Hoffen auf Tempo 30: Vor Oerlinghausens Schulen wird gerast

Oerlinghausen. Wie sicher sind die Schulwege in Oerlinghausen? Dieser Frage ging Julia Eisentraut, Landtagsabgeordnete der Grünen, am Donnerstagmorgen bei einem Ortstermin am Schulzentrum nach. Bei dem Austausch mit den Schulleitungen kamen zahlreiche Probleme zur Sprache.

7.30 Uhr: Aus allen Richtungen strömen Jugendliche auf das Niklas-Luhmann-Gymnasium zu. Zu Fuß, mit dem Rad, per Bus. Einige werden auch mit Autos gebracht und direkt vor der Schule abgesetzt. Da hier keine Vorfahrzone ist, blockieren die Fahrzeuge die Busspur. Und auf dem Lehrerparkplatz kommt es zu Staus. Das Problem dieser sogenannten &bdquo;Elterntaxis“ sei aber schwer zu lösen, räumt Katrin Tebben, die Leiterin des Gymnasiums, ein.

"Rennstrecke" vor den Schulen Ihr Kollege Christian Landerbarthold, Leiter der benachbarten Heinz-Sielmann-Schule, ergänzt: &bdquo;Eltern haben nun mal die Tendenz, möglichst bis zum Eingang zu fahren.“ Vor der Sekundarschule trete das Problem in der Weerthstraße allerdings kaum auf. Wie vor anderen Schulen, könne ja eventuell eine gesonderte Zone (&bdquo;Kiss and go“) ausgewiesen werden, wo die Wagen kurz anhalten und die Kinder gefahrlos aussteigen, schlägt Julia Eisentraut vor. Welche Fläche sich dafür eignet, müsse noch ermittelt werden.

Beide Schulleitungen beobachten, dass die stark befahrene Zeppelinstraße vor dem Gymnasium häufig als &bdquo;Rennstrecke“ missbraucht werde. Sie wünschen sich, ein Teilstück zur Tempo-30-Zone zu erklären. Das sei aber gar nicht so einfach, erklärt die Landtagsabgeordnete. Die gegenwärtige Gesetzgebung betone nun mal die Flüssigkeit des Autoverkehrs. Ausnahmen seien nur aus Gründen des Lärmschutzes und wegen erhöhter Unfallgefahr möglich.

&bdquo;Das ist schon sehr anachronistisch“, meint Eisentraut. Sie setzt daher auf die vom Bundestag bereits beschlossene Reform des Straßenverkehrsrechts. Wenn der Bundesrat zustimmt, können Kommunen künftig schneller und flexibler auf besondere örtliche Anforderungen reagieren.

Busse sind häufig zu spät 7.50 Uhr: Der Schulbus der Linie 769 aus Lage trifft ein – fünf Minuten nach Unterrichtsbeginn. Es sei nicht selten, dass Busse zu spät kommen oder ganz ausfallen, berichten die Schulleiter. Als extremen Nachteil bezeichnet Landerbarthold, dass ein Stadtteil gar nicht mehr bedient werde. &bdquo;Die Währentruper sind echt arm dran, denn die Verbindung wurde eingestellt“, klagt er. &bdquo;Eine Kollegin hat schon drei Mal ein Kind mit seinem schweren Ranzen nach Hause gebracht.“

Außerdem berichteten Anna Toli und Maximus König von der Schülervertretung der Sielmann-Schule, dass die Busse oft überfüllt seien. Julia Eisentraut sagt zu, sich bei den Busunternehmen nach den Gründen für die Unregelmäßigkeiten zu erkundigen. Grundsätzlich schlägt sie vor, die Meinung der Eltern zum Thema &bdquo;sicherer Schulweg“ zu erfragen und Lösungen zu suchen.

Mit gemischten Gefühlen sehen Tebben und Landerbarthold der kommenden Woche entgegen, wenn die Fußgängerbrücke über der Zeppelinstraße abgerissen wird. Zumindest konnten sie erreichen, dass – wenn auch nur während der Bauphase – hier Tempo 30 vorgeschrieben wird. Ferner wird zwischen den beiden Schulen zusätzlich eine Behelfsampel eingerichtet, damit die Sielmann-Schüler gefahrlos auf die andere Seite wechseln können. &bdquo;Denn sie sind viel unterwegs“, erläuterte Landerbarthold. &bdquo;Wir nutzen ja nicht nur die Dreifachsporthalle, auch Kunst, Technik, Darstellen und Gestalten sowie naturwissenschaftliche Fächer werden in Räumen des Gymnasiums unterrichtet. Daher ist die Brücke für uns schon sehr wichtig.“

In Gruppen sollen sich die Schüler während der Baustellenphase auf den Weg machen, die Fachlehrer werden sie begleiten. Die beiden Schulleiter wollen die Verkehrssituation im Blick behalten. &bdquo;Es wird spannend werden“, meint Landerbarthold.

Infos rund um die Bauarbeiten an der Brücke über die Zeppelinstraße Die Betonbrücke am Schulzentrum, zwischen Heinz-Sielmann-Schule und Niklas-Luhmann-Gymnasium, wird komplett abgebaut. Eine Fußgängerampel soll übergangsweise das Überqueren der Straße erleichtern. Wegen der Abbrucharbeiten ist die Zeppelinstraße von Montag, 14. August, bis Mittwoch, 23. August, gesperrt. Das betrifft den Abschnitt zwischen Robert-Koch-Straße und Ravensberger Straße. Die Umleitungsstrecke führt über die Rathausstraße, Tunnelstraße sowie Lämershagener Straße.

Busse werden die Haltestelle auf der Nordseite der Zeppelinstraße am Niklas-Luhmann-Gymnasium weiterhin anfahren. Der Busverkehr aus Richtung Robert-Koch-Straße wird über die Straße Unter der Howe geführt und darüber die Haltestelle auf der Nordseite anfahren. Um einen Begegnungsverkehr der Busse zu ermöglichen, gilt vom 14. bis 23. August an der Straße Unter der Howe und teils der Ravensberger Straße ein Halteverbot.

Nach dem 23. August wird eine Teilsperrung auf der Zeppelinstraße eingerichtet, der Bereich der Brückenbaustelle kann dann wieder einspurig passiert werden. Das Halteverbot werde dann zurückgenommen. Die gesamte Baumaßnahme soll bis mindestens Ende September andauern. Die Montage der neuen Brücke ist für die Zeit der Herbstferien, zwischen 2. und 13. Oktober, geplant. Dann müsse die Zeppelinstraße erneut voll gesperrt werden.

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