die Pflege des Geländes muss weiterlaufen, Bewuchs, Wetter und Wind ist es egal, ob Gäste da sind oder nicht.

Museumspädagogen digitalisieren Angebote Die Museumspädagogik hat die Zeit genutzt, um ihr Angebot stärker zu digitalisieren. &bdquo;Vieles war sowieso geplant,“ sagt Greta Civis, Leiterin der Museumspädagogik. &bdquo;Wir haben Lehrer und Eltern befragt und dann ein zielgruppengenaues digitales Angebot erarbeitet. Einige Elemente wie unsere Arbeitsbögen oder der neue Selbsterkundungsbogen sind schon in der vergangenen Saison und in der Nebensaison entstanden, da geht es eher um die Verbreitung. Unsere Youtube-Präsenz zum Beispiel hat nun aber einen richtigen Schub erhalten.“ Beinahe täglich gab es in den vergangenen zwei Wochen einen neuen, hochwertig produzierten Clip über einen Teil des Freilichtmuseums. Das Lob war groß, mehr als 600 Mal wurden die Clips allein auf Youtube angeschaut. Damit wurden mindestens so viele Gäste erreicht wie sonst um diese Zeit, vermutlich sogar mehr, vermutet Civis.

Die Follower auf den Social-Media-Kanälen seien voll des Lobes für die inhaltliche, didaktische und technische Qualität gewesen. Das Museum erhält damit zusätzliche deutschlandweite Bekanntheit. Auf der App BiParcours hat das Museum nun sein erstes Angebot freigeschaltet. Kinder und Jugendliche aus NRW können auf ihrem Tablet oder Smartphone nun eine Schnitzeljagd durch das Museum absolvieren – virtuell, interaktiv und gratis. Das Angebot soll den Gästen auch nach der Coronakrise zugute kommen.

Digitales Modell eines Langhauses Karl Banghard freut sich besonders über ein Geschenk der Firma Insign360. Das Team aus Leopoldshöhe erstellte ein digitales Modell des jungsteinzeitlichen Langhauses. Dieses fand international Beachtung, seit Kurzem ist es auf der Plattform des weltweit aktiven Verbandes der Freilichtmuseen, Exarc, verlinkt (exarc.net/virtual-events). Auch dieses Exponat hatte in den vergangenen Tagen mehr als 100 Besucher. Eine Dame schrieb hierzu: &bdquo;Vielen Dank – ohne Corona hätte ich wahrscheinlich keine Möglichkeit gehabt, mal solch einen Einblick zu bekommen (wegen einer Behinderung und fehlender Begleitung). Super Idee.“

So eröffnen virtuelle Formate auch neuen Besuchergruppen einen Zugang zum Freilichtmuseum, erläutert Banghard. &bdquo;Virtuelle Repräsentationen sind mehr als Spielerei oder Werbung, sie sind ein wichtiger Teil eines zeitgemäßen Museums.“ Hierzu gehöre auch der Blog des Hauses (blog.afm-oerlinghausen.de).

Massive Einnahmeausfälle Dass die Verwaltung in diesen Zeiten besonders viel zu tun hat, muss kaum gesondert erwähnt werden. &bdquo;Wir haben einfach massive Ausfälle bei den Einnahmen“, erklärt Geschäftsführer Klaus Stein. Ermutigend sei, dass einige Freunde des Hauses bereits Jahreskarten gekauft haben. Auch die Förderung des Ehrenamtsmanagements durch Landesgelder der regionalen Kulturpolitik sei in dieser Zeit eine gute Nachricht. Doch insgesamt findet Stein die Situation immer noch beunruhigend. Er dankt jenen, die die traditionsreiche Oerlinghauser Kultureinrichtung bereits jetzt so kurzfristig unterstützt haben – sei es durch den Kauf von Jahreskarten, die Verlosung derselben oder durch Spenden. Und er hofft auf weitere Bürger und Institutionen, die das Freilichtmuseum durch Spenden oder den Kauf von Jahreskarten unterstützen.

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