IT-Sicherheitsexperten referieren in Oerlinghausen über Cyberkriminalität

Oerlinghausen . Es sind abenteuerliche Zahlen, die zwei IT-Fachleute vor dem Oerlinghauser Publikum verkündeten: &bdquo;84 Prozent aller deutschen Unternehmen sind allein im Jahr 2021 Opfer von Datendiebstahl geworden“, sagte Eckhard Koch, Präsident der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) und IT-Sicherheitsexperte aus Paderborn in der Aula des Niklas-Luhmann-Gymnasiums. &bdquo;Die Bedrohung wächst, wir verzeichnen heute um die 400.000 Schadprogramme täglich“, rechnete er vor. Der Volkswirtschaft entstünden immense Kosten erläuterte anschließend auch die zweite Referentin, Desiree Wendenburg, vom Verfassungsschutz des NRW-Innenministeriums. Auf um die 270 Milliarden Euro im Jahr bezifferte sie die Schäden, die in Deutschlands Wirtschaft pro Jahr zu verzeichnen seien.

Bedrohung durch Künstliche Intelligenz Der Lions Club Oerlinghausen hatte die beiden hochkarätigen IT-Sicherheitsexperten zu einer bemerkenswerten Vortragsveranstaltung mit dem Titel: &bdquo;Spionage – Sabotage – Cyberkriminalität“ eingeladen. &bdquo;Diese Kriminalität zählt zu den aktuellen Bedrohungslagen in unseren Tagen“, hatte Präsident Martin Dombrowski als Grund für das spezielle Thema genannt, &bdquo;insbesondere auch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.“ Dombrowski, der beruflich selbst seit 23 Jahren in der IT-Sicherheitsbranche tätig ist, nannte diverse Angriffe von Kriminellen auch im privaten Bereich. Viele Menschen seien schon in Berührung gekommen mit &bdquo;Stimmensimulation“ oder &bdquo;Passwortdiebstahl“.

Eckhard Koch schilderte, wie sich mit der Einführung des Internets seit den 1990er Jahren eine neue bislang unbekannte Form der Kriminalität entwickelt habe. Erste noch fast humorvolle Angriffe hätten Computerfreaks damals auf die Internetseite des Weißen Hauses in den USA unternommen. Dann sei im Zuge der Finanzkrise im Jahre 2008 so etwas wie &bdquo;Risikobewusstsein“ durch Datenübertragung aufgekommen. Der erste große Datendiebstahl durch Edward Snowden, der 1,7 Millionen Dokumente aus der amerikanischen Sicherheitsbehörde NSA entwendet habe, löste einen &bdquo;Push“ für IT-Sicherheit aus, sagte Eckhard Koch. Mit Blick auf die heutige Zeit erklärte er, die Herausforderungen an die Datensicherheit durch die weltweite Vernetzung seien enorm gestiegen. &bdquo;Die finanziellen, personellen und technischen Aufwendungen sind immer höher geworden.“ Man rechne heute, dass etwa fünf Prozent der Kosten eines jeden wirtschaftlichen Projekts für den Datenschutz aufgewandt werden müssten. Was man tun könne für mehr Sicherheit in der Wirtschaft? Neben angemessenen Schutzprogrammen gelte es vor allem, die Mitarbeiter zu sensibilisieren und zu schulen, um das Bewusstsein für die Bedrohung zu schärfen, meinte er.

Steigendes Risiko für Datendiebstahl Mit vielen Praxisbeispielen schilderte auch Desiree Wendenburg das steigende Risiko des Datendiebstahls, das in der heutigen Zeit vor allem in der weltweiten Vernetzung zu suchen sei. Die Expertin für Wirtschaftsbedrohungen und Sabotageabwehr in der Abteilung Verfassungsschutz des NRW-Innenministeriums sagte, es gebe diverse Einfalltore, um an die Daten der Personen und Unternehmen kommen zu können. Das könnten sogar auf den Tisch gelegte Smartphones bei Konferenzen sein. Das könnten auch weitergeleitete Fotos von sensiblen Bereichen sein, die gedankenlos versandt würden. Alles, was mit dem Netz verbunden sei, könne von kriminellen Hackergruppen – manchmal sogar im Staatsauftrag – zur Gewinnung von wirtschaftlichen oder personellen Informationen dienen.

Das Internet sei ein Hochrisikoraum geworden. Wenn sich eine Hackergruppe erst einmal Zugang verschafft habe, könnten sich Unternehmen oder Privatpersonen zumeist nur mit sehr hohen Kosten freikaufen. Ansonsten blieben die Bildschirme der betroffenen Firmen einfach dunkel. Sie erinnerte daran, dass auch in Ostwestfalen die Computersysteme diverser Krankenhäuser gehackt worden seien.

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