Natur erobert sich Areal in Oerlinghausen zurück

Oerlinghausen . Eher unbemerkt ist die Natur wieder nach Oerlinghausen zurückgekehrt. Nicht nur das aktuelle Naturschutzgroßprojekt in der Senne, das sogenannte &bdquo;Urland", zieht eine neue Pflanzen- und Tierwelt magisch an. Auch eine Industriebrache, das alte Kalkabbaugebiet am Sportplatz, entwickelt sich seit Jahren zu einem echten Natur-Hotspot.

&bdquo;Viele bedrohte Arten sind in das Tagebaugebiet wieder eingezogen", sagt Wilfried Kohlmeyer, der das Felsengelände am Barkhauser Berg mit anderen Mitgliedern des NABU betreut, &bdquo;in der Pflanzen- wie auch in der Tierwelt". Wie es sich zeigte, bietet das von steilen Felswänden umrahmte Gebiet einen idealen Lebensraum für nahezu verschwundene Arten.

&bdquo;Bis 1997 wurde hier industriell Kalkstein abgebaut," erinnert sich Kohlmeyer, &bdquo;dann begann die Renaturierung des Geländes." Ganz gezielt gestalteten die Naturschützer das sechs Hektar große Areal wieder so um, dass kleine Amphibien oder Insekten ihre Nahrung fanden und einen neuen Lebensraum übernahmen. &bdquo;Wildblumenanlagen wurden zum Beispiel geschaffen", sagt Wilfried Kohlmeyer, &bdquo;das dient der Förderung von Wildbienen." Es gebe einen größeren Bestand an Fledermäusen. Auch Schwalben und Mauersegler sind in dem Gebiet zu finden. Selbst ein Dachs hat seinen Bau am Rande der Felsen angelegt. Und ein Uhu hatte hier ebenfalls vorübergehend seinen Wohnsitz.

Motor der Naturentwicklung: Mikroklima des Kalksteins Als wahrer Motor der Naturentwicklung in der Kraterlandschaft gilt das außergewöhnliche Mikroklima des Kalksteins. &bdquo;Ein besonders warmes, konstantes Klima im Sommer, das von den sonnenbeschienenen Felswänden erzeugt wird, bringt viele Vorteile für die Tier- und Pflanzenarten", erklärt Wilfried Kohlmeyer.

Schon früh – Ende der 80er Jahre – haben die Naturschützer die Chancen erkannt, die ein verlassener Tagebau zur Schaffung eines hochwertiges Naturschutzgebietes bieten kann. Und bereits damals entwarf der NABU einen &bdquo;Landschaftspflegerischen Begleitplan", der den Erhalt der spektakulären Felswände und der Grobgesteinsböden und die Ansiedlung neuer Pflanzen und Tiere beinhaltete.

Viel Schwung in den Naturschutz brachte Anfang der 2000er Jahre ein Besuch des bekannten Biologen und Naturfilmers Heinz Sielmann in dem Oerlinghauser Kalkabbaugebiet. Sielmann erkannte sofort die günstige Lage und die Vorteile dieses besonderen Platzes für eine neue Artenvielfalt. Er drehte seinerzeit einen Naturfilm in dem Gebiet, und es entstand eine aktive Zusammenarbeit zwischen Heinz Sielmann und dem NABU Lippe. Letztlich gipfelte die gute Kooperation darin, dass eine Oerlinghauser Schule nach Heinz Sielmann benannt wurde.

Ziel war Erhaltung des Biotops Wilfried Kohlmeyer erklärt die damalige Idee: &bdquo;Ziel war die Erhaltung des Biotops und die Nutzung des Steinbruchs als Naturklassenzimmer." Dank des besonderen Engagement von Heinz Sielmann, vieler Spender und der Zielstrebigkeit der NABU-Mitglieder wurde es so möglich, weitere Flächen zu kaufen und die Renaturierung einzuleiten. Heute gehört die Fläche komplett dem Naturschutzbund.

Doch das außergewöhnliche Areal, das manchmal an die Bad Segeberger Karl-May-Festspiele erinnert, zu betreuen und schützen ist für den NABU eine riesige Aufgabe. &bdquo;Wir haben das Naturschutzgebiet aus Sicherheitsgründen eingezäunt, eine Besichtigung ist unter Führung des NABU nur außerhalb der Vogelbrutzeit möglich", erläutert Kohlmeyer. Aber die Naturschützer suchen noch weitere Helfer, um die gestiegenen Aufgaben stemmen zu können.

Denn durch die günstigen Wachstumsbedingungen hat sich die Pflanzenwelt dynamisch entwickelt, so dass ein &bdquo;erhöhter Pflegeeingriff" erforderlich sei, um den Lebensraum der seltenen und schutzbedürftigen Pflanzen und Tiere zu erhalten. Vierbeinige Helfer haben die Naturschützer bereits, denn immer wieder werden die &bdquo;natürlichen Landschaftspfleger" wie Schafe, Ziegen oder auch Rinder im Steinbruch eingesetzt, damit sie das wuchernde Gras und Gestrüpp abfressen. Wilfried Kohlmeyer meint: &bdquo;Wer gerne in der Natur arbeitet und Verantwortung für den Erhalt des Biotops Steinbruch Oerlinghausen übernehmen möchte, der kann sich an mich oder Werner Nowak wenden."

Biotop im Kalksteinbruch Die Bergketten südlich und nördlich des Teutoburger Waldes bestehen zu großen Teilen aus Kalkstein. Das Kalkgestein ist in der Kreidezeit vor 120 bis 80 Millionen Jahren entstanden, als Norddeutschland noch von einem Meer bedeckt war. Der Kalkstein entstammt dem Kalk der Muscheln und Seetiere, der sich im Laufe von Jahrmillionen als Kalkschlamm ablagerte und unter Druck verfestigte.

Durch den Anstieg des früheren Meeresbodens, stellten sich die Gesteinsschichten aufrecht und bildeten die Berge mit schräg stehenden Kalksteinschichten. Es entstanden Höhenzüge wie der Menkhauser- oder der Barkhauser Berg. Der Kalksteinbruch im Barkhauser Berg besitzt durch seine geschützte Lage quasi ein eigenes Inselklima, das beste Bedingungen für neue Biotope bildet.

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