In Bielefeld entsteht ein riesiges Naturschutzgebiet

Senne. Die Stadt will zwischen den Rieselfeldern Windel und den Ländereien des Landschaftspflegehofs Ramsbrock eine ökologische Verbindung schaffen, damit sich die bislang in beiden Gebieten isoliert lebenden Arten austauschen und von einem Biotop zum nächsten wandern können. Dazu sollen 40 Hektar Land zwischen Karl-Triebold- und Friedrichsdorfer Straße, die einst zum Hof Osthus gehörten und noch immer intensiv als Grün- bzw. Ackerland genutzt werden, von der Bielefelder Beteiligungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaft (BBVG) übernommen werden. Die habe vor rund drei Jahren den gesamten Hof mit insgesamt 100 Hektar Fläche gekauft, sagt BBVG-Geschäftsführer Joachim Berens.

Neues Schutzgebiet ist in der Schwebe Im Moment ist das neue Schutzprojekt in der Schwebe, da das Übernahmeverfahren noch läuft. Derzeit gebe es "relativ viele Grundstücksgeschäfte", daher wollte Berens keine Prognose wagen, wann der Verkauf abgeschlossen ist. Das Areal, das derzeit noch verpachtet ist, wurde bereits von dem Sennestädter Büro für Landschaftsplanung, Bewertung und Dokumentation NZO GmbH auf noch vorhandene Pflanzen und Tiere untersucht. Das habe sich als schwierig erwiesen, weil die Grünflächen so oft gemäht werden, berichtet Dagmar Maaß vom städtischen Umweltamt.

Brachvogel, Rebhuhn und Kiebitz fehlen bisher völlig Wenn das Gelände im Besitz der Stadt ist, sollen die Pachtverträge gekündigt werden. Durch die bisherige intensive Nutzung sind Flora und Fauna ziemlich verarmt. Typische Vogelarten des Grünlands etwa seien, so die Gutachter, abgesehen von einigen Hecken- und Gebüschbrütern gegenwärtig "praktisch nicht existent". So fehlten Großer Brachvogel, Kiebitz, Rebhuhn, Steinkauz, Wiesenpieper oder Wiesenschafsstelze völlig. Das Gleiche gelte für "typische Fließgewässervogelarten", zumindest als Brutvögel. Auch das Vorkommen an Libellen, Tagfaltern und Heuschrecken sei stark reduziert. Typische Pflanzenarten der Feucht- und Nasswiesen konzentrierten sich auf die Bereiche unmittelbar entlang der beiden Bäche, des Kreide- und des Reiherbachs.

Blänken und Kleingewässer geplant Im Landschaftsplan Bielefeld-Senne wurde ein Großteil des Projektgebietes bereits als Naturschutzgebiet (&bdquo;Reiher- und Röhrbach") ausgewiesen. Die Ackerflächen sind Teil des Landschaftsschutzgebiets &bdquo;Feuchtsenne". Nach dem Eigentumswechsel soll nicht mehr gedüngt werden, "um die Nährstoffe rauszubekommen", so Maaß. "Das allein ist ein längerer Prozess." Für den Biotopverbund sollen dann offene Extensivgrünflächen geschaffen werden, Blänken und Kleingewässer. Darüber hinaus sollen die beiden Bäche renaturiert werden. Damit, so die Umweltfachleute, würden auch Arten wie Kiebitz und Großer Brachvogel gefördert.

Ausgleichsfläche für künftigen Flächenverbrauch "Die beiden Bäche sind relativ gerade und tief eingeschnitten", sagt Maaß. Eine natürliche Überflutung gebe es daher nicht. "Wir überlegen, das mit einer etwas angehobenen Sohle wieder zu ermöglichen." Die anschließende Pflege der Flächen soll zusammen mit einem Landwirt geschehen. Das Projekt soll dann gleichzeitig als Ausgleichsfläche und Ökokonto für "zukünftige Eingriffe in Natur und Landschaft" - Flächenverbrauch und Versiegelung - genutzt werden.

Der Vorentwurf zum Pflege- und Entwicklungsplan der NZO wird im Naturschutzbeirat am Dienstag, 8. September, im Technischen Rathaus vorgestellt. Beginn der Sitzung ist um 15 Uhr.

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