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Fehler eingeräumt: Warum mussten diese Bäume bei Schieder für Windräder weichen?

Carolin Brokmann-Förster

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Im Bärental, dort, wo der Schwertransport mit den Windrädern langführen soll, wurden sechs Bäume gefällt. - © Silke Buhrmester
Im Bärental, dort, wo der Schwertransport mit den Windrädern langführen soll, wurden sechs Bäume gefällt. (© Silke Buhrmester)

Schieder-Schwalenberg/Brakelsiek. Drei Windräder sollen im neuen Windpark in Schieder-Schwalenberg entstehen. Und wer dieser Tage am Bennerberg zwischen Schieder und Brakelsiek - oder genauer im Bärental - vorbei kommt, sieht, dass er sie nicht mehr sieht: Sechs Bäume fehlen an dem Feldweg. Die sind für die Windräder gefällt worden - ebenso wie ein Baum in der Ortsdurchfahrt vor ein paar Monaten.

Besser gesagt: Die sechs Bäume mussten für den Transport der Windrad-Komponenten weichen. Denn Felix Losada, Sprecher der Firma Nordex, die die Anlagen herstellt und liefert, erklärt auf Nachfrage, „die Bäume mussten leider weichen, damit die Schwertransporte durchgeführt werden können“. Schließlich wollen zig Tonnen Maschinenhaus, Rotorblätter, Triebstrang und Nabe zu ihrem Platz gebracht und dort aufgebaut werden. Zur Anlieferung kommen dabei zum einen sogenannte „Selbstfahrer“ (Self-Porpelled Modular Transporter) zum Einsatz. Hierbei handelt es sich quasi um fahrbare Plattformen mit mehreren Achsen und eigenem Antrieb. Des Weiteren seien Sattelzüge ohne Vorderachse im Einsatz, die laut Losada geringe Kurvenradien haben, sowie Standardtransporte.

36 Schwertransporte mit zig Tonnen Ladung

Und die Komponenten sind wahre Schwergewichte: Ein Maschinenhaus wiegt etwa 60 Tonnen, eine Nabe 38 Tonnen und ein Triebstrang rund 70 Tonnen. „Ein Turm besteht aus sechs Teilen mit Gewichten zwischen 46 Tonnen (oberstes Segment) und 70 Tonnen (untere Einheit)“, erklärt Losada. Je Windrad seien zwölf Fahrten erforderlich - also insgesamt 36 Schwertransporte unterschiedlicher Transporttechnik.

Und die Bäume? Die sind erst einmal weg, damit die Transporter durch kommen - geplant ist das laut Stadtverwaltung im zweiten Quartal dieses Jahres. Und da ja ab März Schonzeit ist und Bäume dann nicht mehr gefällt werden dürfen, mussten sie jetzt schon weichen. Aber: Es soll wieder aufgeforstet werden, betont der Nordex-Sprecher. Aber nicht von der Firma Nordex, sondern vom Betreiber des Windparks - und das ist Abo Wind.

Im Bärental muss für den Schwertransport auch der Wirtschaftsweg verbreitert werden. - © Silke Buhrmester
Im Bärental muss für den Schwertransport auch der Wirtschaftsweg verbreitert werden. (© Silke Buhrmester)

„Es ist ein Fehler passiert“

„Für jeden gefällten Baum pflanzt der Betreiber drei neue“, sagt Bürgermeister Jörg Bierwirth auf Nachfrage. Der Wirtschaftsweg, an dem die Bäume standen und über den der Schwertransport erfolgen soll, sei recht schmal. Es habe auch einen Ortstermin gegeben, organisiert von Abo Wind, an dem auch die Stadt beteiligt war. Zurückschneiden oder fällen sei die zentrale Frage gewesen. Und die Stadt sei laut Bierwirth nicht gegen die Fällung gewesen, „entscheiden muss das aber die Untere Naturschutzbehörde“ - also der Kreis Lippe. Und der sei bei besagtem Ortstermin nicht zugegen gewesen, laut Bierwirth hatte es aber Gespräche mit Abo Wind im Vorfeld gegeben - und zwar in die Richtung, dass eben keine Bäume gefälllt werden.

Daniel Duben, Pressesprecher der Abo Wind, räumt ein, es sei ein Fehler passiert, denn die Bäume hätten ohne das „Go“ der Unteren Naturschutzbehörde nicht gefällt werden dürfen - und das habe es eben nicht gegeben. Denn beim Ortstermin im Januar war kein Vertreter anwesend. Geplant gewesen sei ursprünglich, dass die Bäume nur beschnitten werden sollten.

Doch bei besagtem Ortstermin- ohne den Kreis - sei dann besprochen worden, dass das Fällen der Bäume die bessere Lösung sei. Sie seien noch relativ jung gewesen mit einem Durchmesser von etwa 30 Zentimetern, ergänzt Duben. „Auch wenn es natürlich schade um jeden Baum ist.“ Die gefällten Bäume müsse und wolle Abo Wind kompensieren, „wir sind deswegen auch schon auf den Heimat- und Verkehrsverein zugegangen“. Denn die Kompensation, also Neupflanzung von Bäumen, müsse nicht an selber Stelle erfolgen. Und der Verein könne dabei auch seine Vorstellungen einbringen, wo für die insgesamt sieben - sechs im Bärental sowie einer zuvor - aufgeforstet wird.

Kreis will Verfahren einleiten

„Die Bäume an dem Wirtschaftsweg Bärental in Brakelsiek hätten nicht gefällt werden dürfen“, betont der Kreis Lippe auf Nachfrage. Es gebe eine Genehmigung zur Erschließung des Windparks, in welcher der Erhalt der Bäume festgelegt worden sei. Dass die Bäume bleiben, sei bereits bei einem Ortstermin im Oktober 2022 festgelegt worden. „Lediglich das sogenannte Lichtraumprofil, also der Raum, der auf einer Straße für den Verkehr freigehalten werden muss, hätte zurückgeschnitten werden dürfen.“ Kurz vor Weihnachten habe der Kreis dann auch einem von Abo Wind beauftragten Dienstleister mitgeteilt, dass die Bäume nicht gefällt werden dürfen.

Wie viele Bäume nachgepflanzt werden müssen, sei noch nicht entschieden. Die Entscheidung trifft die Untere Naturschutzbehörde. Der Kreis Lippe werde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten, ließ er wissen.

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