So läuft das Stand-Up-Paddling auf dem Schiedersee

Schieder-Schwalenberg. "Hast du schon mal eine Schnupperstunde gegeben, in der niemand vom Brett ins Wasser gefallen ist?" Stand-Up-Paddling-Coach Jan Peter Klassen muss nur eine Sekunde nachdenken und hat direkt eine ernüchternde Antwort parat: "Nein", sagt der 31-Jährige gerade heraus, während uns beim Blick aufs Wasser der knackige Wind um die Nase pfeift. Das Gespräch lässt mein irrsinnig aufgekeimtes Selbstbewusstsein abrupt schrumpfen. Vielleicht hätte man als blutige Anfängerin die Wechselklamotten besser doch nicht im Auto lassen sollen. Aber egal. Eine Abkühlung kann ja nicht schaden.

Wobei das Schwimmen im Schiedersee ja generell verboten ist, da kann so ein unfreiwilliger Bauchklatscher ja nicht erstrebenswert sein... Aber: Kurz reinfallen macht wohl nichts, verspricht der Coach. "Ich hatte noch keinen Teilnehmer, der davon krank geworden ist", sagt Jan Peter Klassen und muss schmunzeln. Sorgen müsse sich also niemand beim Paddeln auf dem Schiedersee machen, die zuständige Wasserschutzbehörde habe das lippische Gewässer ja aus gutem Grund für den Trendsport freigegeben. Und das eigentliche Ziel sei es ja, auf dem Board stehen zu bleiben, nicht daneben her zu schwimmen. Die dabei stehende Anfängerin versucht sich das direkt als Mantra einzuprägen.

Innere Ruhe und Balance Zum Stand-Up-Paddling, kurz "SUP", ist Jan Peter Classen mehr zufällig gekommen. Er habe Sport und Natur verknüpfen wollen, genauso wie zuvor beim Mountainbiken, das ihm mit der Zeit etwas langweilig geworden sei. Genau diese zwei Sachen ließen sich beim SUP bestmöglich vereinen. "Man hat die Naturverbundenheit - und kann dabei dem Alltag entkommen", sagt Klassen. Das Paddeln im Stehen sei für ihn daher weniger Sport als Mediation. Schließlich komme es auf dem Wasser darauf an, die innere Ruhe und Balance zu halten.

Seit Mitte Juni weist Jan Peter Klassen Wasserbegeisterte in die Geheimnisse des Paddelns auf dem lippischen Gewässer ein. Er steht auf Abruf und nach Terminabsprache bereit, acht Boards könnten von hier ins Wasser tauchen. Das Angebot des Stand-up-Paddling-Clubs Paderborn für Schnupperstunden, Kurse und den Verleih gibt es am Schiedersee sogar schon länger, seit etwa fünf Jahren gibt es die Station. Es sei eine der schnellsten wachsenden Trendsportarten weltweit, heißt es vom Club. Die Anhänger kämen aus jeder Altersklasse. "Hier auf dem Schiedersee hat man keine Motorboote und wenig Wellengang", sagt Klassen. Das sei definitiv ein Vorteil gegenüber anderen Standorten.

Sicher wieder aufstehen Die Trockenübungen an Land sind in etwa 15 Minuten abgearbeitet. Der Coach erklärt genau, wie das Paddel richtig angefasst und eingetaucht werden muss, damit es auf dem Wasser vorangeht. Wichtig ist natürlich - gerade als Anfängerin - zu wissen, wie man am sichersten aufsteht. Zuerst geht es auf die Knie, wenn der Neuling dann genug Sicherheit verspürt, kann er sich langsam aufrichten, sagt der Coach. "Am besten nach dem Aufstehen direkt lospaddeln, damit man die Balance findet."

Beim Paddeln auf der Wiese wächst parallel der Respekt vor dem entscheidenden Moment im Wasser. Obwohl das aufblasbare Board allein durch seine Größe stabil wirkt und sich unter den Füßen sicher anfühlt, sind es eher die wahrscheinlich zitternden Knie, die Sorgen bereiten. Der Coach weiß auch hier Rat: "Wenn man zu lange auf den Knien paddelt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie zittrig werden." Die Worte schallen noch im Ohr nach, während wir die Boards ins Wasser schieben. Bloß nicht so lange auf den Knien herumdümpeln, mutig sein!

Kollision mit Stegen vermeiden An diesem Mittwochnachmittag ist es aber weniger das Wasser, das sich gegen die Landratte sträubt, sondern eher der kräftige Wind, der das Vorankommen erschwert. Jegliche Kollisionen mit herannahenden Stegen können jedoch mit eher unbeholfenen Paddelschlägen abgewendet werden. Dafür gibt es anerkennende Worte vom Coach. "Du schlägst dich ganz gut", ruft der vom anderen Board herüber. Ob das beim Wassersport das Synonym für "Sie hat sich stets bemüht" ist?

Zumindest das Aufstehen klappt ohne Stolpern und panisches Armgewedel. Der Stand fühlt sich sicher an, fast wie schwerelos. Es sind nur wenige Minuten, die ich als Neuling auf dem Wasser verbringe, und doch prägt sich das unbeschwerte Gefühl wie selbstverständlich zwischen den Synapsen ein. Obwohl sich das Board an diesem windigen Tag nicht so recht lenken lassen will, das Gefühl vom über Wassergleiten lässt jegliche Kontrollprobleme weniger schlimm erscheinen. Vergessen ist genauso der volle Schreibtisch und der drückende Redaktionsschluss, der an Land wartet. Und immerhin bringt das nur kurze übers Wasser der Autorin folgenden Satz mit: Zum ersten Mal ist jemand bei der Schnupperstunde nicht ins Wasser gefallen. Und selbst wenn, das wäre es wert gewesen.

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