Schieder-Schwalenberg. Zwei Windräder gibt es auf städtischem Gebiet bereits, drei weitere sollen hinzukommen. Und das bereits seit acht Jahren. Ein Hin und Her seit 2015. Wie berichtet hatte die Verwaltung den ersten Genehmigungsantrag des Betreibers abgelehnt, die Anlagen sollten außerhalb der von der Stadt festgelegten Vorrangszone für Windkraftanlagen gebaut werden. Der Betreiber Abo Wind klagte und gewann. Es folgte die Insolvenz des Anlagenherstellers, ein neuer musste her. Aber nun ist es soweit: Die Vorarbeiten für den Bau der Windkraftanlagen sind gestartet.
Und dieser Tage wird schwer gebuddelt am Bennerberg zwischen Schieder und Brakelsiek, denn im Zuge dieser Vorarbeiten werden laut Daniel Duben, Pressesprecher der Abo-Wind, zuerst einmal Kabeltrassen verlegt. Ein Pflug wühlt dafür die Erde auf und legt gleichzeitig die Kabel hinein, beschreibt Duben das Vorgehen. Mitarbeiter der Firma Rühlmann-Bau sind derzeit dabei, Leerrohre zu verlegen, durch die später die Kabel gezogen werden.
Danach folge der Wegebau und -ausbau sowie der Bau der Kranstellfläche. Mitte 2024 sollen die drei Windräder schließlich stehen und in Betrieb genommen werden. Das zumindest sagt der Zeitplan, der allerdings auch schon überarbeitet wurde: Eine Inbetriebnahme war ursprünglich für Ende dieses Jahres geplant.

Gebiet wäre mittlerweile Vorrangzone
Der Standort zwischen Brakelsiek, Schieder und Lothe biete sehr gute Bedingungen für die Windkraft. Das habe auch eine Dauermessung im Jahr 2019 ergeben, die die prognostizierten Windgeschwindigkeiten von mehr als sechs Metern pro Sekunde bestätigen sollte.
2017 war Bürgermeister Jörg Bierwirth noch gegen den Bau der Windräder an dieser Stelle: keine Vorrangzone für Windkraft nach Flächennutzungsplan. Doch mittlerweile, nach einigen Änderungen der Vorgaben, wäre das Gebiet zwangsläufig zu einer Vorrangzone geworden, erklärt er. Und: "Wir brauchen Windkraft, erneuerbare Energien, gerade vor dem Hintergrund der Energiewende." Auch wenn die Anlagen - immerhin doppelt so groß wie die bereits vorhandenen - schon eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes seien.
Bürger sollen profitieren
Die meisten Anwohner hätten nichts gegen das Projekt, wie Daniel Duben erklärt. Abo Wind möchte sie derweil an den Anlagen beteiligen, damit sie finanziell vom Bau profitieren. Wer das möchte, kann sich bis Sonntag, 17. September, auf der Internetseite www.beteiligung.abo-wind.com registrieren. „In einem ersten Schritt schauen wir, wie hoch das Interesse an der Beteiligung ist“, erklärt Projektleiter André Rotmann in einer Mitteilung. Alle, die ihr Interesse bekundet haben, sollen dann ein Angebot bekommen. Ein nicht unübliches Vorgehen, so arbeiten gar manche Bundesländer bereits an gesetzlichen Regelungen für solche Beteiligungen. "Wir würden uns freuen, wenn es vereinheitlicht würde", sagt Daniel Duben dazu.
Jörg Bierwirth steht einer Beteiligung der Bürger ebenfalls positiv gegenüber. Das helfe, die Akzeptanz der Bürger hinsichtlich der Anlagen zu erhöhen. Und immerhin bleibe so ein wenig Geld auch vor Ort. Auch wenn er wiederum eine dauerhafte Lösung wie eine Baugenossenschaft bevorzugt hätte.

Die drei neuen Windräder sollen insgesamt 10,8 Megawatt Strom produzieren (Nennleistung pro Anlage 3,6 Megawatt) - so viel, wie rund 8500 Haushalte verbrauchen. Und das vermeide den Ausstoß von mehr als 19.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich, betont das Unternehmen Abo Wind. Die Anlagen des Herstellers Nordex werden insgesamt jeweils 199,5 Meter hoch sein, Nabenhöhe 134 Meter, Rotordurchmesser 131 Meter.