
Schieder-Schwalenberg. Die Sonne strahlte, und die große weiße Fläche lockte: Scharen von Menschen tummelten sich an diesem Wochenende am Schiedersee – und diverse davon auch auf der Eisfläche – trotz des strikten Verbotes.
Den Spuren auf der Eisfläche nach zu urteilen, müssen über das Wochenende verteilt Hunderte von Menschen den See überquert haben. Beliebte Einstiegstellen waren dabei nicht nur der Bootsverleih im Kronenbruch, sondern auch der Kanueinstiegsplatz am Nordufer des Sees in Höhe der Seeterrassen.
Benjamin Krentz, Betreiber des Erholungszentrums am Schiedersee, kann da nur mit dem Kopf schütteln: „Das waren viel zu viele Leute, die sich da aufs Eis gewagt haben. Ich verstehe das nicht. Es ist einfach unglaublich gefährlich."

Vor allem in Richtung des Hirschsprunges, wo sich zumindest am Sonntagnachmittag diverse Schlittschuhläufer tummelten: „Da haben wir unterirdisch diverse Einläufe in den See, und wenn Du da einbrichst, holt Dich da keiner mal eben in zwei Minuten raus." „Ich höre auch immer wieder Geschichten aus den vergangenen Jahren, angeblich ist jemand sogar schon mal mit dem Auto auf den See gefahren", erzählt Benjamin Krentz.

Auch Kai-Daniel Schmidt, Betreiber der Seeterrassen, versteht die Unvernunft nicht: „Dummheit stirbt leider nicht", kommentiert er auf Facebook ein Foto, das er von der bevölkerten Eisfläche eingestellt hat.
Alt und Jung gehen Risiko ein
Und die Unvernunft zieht sich offensichtlich durch alle Generationen: Nicht nur zwei Jungs mit Fahrrädern fuhren am Sonntagnachmittag auf dem See, sondern auch eine größere Familie mit Schlitten, Menschen mit ihren Hunden und Wanderer – alle offensichtlich mit viel Spaß und wenig Gefühl für die Gefahr.
Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth und Rainer Huneke vom Eigenbetrieb Straßenbau des Kreises Lippe wollen beide keine Spielverderber sein. Aber beide sagen mit Blick auf den Schiedersee: „Das Betreten der Eisfläche ist schlichtweg verboten." Das Stadtoberhaupt: „Es ist eine Frage der Haftung. In dem Moment, in dem wir die Eisfläche freigeben, müssen wir auch sicherstellen, dass sie wirklich begehbar ist. Und das können wir nicht." Am Freitag hatte Bierwirth noch geschrieben, er mache sich Sorgen, „weil wir weiter herrliches Wetter erwarten, was leider auch regelmäßig die Unvernunft steigen lässt." Gleichwohl werde niemand von Stadt oder Kreis am See oder im Kurpark patrouillieren, sagte er der LZ. „Dazu haben wir keine Kapazität."
Auch Rainer Huneke vom Kreis weist noch einmal darauf hin, dass die Ruhe auf dem See extrem trügerisch ist, auch wenn die Emmer jetzt nicht mehr direkt durch den See fließt. Denn unter der Oberfläche sei viel mehr Bewegung, als man nach dem Bau der Umflut hätte denken können. „Wir hatten den See ja einen halben Meter abgesenkt und glaubten, dass es 50 Tage dauern würde, bis der Wasserstand wieder erreicht ist. Aber so war es nicht, nach vier Wochen war der See wieder voll."
Im Übrigen sei der See auch nicht so flach, wie es so mancher Zeitgenosse anzunehmen scheint: „Das Wasser ist an manchen Stellen zwei Meter tief, das ist lebensgefährlich." Und selbst wenn es wider Erwarten noch wochenlang frieren würde, könne man aus Sicht des Kreises die Eisfläche nicht freigeben: „Denn dann müssten wir auch eine Aufsicht stellen, und für die Kosten hätte ganz sicher kaum jemand Verständnis.
See friert nur langsam zu
Trotz der eisigen Nächte der vergangenen Zeit – in der Nacht zu Freitag waren es in Schieder minus 18 Grad Celsius – friere der See nur sehr langsam durch, ergänzt der Bürgermeister: „Der Schnee wirkt isolierend, so dass der Frost gar nicht tiefer dringen kann und das Eis noch dicker wird."
So warnte auch die Feuerwehr Schieder-Schwalenberg bereits am Dienstag dringend vor dem Betreten des Eises, „da es in der Vergangenheit immer wieder Situationen gab, in denen Personen nur durch viel Glück nicht zu Schaden gekommen sind." Dennoch begaben sich bereits tags darauf drei Jungs auf die Eisfläche, und immer wieder sind seither Menschen auf dem See.
Ein Zeitgenosse hat sich dem Vernehmen nach auch schon mit einem Moped auf dem See getummelt. Und bis gestern Nachmittag riss der Strom der Eisabenteurer nicht mehr ab. Passiert ist nach Informationen der LZ glücklicherweise nichts.