Brütender Rotmilan bei Dörenhagen im Nest erschossen

Borchen-Dörenhagen . Naturschützer sprechen von einer &bdquo;großen Sauerei", und auch bei neutralen Beobachtern sorgt dieser Fall zumindest für Kopfschütteln. Bei Dörenhagen ist ein Rotmilan - eine streng geschützte Tierart - von der es nur rund 80 Pärchen im Kreis gibt, im Nest mit Schrot durchsiebt worden und verendet.

Wie der Kreis Paderborn mitteilt, war das Weibchen von einem Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne in einem Horst entdeckt worden. Die Biostation mit Sitz in Ostenland beobachtet seit elf Jahren den Rotmilan-Bestand, sie ist vom Kreis mit dem Monitoring beauftragt worden. Jährlich erfolgen eine Dokumentation des Tier-Aufkommens sowie die Optimierung von Brut- und Nahrungsräumen.

In Dörenhagen hatte das Tier reglos auf seinem Horst gelegen. Rotmilane brüten laut Karsten Schnell, dem zuständigen Fachmann bei der Biostation, in alten Bäumen in 20 bis 30 Metern Höhe. Nach der Bergung des toten Tieres und der anschließenden Röntgenuntersuchung bestand Gewissheit: Der Vogel war einer Schrotsalve zum Opfer gefallen. Der Kreis hat wegen des Verdachts der illegalen Greifvogelverfolgung die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Im Horst befanden sich auch bereits zwei gelegte Eier.

Tote Rotmilane unter Windrädern Über ein mögliches Motiv wollen weder der Kreis noch die Biologische Station spekulieren. Zuletzt war im April 2014 in Borchen-Gellinghausen ein vergifteter Rotmilan aufgefunden worden. Das Kreisumweltamt geht aber von einer hohen Dunkelziffer unentdeckter Taten aus, da getötete Tiere in der Landschaft meistens nicht gefunden würden. Karsten Schnell erinnert daran, dass das einst von Jägern praktizierte Schießen auf Krähen- oder Greifvogelnester seit vielen Jahren verboten sei. Zuletzt gerieten Rotmilane auch im Raum Borchen immer wieder in die Schlagzeilen, wenn es darum ging, ob der Bau von Windkraftanlagen ihren Bestand gefährdet. Laut Biostation sind 2019 neun Vögel tot unter Windrädern gefunden worden, 2020 waren es bislang zwei.

Rotmilane gehören zu den streng geschützten Tierarten. Sie haben nur ein kleines Verbreitungsgebiet, das Teile von Zentral- und Südeuropa umfasst. Über die Hälfte aller Rotmilane weltweit brütet in Deutschland. &bdquo;Deshalb haben auch wir im Kreis eine große Verantwortung und Verpflichtung zugleich, diese Tierart zu schützen", betonen Susanne Pöhler vom Kreisumweltamt und Vogel-Experte Schnell.

Rotmilane sind anmutige Greifvögel. Sie wiegen ausgewachsen etwas mehr als ein Kilogramm und haben eine Spannweite von bis zu 1,80 Meter. Im Flug sind sie an ihrem gegabelten Schwanz zu erkennen. Im Winter ziehen sie nach Südeuropa und erscheinen im Frühjahr wieder über NRW.

Experte rechnet mit abnehmendem Bestand &bdquo;Der Tod dieses Rotmilans ist ein herber Verlust für den Artenschutz im Kreis Paderborn. Damit fällt die komplette Brut des Paares aus", sagt Susanne Pöhler. Zur Erhaltung der Art sei es aber dringend erforderlich, dass Bruten erfolgreich sind und eine ausreichend große Anzahl an Jungvögeln flügge werden.

Rotmilane brüteten erst ab einem Lebensalter von etwa vier Jahren und können pro Jahr zwei bis drei Jungvögel aufziehen. Ihre Hauptnahrung besteht laut Karsten Schnell aus Aas, da sie &bdquo;nicht die allerbesten Jäger" sind. Für das laufende Jahr rechnet der Mann von der Biostation mit einem abnehmenden Bestand. Hauptursache sei die trockene Witterung. Pärchen würden aufs Brüten verzichten, wenn sie nicht genug Futter für den Nachwuchs finden.

Ansprechpartner beim Kreis Paderborn für den Artenschutz ist Werner Sonnabend, Tel. (0 52 51) 308 - 66 52.

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