Eine Tierschützerin für Schwalenberg

Schieder-Schwalenberg. Ein Hund kommt langsam um die Ecke getrottet, die Haare um die Schnauze sind ganz grau. Das hohe Alter ist kaum zu übersehen. &bdquo;Das ist Ciara", sagt Nicole Giebert . Ciara ist schon 17 Jahre alt, leidet an Blind- und Taubheit. Im Hausflur stehen Transportboxen, Leinen liegen auf der kleinen Bank an der Wand, im Wohnzimmer zwitschern Vögel. Dass Nicole Giebert tierlieb ist, ist nicht zu übersehen. Sanft streichelt sie Ciara den Kopf.

Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich in Schwalenberg um Tiere zu kümmern, die angefahren wurden, verletzt oder gestorben sind. Im Ort möchte sie Ansprechpartnerin für alle sein. Die Tierschützerin betreut derzeit eine verletzte wilde Katzenmama und ihren Nachwuchs. Die Anwohner sollten sich nicht wundern, wenn sie diese jeden Tag füttert. &bdquo;Das ist alles mit dem Tierheim und dem Ordnungsamt abgesprochen", sagt sie. Nicole Giebert hat sich ein Netzwerk aufgebaut und kann in tierischen Angelegenheiten vermitteln, wenn etwas ist. Wird ein Greifvogel verletzt gefunden, kontaktiert sie die Adlerwarte in Berlebeck , eine Frau in der Nähe kümmert sich um Eichhörnchen und Igel, in Höxter kennt sie jemanden, der Vögel, beispielsweise Schwalben, versorgt.

Sie hat ein Chiplesegerät dabei

Liegt ein angefahrener Hund oder eine angefahrene Katze auf der Straße, fährt die Tierschützerin hin – vorausgesetzt die Polizei, die erster Ansprechpartner in solche Fällen ist, hat keine Zeit. Von der Tierschutz-Organisation, der &bdquo; Arca Fabiana", der sie vor einigen Jahren beigetreten ist, hat sie ein eigenes Chiplesegerät bekommen. Damit lassen sich gechippte Haustiere identifizieren und folglich die Besitzer kontaktieren. &bdquo;Ist das Tier nicht gechippt, kümmert sich letztendlich das Ordnungsamt", sagt sie. Das bedeutet entweder, sie geben Hund, Katze und Co. ins Tierheim oder &bdquo;entsorgen" das Tier, wenn es tot ist. Eine Chip-Pflicht gibt es nicht.

Häufig wurde die Hilfe der 55-Jährigen noch nicht in Anspruch genommen. In Großstädten mit der Nähe zu Autobahnen und Schnellstraßen sei natürlich mehr los. Außerdem müssten die Schwalenberger erst einmal wissen, dass es sie gibt. Die Tierschützerin hilft aber auch bei der Suche, wenn ein Hund ausgebüxt ist oder jemand einen Vierbeiner ohne Besitzer durch Schwalenberg laufen sieht.

Verletzte Katzenmama in Obhut

Aktuell kümmert sie sich um die verletzte wilde Katzenmama und ihre Babys. Auf Facebook hat man sie darauf aufmerksam gemacht, dass diese in der Scheune gegenüber der Grundschule leben. &bdquo;Ich habe mit dem Ordnungsamt und dem Tierheim in Detmold abgesprochen, dass ich die Katzen zunächst anfüttere, um sie dann einfangen und im Tierheim abgeben zu können", erklärt die Tierschützerin. Dort können sie kastriert werden.

Das Anfüttern sei zunächst wichtig, um Vertrauen aufzubauen, hat aber noch einen ganz anderen Hintergrund. Dann wird sie in wenigen Wochen die Futtergabe einstellen und nur einige Leckerbissen in Lebendfallen auslegen, um die hungrigen Katzen hineinzulocken. &bdquo;Allein auf Nahrungssuche gehen kann die Mamakatze nicht, sie ist verletzt und schon wieder trächtig", stellt Nicole Giebert fest.

Beschimpfungen gibt es auch

Von den Anwohnern hat sie bereits viel Unterstützung erfahren, wie sie berichtet. Futter- und Geldspenden sind bei ihr angekommen. &bdquo;Das ist so ein tolles Gefühl, das hat mich umgehauen", sagt sie. Diese Momente überdecken die, die nicht so schön sind. Denn auch Beschimpfungen musste die 55-Jährige in den vergangenen Wochen einstecken, weil &bdquo;die Alte die wilden Katzen anfüttert".

Nicole Giebert betont, dass die Menschen jederzeit fragen können, was sie da macht, bevor es zu solchen verbalen Angriffen kommt. Denn ein Problem mit wilden Katzen gibt es nicht nur an der Grundschule. &bdquo;In Schwalenberg gibt es eine Katzenschwemme. Mindestens 40 wilde Katzen sind es, um die sich in den nächsten Wochen gekümmert werden muss", sagt sie.

Unterstützung vom Tierschutzverein

Peu à peu sollen auch die anderen angefüttert und in das Tierheim nach Detmold gebracht werden. Unterstützung dafür bekommt sie vom Tierschutzverein &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten" aus Lage. Nicole Giebert hofft, dass in Schieder-Schwalenberg endlich die Kastrationspflicht für die Mäusejäger eingeführt wird. Denn sie ist sich sicher: Da wo die Katzenhalter sparen, leiden am Ende vor allem die Tiere.

Für alle, die Hilfe suchen oder sie unterstützen wollen, ist Nicole Giebert am besten über Facebook zu erreichen. Dort ist sie unter ihrem Klarnamen zu finden und kann angeschrieben werden. Da sie einen Vollzeitjob bei Phoenix Contact hat, möchte sie ihre private Nummer in diesem Artikel zunächst nicht der gesamten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Kastrationspflicht

Die Tierschützer vom Verein &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten", die auch in Schwalenberg unterstützen, schlagen Alarm: &bdquo;Die Meldungen über verwahrloste Haustiere und Tierquälereien nehmen zu, die Arbeit ist kaum noch zu bewältigen", schreiben sie. In diesen Wochen seien die ehrenamtlichen Helfer an vielen Orten im Kreis unterwegs, um &bdquo;das Elend der herrenlosen Katzen zu mildern". Dass es immer noch Kommunen in Lippe gibt, die keine Kastrationspflicht eingeführt haben, ist für die Tierschützer unverständlich. Sie schlagen eine kreisweite Pflicht wie im Nachbarkreis Herford vor. Die Situation freilaufender Katzen ist in den vergangen Monaten Gegenstand von Erhebungen des Kreises Lippe gewesen. Die Ergebnisse stehen noch aus.

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